Die Corona-Teststruktur für Tourismusbetriebe von Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) steht in der Kritik.

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Neben der Frage, wer McKinsey für das Projekt "Safe A", die Corona-Teststrategie des Bundes für Tourismusbetriebe, beauftragt hat, sorgt ein weiterer Punkt für Verwirrung. Derzeit werden nebeneinander zwei Websites betrieben, die mit derselben Sache zu tun haben, die sich aber zu zwei Strängen entwickelt haben: die Seite des Tourismusressorts "Sichere Gastfreundschaft" und jene der Arbeitsgemeinschaft "Safe A", eines Zusammenschlusses der Labore Medilab, Ihr Labor, Tyrolpath und Labors.at. Deren Website wurde erst Ende Juni angemeldet, mit Juli startete das Programm.

Dabei gibt es "Safe A" seitens des Bundes gar nicht mehr. Das sei anfangs nur ein Arbeitstitel für den Testpiloten der vier Labore gewesen, den McKinsey begleitet hat. Den Namen verwendete die Wirtschaftskammer in einer Aussendung. Die Auswahl sei auf diese vier Labore gefallen, da sie über die Technik verfügen, um mehrere Tests gleichzeitig bearbeiten zu können, heißt es.

Keine Anknüpfungspunkte

Die Idee sei offenbar zunächst ein "offenes" Laborkonsortium gewesen, hieß es. Das Tourismusministerium entschied sich dafür, die spätere Teststrategie auf der Plattform "Sichere Gastfreundschaft" anzuführen, die man gemeinsam mit der Wirtschaftskammer betreibt und auf der davor hauptsächlich Corona-Informationen für Tourismusbetriebe vermeldet wurden. Der Arbeitsgemeinschaft dürfte im Projekt auch keine tragende Rolle mehr zukommen. Die vier "Safe A"-Labore ließen Anfrage unbeantwortet.

Deshalb ist der Projektname "Safe A" und die Arbeitsgemeinschaft für neu dazugestoßene Partnerlabore auch eine Unbekannte. Das Biotechnologieunternehmen Novogenia gibt beispielsweise an, erst durch die STANDARD-Anfrage von "Safe A" erfahren zu haben und kein Teil davon zu sein. "Wir stehen auch nicht im Kontakt mit selbiger", heißt es in der Stellungnahme. "Uns erschließt sich auch nicht, ob diese Arbeitsgemeinschaft im Zusammenhang mit dem Projekt ‚Sichere Gastfreundschaft‘ des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) irgendwelche Aufgaben innehat." Angemeldet hat sich Novogenia via "Sichere Gastfreundschaft". Die Anmeldung sei laut Ministerium auch nur über diese Plattform möglich.

Unklar bleibt, wer McKinsey ins Boot geholt hat. Weder das Ministerium noch die Wirtschaftskammer wollen das Beratungsunternehmen beauftragt haben. Geld sei obendrein keines geflossen. Die vier Testlabore und McKinsey selbst sagen dazu nichts. Überlegungen privater Labore für eine "bezahlte Unterstützung" seien laut McKinsey gescheitert. Inzwischen wird auch gemunkelt, ob sich das US-Unternehmen nicht selbst in Stellung gebracht hätte. Aber selbst dann müsste diesem Angebot jemand zugestimmt haben.

Zackzack berichtete, dass die Agentur von PR-Berater Gregor Schütze, der in der türkisen Sphäre bestens vernetzt ist, für das Projekt Anfragen von Laboren abwickelte. Schütze verweist auf die Kooperation seiner Agentur und McKinsey wegen "Safe A". Das Medium zitiert auch eine E-Mail des Roten Kreuzes Kärnten, das McKinsey anführt, als es um die Laborauswahl ging.

Kritik an Ausnahmen

Unmut herrscht in der Tourismusbranche auch darüber, dass etwa einige Jugendherbergen nicht von der geförderten Teststrategie profitieren. In Anspruch nehmen können diese nur gewerbliche Beherbergungsbetriebe. Laut Ministerium habe man sich dafür entschieden, weil diese mit der Wirtschaftskammer eine gesetzliche Interessenvertretung hätten, daher gewerblich seien und der Zugang zu den Daten da sei. Das sei bei Privatvermietern nicht so und die Chance größer, dass jene Förderungen erhalten, die nicht ins Gesetz fallen. Wie etwa die Jugendherbergen künftig von dem Programm profitieren können, daran werde derzeit gearbeitet. (Jan Michael Marchart, Fabian Schmid, 29.7.2020)