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In den vergangenen Wochen gab es viele Proteste gegen den Präsidenten Alexander Lukaschenko.

Foto: Reuters/Vasily Fedosenko

Minsk/Moskau – Nach der Festnahme von 32 mutmaßlichen russischen Söldnern kurz vor der Präsidentenwahl in Belarus (Weißrussland) zweifelt Staatschef Alexander Lukaschenko an der Durchreise-Darstellung des Kreml. "Es ist klar, dass diese Gruppe andere Ziele hatte", sagte er am Samstag in Minsk der Staatsagentur Belta zufolge. "Es gab gar kein Istanbul."

Aufgabe sei es nun herauszufinden, wohin die Männer reisen wollten, sagte der Präsident. "Soweit ich weiß, ist dies nur die erste Gruppe von 180 oder 200 Personen, die nach Belarus versetzt werden sollte."

Nach Darstellung des Kreml sollen die 32 festgenommenen Männer auf der Durchreise gewesen sein. Ihr Aufenthalt in Belarus habe nichts mit dem Land selbst zu tun, hatte Sprecher Dmitri Peskow am Freitag gesagt. Sie hatten demnach Flugtickets nach Istanbul gehabt. Ob die Türkei Ziel der Reise war oder auch nur ein Zwischenstopp, blieb zunächst unklar.

Wahlkampfmanöver

Die am Mittwoch festgenommenen Männer sollen den Behörden in Minsk zufolge der privaten russischen Söldner-Gruppe "Wagner" angehören. Das lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Ihnen werfen die Behörden in dem autoritär regierten Land vor, vor der Wahl am Sonntag nächster Woche Unruhe in der Ex-Sowjetrepublik stiften zu wollen.

Beobachter schlossen nicht aus, dass dahinter ein Wahlkampfmanöver von Lukaschenko stecken könnte, um sich für eine sechste Amtszeit wählen zu lassen. In den vergangenen Wochen gab es viele Proteste gegen den Präsidenten, der Hunderte Menschen festnehmen ließ.

Russland forderte am Samstag einmal mehr die Freilassung der Männer. Die von Belarus angegebenen Gründe seien "unbegründet und weit hergeholt", sagte der Botschafter in Minsk, Dmitri Mesenzew, der Agentur Interfax zufolge. "Es gibt keine Fakten, die uns glauben lassen, dass diese Menschen die öffentliche Ordnung stören wollten." (APA, 1.8.2020)