Alles tun, um Arbeitsplätze zu retten: Das ist ein löbliches Ziel, das die Regierung sich in der Corona-Krise vorgenommen hat. Die Kurzarbeit wird zu diesem Behufe um weitere sechs Monate verlängert. Das ist gut und richtig. Sie hat sich als probates Mittel in der Finanzkrise bewährt. Nur: Von all den guten Ideen, die es zur Verbesserung gegeben hat, ist vor lauter Harmoniesucht nicht viel geblieben.

Das neue Modell wird nur leicht adaptiert. Die Mindestarbeitszeit wird von derzeit zehn auf künftig 30 Prozent erhöht, die Höchstarbeitszeit von 90 auf 80 Prozent gesenkt. Die Beschäftigten bekommen weiterhin je nach Einkommen 80 bis 90 Prozent ihres normalen Verdienstes. Die Regierung hat sich mit ihrem Vorstoß, diese sogenannten Nettoersatzraten auf einheitlich 70 Prozent zu senken, nicht durchgesetzt. Auch das ist in der derzeitigen Phase richtig.

Sozialminister Rudolf Anschober.
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Nur wenn jetzt wieder einmal von einem "großen Wurf" – wie Sozialminister Rudi Anschober frohlockt – die Rede ist, ist Einspruch geboten. Denn dass tatsächlich ein Modell für alle Unternehmen das richtige Mittel ist, um möglichst gut durch die Krise zu kommen, ist unwahrscheinlich. Die Industrie kämpft mit ganz anderen Problemen als die Stadthotellerie oder der kleine Gewerbebetrieb. Experten sind überzeugt, dass es die Industrie – anders als in der Rezession nach dem Finanzcrash 2008 – diesmal später treffen wird als Friseure oder Yogastudios. Damals war es umgekehrt. Daher wären sektorspezifische Lösungen zielführender. Aber man will es wieder einmal allen recht machen. Das ist typisch österreichisch, aber nicht sehr effizient.

Eines darf man nicht vergessen: Das alles ist sauteuer. 3,9 Milliarden Euro haben sich Unternehmen bisher abgeholt, da kommen noch einige Milliarden dazu. Das Geld, das hier in die Hand genommen wird, fehlt anderswo.

Wirklich schade ist, dass aus der diskutierten Weiterbildungspflicht wieder einmal ein Wischiwaschi-Instrument wird. Ausbildung, Weiterbildung und Umschulung – und das verpflichtend für die Mitarbeiter in Kurzarbeit: Was hat man sich nicht alles vorgestellt. Jetzt ist von Pflicht weit und breit keine Rede mehr, sondern von Bereitschaft seitens der Beschäftigten und Angeboten seitens der Betriebe. Das ist wirklich eine vertane Chance. Denn von Weiterbildung hätten wirklich alle was. Besser könnte Geld nicht investiert werden. (Regina Bruckner, 29.7.2020)