Das Galaxy Note 20 Ultra.

Foto: Samsung / Evleaks

Die Covid-19-Pandemie mag Samsung davon abhalten, seine neuesten Gerätschaften in der üblichen großen Show vor Publikum zu präsentieren. Die Hardwareentwicklung selbst scheint hingegen weiter wie geschmiert zu funktionieren. Mit dem Galaxy Note 20 und dem Galaxy Note 20 Ultra stellt das Unternehmen nun zwei neue High-End-Smartphones vor. Und so viel sei vorab verraten: Dabei gibt es durchaus die eine oder andere Überraschung.

Ein Stift

Das zentrale Merkmal der Note-Reihe ist der S-Pen, mit der Stiftnutzung hebt man diese von der üblicherweise im Frühjahr erscheinenden S-Reihe ab. Für die neue Hardwaregeneration hat sich Samsung vor allem auf die Performance des Stifts konzentriert, dies mit dem Ziel, ein "natürliches" Schreibgefühl zu ermöglichen. Konkret bedeutet das, dass die Latenz der Stifteingabe von 42 ms (beim Note 10) auf 26 ms beim Note 20 reduziert wurde. Hier zeigt sich aber bereits der erste große Unterschied zwischen den beiden Modellen: Mit 9 ms ist die Latenz des S-Pen beim Note 20 Ultra nämlich noch einmal wesentlich geringer. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es außerdem einige neue Gesten, über die grundlegende Funktionen des Smartphones ausgeführt werden. Ob das Zurückgehen in einer App oder der Wechsel auf den Homescreen – all das kann nun über entsprechende, in der Luft ausgeführte Gesten mit dem S-Pen durchgeführt werden.

Das "kleinere" der beiden Modelle: das Galaxy Note 20.
Grafik: Samsung

Eine neues Feature nennt sich Samsung Notes Sync, und es tut, was der Name schon verspricht: Alle Stifteingaben werden dabei automatisch mit einem Cloud-Dienst von Samsung synchronisiert, damit sie rasch auf anderen Geräten zur Verfügung stehen. Ebenfalls interessant ist die Möglichkeit, Mitschriften mit einer Audioaufnahme zu synchronisieren. Und für viele wohl noch wichtiger: Die Qualität der Handschriftenerkennung wurde verbessert – zumindest verspricht dies der Hersteller.

Noch mehr Microsoft

Über die vergangenen Jahre hat Samsung seine Partnerschaft mit Microsoft immer weiter ausgebaut, und die Note-20-Reihe stellt in dieser Hinsicht einen neuen Höhepunkt dar. So positioniert Samsung sein neues Smartphone als eine Art "Xbox Phone". Konkret bedeutet dies, dass man diverse Optimierungen für Microsofts Spielestreamingdienst "Project xCloud" vorgenommen hat. Samsung streicht zudem heraus, dass für das Spielen am Smartphone auch externe Spielecontroller verwendet werden können.

Die Kooperation ist wohl nicht zuletzt eine Kampfansage an Google, das mit seinem Stadia ebenfalls gerade einen Spiele-Streaming-Dienst etablieren will, der vom Desktop bis zum Smartphone funktioniert. Das ist auch insofern interessant, als erst vor kurzem ein Bericht die Runde machte, in dem von einer größeren Annäherung zwischen Samsung und Google die Rede war. Demnach könnte Samsung künftig – gegen Bezahlung von Google – Bixby zu weiten Teilen mit dem Google Assistant ersetzen. Von alldem ist beim Note 20 aber noch nichts zu bemerken.

Dex

Die Integration zwischen dem Smartphone und einem Windows-Desktop wird über eine neue Version des Desktop-Modus Dex weiter verbessert. So verspricht Samsung besseres Drag & Drop und generell einen nahtloseren Übergang zwischen den Systemen. Ebenfalls neu ist "Wireless Dex": Damit kann sich das Smartphone nun direkt drahtlos mit Fernsehern verbinden und dort den Desktop-Modus nutzen. Als Voraussetzung spricht Samsung von Fernsehern aus eigener Produktion ab der 2019er-Generation. Auf Nachfrage heißt es dann wieder, dass hier der etablierte Miracast-Standard zum Einsatz kommt. Eine etwas widersprüchliche Ansage, insofern muss wohl auf die ersten Tests gewartet werden, um zu sehen, wie gut das alles wirklich mit welchen Geräten klappt.

Display-Stärken

Kommen wird zur Hardwareausstattung, und in dieser Hinsicht gibt so manche Überraschung – zumindest wenn man die zahlreichen Leaks im Vorfeld noch nicht gelesen hat. Der Bildschirm des Note 20 Ultra schrammt mit 6,9 Zoll nur mehr knapp an der 7-Zoll-Grenze vorbei. Auch sonst soll das AMOLED-Display wieder das Beste vom Besten bieten: Dazu gehören eine Auflösung von 3.200 x 1.440 Pixel (19,3:9) sowie ein dynamischer 120-Hz-Modus. Dynamisch bedeutet in diesem Fall, dass der hochfrequente Modus nur dort zum Einsatz kommt, wo er wirklich Sinn ergibt, und sonst auf klassische 60 Hz reduziert wird, um Strom zu sparen. Ein Ansatz, den schon Googles Pixel 4 verwendet, den man bei der S20-Reihe aber noch schmerzlich vermisste. Und noch ein weiteres Highlight: Der Bildschirm soll eine noch einmal um 25 Prozent gesteigerte maximale Helligkeit im Vergleich zum direkten Vorgänger bieten. Und wer sich fragt, was die aus all dem resultierenden Abmessungen sind: 77,2 x 164,8 x 8,1 Millimeter gibt Samsung an, das Gewicht liegt bei 208 Gramm.

Deutliche Abstriche

Umso überraschender fallen die Spezifikationen des kleineren Note 20 aus, wobei kleiner mit den 75,2 x 161,6 x 8,3 Millimeter (und 192 Gramm) ohnehin sehr relativ ist. Das 6,7 Zoll große Display bietet nämlich "nur" eine Auflösung von 2.400 x 1.080 Pixel. Auch einen 120-Hz-Modus sucht man vergeblich, die Nutzer müssen also mit klassischen 60 Hz auskommen. Und wer sich darüber noch nicht ausreichend gewundert hat: Selbst bei der Oberfläche für Vor- und Rückseite des Geräts gibt es Unterschiede. Während das Note 20 Ultra als erstes Smartphone überhaupt mit Gorilla Glass 7 ausgestattet wird – und zwar sowohl vorne als auch hinten –, muss das Note 20 mit Gorilla Glass 5 zum Schutz des Displays auskommen. Für die Rückseite greift Samsung gar zu Kunststoff – eine Wahl, die in diesem Preissegment äußerst ungewöhnlich ist, auch wenn der Hersteller natürlich betont, dass das gewählte Material besonders hochwertig sein soll.

Das Note 20 Ultra bietet nicht nur ein etwas anderes Design, auch bei der Ausstattung hat es zum Teil deutlich die Nase vorne.
Grafik: Samsung

Was ebenfalls schnell auffällt: Während es beim Note 20 Ultra weiter die von Samsung lange gewohnte seitliche Abrundung gibt, fällt das Note 20 an der Vorderseite flach aus. Das Display geht bei beiden sehr nahe an den Rahmen – beim Ultra aufgrund des Edge-Designs natürlich noch ein Stück weiter. Durchbrochen wird der Bildschirm lediglich durch den Ausschnitt für die mittig angebrachte Frontkamera. Designmäßig fällt auf, dass die Ecken des Note 20 etwas stärker gerundet sind, während das Ultra-Modell kantiger wirkt.

Kamera

Deutlich Unterschiede zwischen den Modellen gibt es auch bei der Kamera. Die Hauptkamera des Galaxy Note 20 Ultra bietet einen 108-Megapixel-Sensor, der wie beim S20 Ultra 3x3 Pixel zu einem Punkt in der fertigen Aufnahmen kombiniert. Gelernt hat man offenbar aus den groben Autofokus-Problemen beim S20 Ultra, darum gibt es nun zusätzlich auch noch einen Laser-Autofokus. Beim kleineren Note 20 wird hingegen ein klassischer 12-Megapixel-Sensor mitgeliefert – nicht unbedingt ein Nachteil, wie Tests der kleineren S20-Modell gezeigt haben. Die Blendenweite liegt jeweils bei f/1.8.

Während die Ultraweitwinkelkamera (12 Megapixel, f/2.2) bei Note 20 und Note 20 Ultra gleich ist, weist das Ultra-Modell die wesentlich bessere Telekamera auf. So gibt es hier einen fünffach optischen Zoom (12 Megapixel, f/3.0), den Fantasiewert für den maximalen Zoom – bei Samsung auch Space Zoom genannt – setzt man dieses Mal vergleichsweise bescheiden mit 50x an. Beim Basismodell wird der Hybrid-Zoom bei 3x, der Space Zoom bei 30x angesetzt, zudem kommt ein anderer Sensor (64 Megapixel, f/2.0) zum Einsatz. Das legt nahe, dass hier die Vergrößerung in Wirklichkeit primär über das Zuschneiden des Bildes erfolgt, wie es schon bei den kleineren S20-Modellen der Fall ist. Videos können in 8K mit bis zu 24 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden. Eine Frontkamera gibt es auch noch, die ist bei beiden mit 12 Megapixel und f/1.8 angegeben.

Dazu passend verspricht Samsung die eine oder andere Softwareverbesserung. So gibt es im Pro-Modus der Kamera nun die Möglichkeit, schnell zwischen verschiedenen Mikrofonen als Tonquelle zu wählen – etwa wenn man lieber Earbuds als das eingebaute Mikrofon des Smartphones bei Videos heranziehen will.

Akku und mehr

Zu den weiteren Eckdaten gehören Akkus in der Größe von 4.300 bzw. 4.500 mAh, dank eines mitgelieferten 25-Watt-Schnellladers soll das Smartphone in 30 Minuten zur Hälfte aufgeladen sein. Drahtlos lassen sich die beiden Smartphones ebenfalls laden – dies mit bis zu 15 Watt. Zum Entsperren des Geräts ist wieder ein Fingerabdrucksensor unter dem Display verbaut – und zwar exakt jenes Modell, das auch schon beim S20 zum Einsatz kommt. Wer hier auf eine größere Erkennungsfläche gehofft hat, wird also enttäuscht.

Prozessor

Als Prozessor kommt in Europa derselbe Exynos 990, der schon beim S20 für begrenzte Begeisterung sorgte. Dies, da er mehr Strom braucht und langsamer ist als der direkte Konkurrent von Qualcomm, der Snapdragon 865. Und wie um es den europäischen Fans direkt ins Gesicht zu reiben, bietet Samsung in den USA sogar den noch etwas flotteren Snapdragon 865+ auf. Das RAM liegt beim Galaxy Note 20 bei 8 GB, beim Note 20 Ultra bei 12 GB. Mit dabei ist auch der IP68-Schutz vor Staub und Wasser. Wer hingegen auf die Rückkehr der klassischen Kopfhörerbuchse hofft, wird einmal mehr enttäuscht.

Als eine weitere Softwareneuerung verweist Samsung auf ein Feature namens "Nearby Share", mit dem einfach – und drahtlos – Daten zwischen mehreren Geräten ausgetauscht werden können. Wem das irgendwie bekannt vorkommt, der hat recht: handelt es sich dabei doch in Wirklichkeit um eine Google-Entwicklung, die in den kommenden Wochen durch ein Update der Play Services auf praktisch allen Android-Smartphones landen soll. Dank Ultra-Wide-Band-Support soll dieser Datenaustausch beim Note 20 Ultra aber besonders flott stattfinden – das Note 20 hat auch dieses Extra nicht. Von Haus aus läuft auf den neuen Smartphones natürlich das aktuelle Android 10 mit Samsung One UI. Wann ein Update auf das nahende Android 11 folgt, ist eine Frage, auf die sich das Unternehmen derzeit noch nicht einlassen will.

4G oder 5G

Interessant auch die Wahl in Sachen Mobilfunkunterstützung. Während es vom Note 20 sowohl eine LTE- als auch eine 5G-Version gibt, ist das Ultra-Modell nur in einer 5G-Ausführung zu haben. WLAN6 haben hingegen wieder beide. Der lokale Speicherplatz beim Note 20 liegt immer bei 256 GB, während es beim Note 20 Ultra Ausführungen mit 256 und 512 GB gibt. Die Erweiterbarkeit via Micro-SD-Slot ist einmal mehr dem größeren Modell vorbehalten, das kleinere hat einen solchen Slot nicht mehr. Ein weiterer Unterschied: Die Storage-Anbindung ist beim Note 20 etwas langsamer (UFS 3.0) als beim Note 20 Ultra (UFS 3.1). An Farbvarianten sind für das Note 20 Schwarz, Bronze und Grün verfügbar. Beim Galaxy Note 20 Ultra sind es Schwarz, Bronze und – für ausgewählte Länder – Weiß. Damit man für all diese Farben die offizielle Samsung-Bezeichnung erhält, muss man sich noch den Zusatz "Mystic" dazudenken.

Preisfrage

Bleibt die Frage: Was kostet all das? Die LTE-Ausführung des Note 20 gibt Samsung mit einem Listenpreis von 949 Euro an. Will man 5G-Support, gilt es dann bereits 1.049 Euro zu bezahlen. Das Note 20 Ultra beginnt bei 1.299 Euro für die Variante mit 256 GB, wer doppelt so viel Speicher will, muss 1.399 Euro berappen. In Österreich sollen die neuen Smartphones ab dem 21. August verfügbar sein.

Einen Bonus gibt es wie von Samsung gewohnt für Vorbesteller. Wer sich bis zum 20. August für eines der Geräte entscheidet, bekommt wahlweise ein Xbox Game Pass Bundle (bestehend aus drei Monaten Game Pass Ultimate, MOGA XP5 –X+ Controller & Wireless Charger Stand) oder drahtlose Kopfhörer kostenlos dazu. Welche es hier konkret gibt, hängt von der Smartphone-Wahl ab: Beim Note 20 bilden die Galaxy Buds+ in Weiß die Beigabe, beim Ultra-Modell sind hingegen bereits die neuen Galaxy Buds Live in "Mystic Bronze" mit dabei. (Andreas Proschofsky, 5.8.2020)