Vergangenen Samstag demonstrierten Tausende in Berlin gegen die Corona-Maßnahmen.

Foto: Imago/Christian Spicker

Ein befreundeter gebürtiger Westberliner schätzt deutliche Formulierungen. Deshalb zürnt er am Sonntag: Gegen die Corona-Beschränkungen zu demonstrieren und dabei die Gründe für die Beschränkungen zu vermehren, das sei, als würde man einen Duftbaum anpinkeln, damit es weniger stinkt. Politisch korrekt ist das nicht. Aber witzig. Und außerdem wahr.

Niemand verbietet die Leugnung

Am Verstand der deutschen Anti-Covid-19-Demonstranten darf – nein: muss – allerdings auch aus anderen Gründen gezweifelt werden. Sie genießen Demonstrationsfreiheit und behaupten, dass ihnen ihre Grundfreiheiten genommen seien. Niemand verbietet ihnen, die Pandemie zu leugnen. Kein Staat untersagt Impfverweigerern, gemeinsame Sache mit Rechtsextremisten zu machen. Und keine Behörde ordnet an, dass man die Kanzlerin nicht als Handlangerin von Bill Gates bei der großen Weltverschwörung verdammen darf.

Gesetz, das in jedem Land gelten sollte

Ein Schwachkopf zu sein verstößt nicht gegen das Gesetz. Das stammt aus einem Hollywood-Film, der schon fast dreißig Jahre alt ist, und sollte in jedem Land gelten. Aber schwachsinnigem Verhalten, das andere gefährdet, dürfen – nein: müssen – Grenzen gesetzt werden. Die Berliner Polizei hat am Samstag vielleicht zu große Langmut bewiesen. Doch Verstand bewiesen die, die nicht nach Berlin kamen. Bei 20.000 Demonstranten ist der Rest der 82 Millionen in der Überzahl. Und das ist dann doch einigermaßen beruhigend. (Cornelie Barthelme, 2.8.2020)