Wegen der Coronakrise sackte der Volkswagen-Umsatz um 23 Prozent auf 96 Mrd. Euro ab.

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Der Volkswagen-Konzern hat die Corona-Krise bei Umsatz und Ergebnis voll zu spüren bekommen und ist wie erwartet in die roten Zahlen gerutscht. Vor Steuern stand im ersten Halbjahr ein Verlust von 1,4 Mrd. Euro, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Wolfsburg mitteilte. Vor einem Jahr hatte VW hier noch 9,6 Mrd. Euro Gewinn gemacht.

Weil die Bänder vor allem im März und April lange stillstanden und in Europa sowie Nordamerika kaum Autos abgesetzt werden konnten, sackte der Umsatz um 23 Prozent auf 96 Mrd. Euro ab.

Geschäftsergebnis soll positiv ausfallen

Wegen der nach wie vor nicht verlässlich einschätzbaren weiteren Entwicklung will das Management den Dividendenvorschlag für das vergangene Jahr um 1,70 Euro auf 4,86 Euro je Vorzugsaktie kürzen, um die Kassa zu schonen. Stammaktionäre bekommen jeweils 6 Cent weniger.

Beim operativen Ergebnis vor Sondereinflüssen lag Volkswagen mit einem Minus von 0,8 Mrd. Euro leicht besser als von Analysten geschätzt. Vor einem Jahr hatte VW hier aber auch noch 10 Milliarden Euro verdient. Die Geschäftsaussichten 2020 behält der Konzern bei, das operative Ergebnis soll zwar gravierend unter dem Vorjahreswert bleiben, aber noch positiv ausfallen.

Vier Urteile im Dieselskandal erwartet

Heute verkündet der für den VW-Abgasskandal zuständige Zivilsenat des deutschen Bundesgerichtshofs (BGH) vier Urteile. Es wird erwartet, dass damit noch vor der Sommerpause in allen zentralen Fragen zu Ansprüchen gegen Volkswagen Klarheit herrscht.

Die wichtigste Entscheidung betrifft die Frage, ob der Konzern Klägern auch dann Schadenersatz schuldet, wenn diese ihr Auto erst nach Auffliegen des Abgasbetrugs im Herbst 2015 gekauft haben. Laut VW ist der Ausgang wegweisend für rund 10.000 noch offene Verfahren.

Auch Renault schreibt Milliardenverluste

Neben Volkswagen straucheln auch andere Autobauer wegen Corona. Renault hat wegen der Krise und tiefroten Zahlen beim Partner Nissan im ersten Halbjahr einen Milliardenverlust geschrieben. Wie der französische Autobauer am Donnerstag in Boulogne-Billancourt bei Paris mitteilte, betrug der auf den Konzern entfallene Nettoverlust 7,29 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum gab es noch einen Gewinn von 970 Mio. Euro.

Nissan schlug bei dem krisengeschüttelten französischen Hersteller im ersten Halbjahr mit einem Verlustbeitrag von 4,8 Mrd. Euro zu Buche. Renault ist im Rahmen einer Autoallianz mit 43,4 Prozent an dem japanischen Hersteller beteiligt. Die Corona-Krise kostete Renault nach eigener Schätzung rund 1,8 Mrd. Euro. Der Umsatz brach um 34,3 Prozent auf 18,4 Mrd. Euro ein.

Renault geriet in den vergangenen Monaten in finanzielle Schwierigkeiten. Der Konzern kann inzwischen einen staatlich garantierten Kredit von bis zu fünf Milliarden Euro in Anspruch nehmen. Das Unternehmen hatte bereits den sozialverträglichen Abbau von weltweit rund 15.000 Stellen angekündigt, um wieder aus der Krise zu kommen. (APA, red, 30.7.2020)