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Maske mit Unterhaltungswert

Foto: AP

Das Coronavirus hat eine schlechte Nachred, was eigentlich sehr ungerecht ist. Denn es hat auch seine guten Seiten. Eine gute Seite ist zum Beispiel, dass es uns, wie ein perfekter Entertainer, stets zu überraschen und zu unterhalten weiß. Corona zwingt Monotonie raus und Überraschung rein.

Überraschend sind manche Corona-Testergebnisse ("Na, aber hallo, ich bin ja positiv!"). Überraschend ist es, wie das Virus blitzartig Urlaubspläne durchkreuzt: Wie viele haben auf ihren romantischen Wochenendtrip nach Nordrhein-Westfalen samt der geplanten Brettljause in der Fleischfabrik Tönnies verzichtet und sind ganz woanders hingefahren!

Überraschend ist die Maskenwahl mancher Öffi-Benutzer: gestern habe ich in der U4 einen martialisch tätowierten Vierschröter erspäht, der Mund und Nase hinter einem putzigen Miezekatzenmuster versteckte. Sehr überraschend, denn ein Mannsbild mit Catcherstatur und Pussymaske sieht man nicht alle Tage. Überraschend ist auch stets, was die diversen Behältnisse mit Desinfektionsmitteln, die überall herumstehen, von sich geben, wenn man ihre Dienste in Anspruch nimmt.

Der Mensch, das wissen wir seit Anbeginn der Pandemie, pflegt die äffische Gewohnheit, mit seinen Griffeln in jeden erdenklichen Virenhaufen hineinzugreifen und sich den Haufen dann mehr oder minder unbewußt ins eigene Gesicht zu schmieren. Daher also: Desinfizieren!

Desinfektionsmittel werden fast immer in hässlichen Plastikflaschen gereicht. Wenn man auf die Flaschen drückt, geben sie Inhalte in überraschenden Aggregatzuständen frei: farblose dünne Flüssigkeiten, die in scharfem Strahl herausspritzen, eiskalte Sprühnebel, schmierige Gels oder gar mutmaßliche Billigprodukte von undefinierbar schleimiger Konsistenz. Wohl allen, die in diesem Fall einen Tschurifetzen zum Abwischen bei der Hand haben!

Vom Geruch haben wir da noch gar nicht geredet. Nur die wenigsten Desinfektionsmittel riechen so, dass man sich gerne ein Stamperl einverleiben möchte. Die meisten, traurig, es sagen zu müssen, fäuln wie Sau, wie Wiedehopf oder feuchtes Frettchen. Wenn man es einmal mit einem gut riechenden Mittel zu tun bekäme: DAS wäre wirklich überraschend.

Damit genug für heute. Der Kolumnist meldet sich für zwei Wochen Urlaub ab. Ciao und bis bald! (Christoph Winder, 1.8.2020)