Die Menschen wollen im Grünen leben – auch in den eigenen vier Wänden.

Foto: istockphoto

Eigentum in Österreich ist begehrt, das hat sich durch die Corona-Pandemie nicht verändert. 73 Prozent der Immobiliensuchenden wollen ein Eigenheim. Allerdings sind die Motive dafür heute andere als noch vor der Krise, weiß man bei s Real. Das hat eine Umfrage des Immobilienunternehmens gemeinsam mit Wohnnet ergeben. Demnach ist den Menschen heute wichtiger, dass sie keine Miete mehr zahlen und nicht mehr umziehen müssen – weniger relevant sind die Themen Geldanlage, Wertsteigerung sowie die Vorsorge für das Alter geworden.

"Die Menschen haben nach dem Shutdown vermehrt ihre aktuelle Wohnsituation hinterfragt und sich über Verbesserungspotenzial Gedanken gemacht," weiß Michael Pisecky, Geschäftsführer von s Real. "Wohnqualität kommt jetzt eindeutig vor Renditeüberlegungen, Investition in Sachwerte und Werterhalt geben persönliche Sicherheit in unsicheren Zeiten."

Während die Suchanfragen zu Beginn des Lockdowns um den 15. März massiv zurückgegangen sind, ist die Nachfrage seit Mai erheblich angestiegen, bestätigt Emanuel Führer, Geschäftsführer von Wohnnet.

Geringere Planbarkeit

27 Prozent der Befragten sind auf der Suche nach einer Mietwohnung – das Motiv dafür ist heute mehr denn je die aktuelle Lebensphase dieser Menschen. "In Zeiten der geringeren Planbarkeit gehen die Menschen in Miete", sagt Pisecky dazu. Wer nicht wisse, wo er in zwei Jahren arbeitet, will flexibel sein und nicht im Eigentum wohnen.

Weit stärker hat die Corona-Krise sich auf die gewünschten Wohnorte ausgewirkt. Wollten davor noch 34 Prozent unbedingt nach Wien, waren es danach nur noch 25 Prozent. Die ländliche Idylle suchten vor Corona 39 Prozent der Befragten, danach waren es 43 Prozent. Rechnet man hier die Bezirkshauptstädte dazu, wollen fast 60 Prozent der Teilnehmenden an der Umfrage weg aus den größeren Städten.

In Wien beobachte man schon seit einiger Zeit, dass der jährliche Zuzug zurückgegangen ist, so Pisecky. Gleichzeitig gebe es hohe Fertigstellungsraten und "daher ausreichend Wohnraum. Wenn auch nicht jeder genau das findet, was er will", so der Experte.

Flexibler Arbeitsort

"Von einer großen Stadtflucht kann man aber noch nicht sprechen, zu gering sind hier – noch – die Verschiebungen in den Präferenzen", heißt es von s Real. Das Homeoffice könnte sich demnach als gute Möglichkeit entpuppen, flexible Arbeitsorte zu ermöglichen und damit einen Umzug aufs Land attraktiver zu machen. "Die Akzeptanz einer immer größeren Entfernung zur Stadt nimmt zu", sagt Pisecky. Demnach gehen auch jene Gebiete rund um Wien, in die die Menschen bereit sind zu ziehen, "weiter hinaus", sagt Pisecky.

Wer nicht ins Grüne ziehen kann, möchte zumindest zuhause eine Freifläche – seit Corona mehr denn je. Waren zuvor ein Garten (29 Prozent), ein Balkon oder eine Terrasse (56 Prozent) sehr wichtig, stieg die Beliebtheit danach für die Teilnehmenden bei Gärten um 16 Prozent an, bei Balkon und Terrasse waren es plus drei Prozent. (Bernadette Redl, 29.7.2020)