Ab 1.1.2021 müssen EU-Mitgliedstaaten pro Kilo Verpackungsabfall aus Kunststoff, das nicht recycelt wird, 80 Cent an die EU zahlen.

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Wien – In Hinblick auf die geplante EU-weite Plastiksteuer, eine Abgabe auf nicht recycelte Kunststoffabfälle, spricht sich die Wirtschaftskammer (WKÖ) für den Ausbau der bestehenden Sammelinfrastruktur ("gelbe Tonne") aus. In neun Jahren müssen 90 Prozent der Plastikflaschen recycelt werden, Österreich liegt derzeit bei 70 Prozent. Die Ziele seien ambitioniert, aber nicht utopisch, so WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf am Samstag im Ö1-"Morgenjournal".

Ab dem 1. Januar 2021 müssen Mitgliedsstaaten für jedes Kilogramm Verpackungsabfall aus Kunststoff, das nicht recycelt wird, 80 Cent an die EU zahlen. Mit dieser Maßnahme erhofft sich die EU-Kommission eine Erhöhung der Recyclingquote. Sie geht davon aus, dass die Regierungen die Abgabe an die Industrie weitergeben. Die neue Steuer soll zu den Zielen der EU-Plastikstrategie beitragen. Gleichzeitig wird die Abgabe als neue Eigenmittelquelle Geld in den EU-Haushalt bringen – die EU-Kommission rechnet mit durchschnittlich sieben Milliarden Euro pro Jahr bis 2027.

Gewessler erwägt Pfandsystem für Plastikflaschen

Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) kann sich ein Pfandsystem auf Plastik vorstellen. Bis Ende des Jahres will sie ein Gesamtpaket gegen die Plastikflut vorstellen. Die Wirtschaftskammer ist gegen einen Plastikpfand. "Wir denken an ein ganzheitliches Modell, das aufsetzt auf dem derzeitigen Sammelsystem, dass wir diese Trennung über ein Abholsystem und über den Ausbau des Abholsystems forcieren sollten", sagte der WKÖ-Generalsekretär.

Kopf drängt auf einheitliche Sammelstrukturen in Österreich und nicht unterschiedliche Regeln in jedem Bundesland. Im Burgenland, in Tirol und Vorarlberg liege die Plastikflaschen-Sammelquote bei 90 Prozent, in Wien nur bei 34 Prozent. "Die Duplizierung oder die Paralleleinführung jetzt dieses Pfandsystems würde mit Sicherheit etwa 60 Millionen mehr kosten", so der Wirtschaftskammer-Vertreter. Ein Pfandsystem würde kleinere Geschäfte mehr als 10.000 Euro pro Jahr kosten. (APA, red, 1.8.2020)