Eine Neuerung steht bei der Quarantänezeit bevor: Sie wird in Oberösterreich von 14 auf zehn Tage verkürzt.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Das Wichtigste in Kürze:

  • Gesundheitsminister Anschober bewertet Situation in Österreich stabil, gleichzeitig warnte er, dass das Virus weltweit noch immer nicht den Höhepunkt erreicht habe.
  • Seit Samstag gilt eine neue Regelung bei der Quarantänezeit in Oberösterreich, sie wird von 14 auf zehn Tage verkürzt.
  • Ab kommenden Montag müssen Reisende aus Österreich sich sowohl in Estland als auch in Litauen in eine zweiwöchige Quarantäne begeben
  • Vier Soldaten haben sich im niederösterreichischen Langenlebarn bei einer Übung infiziert.
  • Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ist von Covid-19 genesen und forderte nun die Bürger auf "sich dem Virus zu stellen." Es gebe nichts zu befürchten und es müsse sich ohnehin jeder anstecken, so der Staatschef vor Journalisten.
  • In Deutschland kann sich ab Samstag jeder Urlaubsrückkehrer freiwillig und kostenlosauf den Coronavirustesten lassen. Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat selbiges für Österreich vorgeschlagen.
  • Russland will im offenbar im Oktober mit der ersten Massenimpfkampagne beginnen. Das staatliche Forschungsinstitut habe die klinischen Versuche abgeschlossen.
  • Der US-Seuchenexperte Anthony Fauci hat Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von in China und Russland entwickelten Corona-Impfstoffen geäußert. Er hoffe, dass diese ihre Impfstoffe testen, bevor sie sie jemandem verabreichen.
  • In Südkorea wurde der Gründer der Shincheonji-Kirche verhaftet die mit 36 Prozent aller Covid-19 Fällen im Land in Verbindung gebracht wird. Er soll Behörden wichtige Informationen vorenthalten haben.
  • In den USA haben sich inzwischen mehr als 4,5 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Fast 153.000 Menschen sind gestorben

Hier finden Sie den Corona-Tagesüberlick von gestern, Freitag.

Anschober bewertet Situation in Österreich stabil

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sieht die Situation bezüglich der Coronavirus-Pandemie in Österreich stabil. Er bezog sich damit auf 82 Neuinfektionen von Freitag auf Samstag und einem leichten Rückgang der aktiv Erkrankten. Außerdem lobte er am Samstag in einer Aussendung die Arbeit der Gesundheitsbehörden in den Ländern und Bezirken. Gleichzeitig warnte Anschober: "Das Virus hat also offensichtlich weltweit noch immer nicht den Höhepunkt erreicht – es breitet sich immer schneller aus."

Er verwies auf Rekordzahlen, welche die Weltgesundheitsorganisation (WHO) "fast jede Woche" verzeichne. Besonders starke Steigerungen gebe es weiterhin in den USA, Brasilien und Südafrika – auch Indien rage mit 55.000 neuen Infektionen heraus.


Zehn statt 14 Tage Quarantäne in Oberösterreich

Seit Samstag gilt in Oberösterreich eine neue Regelung für die verhängte Quarantänezeit. Sie dauert nun nicht mehr 14 sondern zehn Tage. Man folge damit den neuesten Empfehlungen des Bundes und des Robert-Koch-Instituts, so Landeshauptmann Thomas Stelzer und Stellvertreterin Christine Haberlander (beide ÖVP) am Freitag. Ab Samstag werden Bescheide gemäß dieser neuen Regelung ausgestellt. Bereits erlassene Bescheide behalten aber ihre Gültigkeit. Wer also am Freitag in Isolation geschickt wurde, muss 14 Tage ausharren. Dem Krisenstab zufolge befinden sich in Oberösterreich aktuell 1.956 Menschen in Quarantäne (Stand: Samstag 08.00 Uhr).


Quarantäne für Reisende aus Österreich im Baltikum

Ab kommenden Montag müssen Reisende aus Österreich sich sowohl in Estland als auch in Litauen in eine zweiwöchige Quarantäne begeben. Die Gesundheitsbehörden der beiden baltischen Staaten veröffentlichten am Freitagnachmittag ihre jeweilige aktualisierte Liste von Ländern mit hohem Covid-19-Infektionsrisiko.

In Estland stehen laut BNS nun 15 europäische Länder auf der ominösen "Schwarzen Liste", in Litauen zwölf. Neben Österreich sind in beiden Ländern auch Malta und Frankreich ab kommender Woche darauf neu. Der dritte baltische Staat, Lettland, verhängte bereits am 25. Juli wieder Quarantänepflicht für Einreisende aus Österreich.


Russland will im Oktober Massenimpfung starten

Russland will Medienberichten zufolge bereits im Oktober mit der ersten Massenimpfkampagne gegen das neuartige Coronavirus beginnen. Das staatliche Forschungsinstitut Gamaleja in Moskau habe die klinischen Versuche mit dem Impfstoff abgeschlossen, sagte Gesundheitsminister Michail Muraschko am Samstag laut der Nachrichtenagentur Interfax. Der Zulassungsantrag werde vorbereitet.

Ärzte und Lehrer sollten als erste geimpft werden. "Wir planen breitere Impfungen für Oktober", wurde Murashko zitiert. Auch die Nachrichtenagentur RIA berichtete darüber. Bisher gibt es noch keinen Impfstoff gegen das Virus. Weltweit wird fieberhaft an mehr als 100 möglichen Impfstoffen gearbeitet, auch in Deutschland. Mindestens vier davon befinden sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in abschließenden Phase-III-Studien am Menschen, darunter drei Impfstoffkandidaten in China und einer in Großbritannien.


Vier Soldaten aus Langenlebarn bei Übung infiziert

Ein kleiner – und eng abgegrenzter – Corona-Cluster ist in der vergangenen Woche bei einer Bundesheerübung im niederösterreichischen Hollabrunn entstanden: Von nicht ganz 50 Soldaten der Fliegerabwehrtruppenschule Langenlebarn wurden mittlerweile vier positiv und acht negativ getestet. 28 Kollegen, die mit den Covid-19-Infizierten Kontakt hatten, stehen in Kontakt mit Gesundheitsbehörden.

Sowohl – natürlich – die positiv Getesten als auch die Verdachtsfälle befänden sich in häuslicher Absonderung, berichtete der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Bauer, am Samstag der APA. Die Übung fand im freien Gelände statt, die Soldaten hatten keinen Kontakt zu anderen Menschen – also sei das Kontakt-Tracing einfach gewesen. Getestet wurde, weil einige der Übungsteilnehmer Corona-Symptome zeigten.


Bolsonaro: Brasilianer sollen "sich dem Virus stellen"

Nach der Überwindung seiner Corona-Infektion hat Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro seine Landleute aufgefordert, "sich dem Virus zu stellen". Es gebe nichts zu befürchten, sagte der rechtsradikale Präsident am Freitag vor Reportern. "Ich wusste, dass ich mich eines Tages anstecken würde, denn ich glaube, dass leider fast jeder hier sich irgendwann anstecken wird", führte Bolsonaro weiter aus.

"Ich bedauere die Todesfälle. Aber Menschen sterben jeden Tag, an vielen Dingen. So ist das Leben", sagte er am Freitag. Anfang Juli hatte Bolsonaro bekannt gegeben, dass er sich mit dem Coronavirus infiziert habe. Vor einigen Tagen erklärte er sich aber als genesen. Am Donnerstag war Bolsonaros Ehefrau positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Mit mehr als 2,6 Millionen nachgewiesenen Infektionen und über 96.000 Toten ist Brasilien das am zweitstärksten von der Corona-Pandemie betroffene Land der Welt. Nur die USA haben mehr Opfer zu beklagen.


Start für kostenlose Coronatests in Deutschland

Im Kampf gegen eine Ausbreitung des Coronavirus über die Sommerreisezeit startet Deutschland auf breiter Front mit freiwilligen Tests bei Urlaubsrückkehrern. Ab Samstag können sich alle Einreisenden innerhalb von 72 Stunden nach der Ankunft in Deutschland auch ohne Krankheitsanzeichen kostenlos testen lassen. Das legt eine Verordnung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) fest.

Dies soll zum Beispiel in Teststellen an Flughäfen, in Gesundheitsämtern und Arztpraxen möglich sein. Die Kosten trägt letztlich der Staat. Spahn rief dazu auf, die neuen Testmöglichkeiten zu nutzen. "Wer von einer Reise zurückkommt, sollte sich testen lassen – freiwillig und kostenlos." Die steigenden Infektionszahlen in Deutschland seien ein deutliches Warnsignal. "Das Virus macht keine Ferien." Die Tests sollen ein weiteres Instrument sein, um zu vermeiden, dass sich viele Infizierte unbemerkt über Deutschland verteilen.

In Österreich hatte sich kürzlich der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) für kostenlose Tests von Einreisenden an der Grenze ausgesprochen. "Nur weil es der Peter vorgeschlagen hat, heißt es nicht, dass es nicht sinnvoll ist", meinte Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) am Freitag schmunzelnd dazu.


Deutsche Ökonomen warnen vor großen Schäden

Führende Ökonomen in Deutschland haben sich besorgt über die gestiegene Zahl der täglichen Corona-Infektionen geäußert. "Eine zweite Welle könnte wirtschaftlich schädlicher sein als die erste Welle. Denn viele Unternehmen sind angeschlagen, haben hohe Schulden und kaum mehr Rücklagen", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, der "Rheinischen Post" (Samstag).

Die Erfahrung der USA zeige, dass klare Regeln und frühzeitige Beschränkungen wichtig seien, um eine Infektionswelle so gering wie möglich zu halten und den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen. "Nur wenn sich die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung verantwortlich verhält, kann es gelingen, die Restriktionen zeitlich zu begrenzen und den Schaden zu minimieren", sagte Fratzscher.


Fauci zweifelt an Corona-Impfstoffen aus Russland und China

Der US-Seuchenexperte Anthony Fauci hat Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von in China und Russland entwickelten Corona-Impfstoffen geäußert. "Ich hoffe, dass die Chinesen und die Russen den Impfstoff tatsächlich testen, bevor sie ihn jemandem verabreichen", sagte Fauci am Freitag im US-Kongress auf die Frage, ob die USA die Impfstoffe verwenden würden, wenn diese zuerst verfügbar seien.

Nach Ansicht des Virenexperten werden die USA bei der Beschaffung von Impfstoffen jedoch nicht auf andere Länder angewiesen sein. Fauci äußerte Zweifel an dem Vorgehen von China und Russland: "Behauptungen, einen Impfstoff vertriebsbereit zu haben, bevor man ihn testet, halte ich bestenfalls für problematisch." Vor allem mehrere chinesische Unternehmen stehen an der Spitze des weltweiten Impfstoffwettlaufs, während Russland erklärte, bis September der Öffentlichkeit einen Impfstoff zur Verfügung stellen zu können.

Zwei chinesische Unternehmen, Sinovac und Sinopharm, haben in Brasilien und den Vereinigten Arabischen Emiraten die dritte Testphase eingeleitet. Ein weiterer Impfstoff wird bereits Angehörigen des chinesischen Militärs verabreicht, ohne die letzte Testphase durchlaufen zu haben.

Drei von westlichen Firmen entwickelte Coronavirus-Impfstoffe befinden sich ebenfalls in der dritten und letzten Testphase. China und Russland wird vorgeworfen, versucht zu haben, Informationen zur Impfstoffforschung von anderen Ländern zu stehlen. Peking und Moskau streiten die Vorwürfe ab.


Sektenoberhaupt in Südkorea verhaftet

In Südkorea ist der Gründer einer christlichen Sekte verhaftet worden, die im Zentrum des landesweit größten Coronavirus-Ausbruchs steht. Das 89-Jährige Sektenoberhaupt Lee Man Hee soll der Staatsanwaltschaft zufolge den Behörden wichtige Informationen zur Kontaktverfolgung von infizierten Mitgliedern der Shincheonji-Kirche vorenthalten haben.

Die Sekte wird mit mehr als 5.200 Infektionen und damit 36 Prozent aller Fälle in Südkorea in Verbindung gebracht. Lee, der das neuartige Virus als "Teufelstat" bezeichnet hatte, wird laut der Nachrichtenagentur Yonhap zudem Veruntreuung von Kirchengeldern vorgeworfen. Die Sekte bestreitet die Vorwürfe.


Mehr als 4,5 Millionen Infizierte und fast 153.000 Virus-Tote in USA

In den USA haben sich inzwischen mehr als 4,5 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Fast 153.000 Menschen sind gestorben – so viele wie nirgends sonst auf der Welt. Binnen 24 Stunden seien 68.605 bestätigte Neuinfektionen und 1371 weitere Todesfälle registriert worden, teilte die Behörde CDC am Samstag mit. Damit sei die Zahl der Infizierten auf 4.542.579 und die der Patienten, die mit oder an dem Virus gestorben sind, auf 152.870 gestiegen. Dabei handelt es sich um die Fälle, die bis zum Freitagnachmittag gemeldet wurden. (red, APA, 1.8.2020)