Bei Apple läuft alles sehr rund.

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US-Technologiekonzerne wie Apple, Google und Facebook haben im von der Corona-Pandemie geprägten zweiten Geschäftsquartal überraschend gut abgeschnitten. Inmitten des schlimmsten US-Wirtschaftsabschwungs seit der Großen Depression der 1930e- Jahre wies der Internetgigant Amazon gar den höchsten Gewinn seiner 26-jährigen Firmengeschichte aus.

"Das war wieder ein sehr ungewöhnliches Quartal"

Auch die anderen Großen der Branche schnitten überraschend gut ab: Der Smartphonehersteller Apple übertraf mit seinen Zahlen für das zweite Quartal ebenso die Markterwartungen wie Facebook und Alphabet, die Muttergesellschaft des Internetriesen Google.

"Das war wieder ein sehr ungewöhnliches Quartal", sagte Jeff Bezos, reichster Mensch der Welt und Gründer und Großaktionär von Amazon. Der weltgrößte Onlineversand schnitt im Zuge des Corona-Lockdowns mit seinen massenhaften Geschäftsschließungen deutlich besser ab als von Experten erwartet. Die Nettoerlöse stiegen um etwa 40 Prozent auf 88,91 Milliarden Dollar (75,71 Milliarden Euro), der Gewinn verdoppelte sich auf 5,2 Milliarden Dollar.

Cloud floriert

Dass Amazon mit seinen Lieferdiensten zu den großen Profiteuren der Corona-Krise zählt, hatte sich bereits im Vorquartal gezeigt. Zudem floriert das Cloud-Geschäft mit IT-Services und Speicherplatz im Netz weiter, da etwa die vermehrte Heimarbeit die Nachfrage steigen lässt. Für Amazon ist die Sparte wegen ihrer hohen Gewinnspannen sehr lukrativ, im jüngsten Vierteljahr lag das Betriebsergebnis bei 3,4 Milliarden Dollar.

Auch Apple ließ die Prognosen der Marktbeobachter weit hinter sich. Der Technologiekonzern meldete dank der im Corona-Lockdown gestiegenen Nachfrage nach Kommunikationsgeräten Wachstum in allen Sparten und allen Regionen. Das Unternehmen steigerte den Umsatz im zweiten Quartal um elf Prozent auf 59,69 Milliarden Dollar und lag damit deutlich über dem Durchschnitt der Analystenschätzungen von 52,25 Milliarden. Der Gewinn je Aktie lag bei 2,58 Dollar, verglichen mit einer Schätzung von 2,04 Dollar.

Apple boomt

Das Ergebnis ist das beste für ein Juni-Quartal in der Firmengeschichte, wobei alle Produktbereiche zulegten. So lief etwa auch das Geschäft mit dem Flaggschiff iPhone besser als erwartet. Es legte um fast 1,7 Prozent auf 26,4 Milliarden Dollar zu. Bei den Mac-Computern sprang der Umsatz um rund 22 Prozent auf den Bestwert von gut sieben Milliarden Dollar in die Höhe, was Beobachter auch als Folge der Corona-Krise und der vermehrten Nachfrage nach Computern für das Homeoffice sehen. Die Apple-Aktie legte im nachbörslichen Handel am Donnerstag um rund fünf Prozent zu und notierte zum ersten Mal über der Marke von 400 Dollar.

Alphabet, die Obergesellschaft des Internetriesen Google, übertraf mit ihrem Quartalsumsatz ebenfalls die Erwartungen: Das Unternehmen setzte im zweiten Quartal mit 38,3 (38,94) Milliarden Dollar geringfügig weniger um als ein Jahr zuvor, blieb aber klar über dem Durchschnitt der Analystenschätzungen von 37,37 Milliarden.

Sparzwang

Zwar gewann die Google-Suchmaschine und andere, zumeist kostenlose Tools, etwa für Konferenzen, in der Corona-Krise viele neue Nutzer, allerdings hielten die Werbeeinnahmen damit nicht Schritt, weil große Kunden, etwa aus der Reisebranche, von der Corona-Krise zum Sparen gezwungen wurde.

Zum ersten Mal in der 22-jährigen Geschichte des Unternehmens gingen die Werbeerlöse zurück – und zwar auf 29,9 Milliarden Dollar. Das sind acht Prozent weniger als im Vorjahr. Bei der Videotochter Youtube stiegen die Werbeerlöse hingegen um sechs Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar. Googles Cloud-Geschäft steigerte den Umsatz sogar um 43 Prozent auf 3,0 Milliarden Dollar.

Facebook steigerte die Erlöse im zweiten Quartal deutlich auf 18,69 Milliarden Dollar von 16,89 Milliarden ein Jahr zuvor – und lag damit ebenfalls deutlich über der mittleren Analystenprognose von 17,4 Milliarden Dollar. Trotz des Boykotts einiger großer Markenartikler wegen des Umgangs des Konzerns mit Hassmitteilungen sprangen die Werbeeinnahmen im Quartal um zehn Prozent auf 18,4 Milliarden in die Höhe. (APA, 31.7.2020)