"Eine Ehe ist für mehr gemacht als für die schönen Zeiten". Aus Philippa Strache spricht die Ratio.

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Seit Monaten bemüht sich der Boulevard um die Erforschung der Frage, wie es Frauen ergeht, die mit Männern zusammenleben, die einmal in einem Ibiza-Video aufgetreten sind. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: schlecht. Es handelt sich dabei um einen speziellen Ableger der Frauenforschung, und diese Woche zogen das Magazin "News" und die "Österreich"-Beilage "Madonna" das Forschungsprojekt wieder einmal in die Länge. Das Befinden der Damen hat aber nicht das Geringste mit besagten Männern zu tun.

Die werden nach ihrer ibizenkischen Darbietung unverändert geliebt, auch wenn sie dabei sowohl optisch als auch akustisch einen stark verschwitzten Eindruck hinterließen. Selbst als der Schock über das besoffene Balearen-Gebrabbel ihres Mannes noch frisch war, also vor gut einem Jahr, teilte die Schockierte "News" mit, "eine Ehe ist für mehr gemacht als für die schönen Zeiten". Was für "News" ein guter Grund war, diese Behauptung ein Jahr später wiederzukäuen, es ist ja sonst nicht besonders viel los im Frauensektor.

Wie aus der Serie "The Good Wife"

Beim Ehemann handelt es sich um einen Kandidaten zur Wiener Gemeinderatswahl mit Klosterneuburger Migrationshintergrund, der sich vorübergehend nicht selbst ernähren kann. Wie Anwältin Alicia Florick aus der US-Serie "The Good Wife" – und das ist nicht weit hergeholt –, die spontan ins Berufsleben zurückkehrte, als ihr mächtiger Mann über eine Affäre stolperte, übernahm auch die Ex-Journalistin und Social-Media-Expertin als Jungmutter quasi über Nacht die Rolle der Ernährerin. Für eine Jungmutter ist es kein Problem, die Rolle der Ernährerin einem zweiten Pflegling angedeihen zu lassen, auch wenn sie dafür nicht spontan ins Berufsleben, sondern organisiert in den Nationalrat einziehen musste. Die Ernährungssituation deutet darauf hin, wo sich der Lebensmittelpunkt des zurzeit Mangelernährten befindet.

Das soll jetzt nicht den Eindruck einer schnöden Zweckgemeinschaft erwecken. Für die romantischen Illusionen ist in dieser Konstellation primär der Göttergatte zuständig. Denn der steckt wieder einmal im Wahlkampf, diesmal um Wiener Bürgermeister zu werden, was eine ebenso große Illusion ist wie ein Kauf der "Kronen Zeitung", allerdings weit weniger romantisch.

Die Dinge auf die Ratio herunterbrechen

Klar, immer wieder verspüre sie auch Neid, besonders von Frauen, was beim weltmännischen Flair ihres Göttergatten in Lederhosen nur zu verständlich ist.

Der ist einer, der beschlossen habe, sich nicht fertigmachen zu lassen. Warum auch, bei der Ernährungssicherheit! Und bei der Ernährerin habe letztendlich die Rationalität über die Emotion gesiegt. "Wenn ich die Dinge auf die Ratio herunterbreche", sagt sie, "komme ich schneller voran." Das unterscheidet ihr Schicksal ein wenig von dem der Frau des anderen Protagonisten des Ibiza-Videos. Die tritt die Flucht nach vorne an und tingelt von TV-Station zu TV-Station, um sich gegen anonymen Hass im Netz stark zu machen. "Ibiza hat aus mir eine öffentliche Frau gemacht – nun versuche ich, aus dieser zweifelhaften Bekanntheit zumindest irgendetwas Positives zu machen, anstatt abzutauchen und zu erstarren", gesteht sie "News".

Beim Tingeln von TV-Station zu TV-Station landet man unweigerlich einmal bei Wolfgang Fellners oe24.tv, der, Gutmensch, der er ist, nur darauf wartet, aus einer öffentlichen Frau irgendetwas Positives zu machen. Vor allem soll sie nicht abtauchen, ehe er aus dieser zweifelhaften Bekanntheit genug fürs Geschäft herausgeholt hat.

Einen FPÖ-Klubobmann lieben

Etwa mit der heuchlerischen Frage: Wie kommt man dann in so einer Situation dazu, einen FPÖ-Spitzenpolitiker, einen FPÖ-Klubobmann zu lieben und dann zu heiraten? Ob Fellner einen FPÖ-Klubobmann lieben würde, wenn’s ihm etwas bringt, ist eine Frage der Ratio. Anders bei ihr. Die Frage wird mir so oft gestellt und ich weiß noch immer nicht, wie ich das in zwei, drei Sätzen erklären kann. Wenn es um solche privaten Entscheidungen geht, dann werden die nicht mit Ratio, sondern mehr eben mit dem Herzen getroffen.

Auch "News" bemühte sich um diesbezügliche Klarheit. Wie könne nur eine wie sie – eine Serbin, mit den Eltern vor dem Bürgerkrieg geflüchtet und als Teenager in Wien gelandet – mit einem wie ihm gemeinsame Sache machen? Denn er gab in der Blüte seiner politischen Macht an der Seite von Strache in Migrationsfragen den Hardliner. In der Blüte seiner politischen Macht? Na ja. Immerhin hat sie die eine Sicherheit und hält damit nicht hinter dem Berg: Ich weiß, dass mein Mann zu mir steht, mich liebt. Ohne dass sie ihn ernährt. (Günter Traxler, 1.8.2020)

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