Simone Stribl moderiert ab Montag die "Sommergespräche" im ORF.

Foto: Robert Newald

Am Montagabend könnte Simone Stribl das Gefühl eines Sommerselbstgesprächs ereilen. Bevor die 33-jährige ORF-Innenpolitikjournalistin selbst die allsommerlich gewichtige Interviewreihe angetragen bekam, half sie Kollegen beim Training dafür. Sie spielte zur Vorbereitung etwa Maria Stern (Liste Jetzt) und Beate Meinl-Reisinger. Nun sitzt ihr als Erste der Parteichefs die echte Neos-Obfrau im Weingut am Reisenberg hoch über Wien gegenüber.

Wahrscheinlich würde Stribl die Sommergespräche noch nicht 2020 moderieren, sagte sie im STANDARD-Interview, hätte sie nicht am aufsehenerregendsten Samstag der jüngeren Politikgeschichte Dienst gehabt. Für ihre souveräne Liveberichterstattung über das Ibiza-Video über Heinz-Christian Strache und das Ende der ÖVP-FPÖ-Koalition am 18. Mai 2019 erhielt sie mit ihren ORF-Kollegen Tobias Pötzelsberger, Matthias Westhoff und Patrick Samson den Walther-Rode-Preis für Qualitätspublizistik.

FH-Absolventin begann beim "Report"

Mit Anfang 20, auf den letzten Metern ihres Diplomstudiums Journalismus und Medienmanagement an der FH Wien, begann die Oberösterreicherin 2008 beim ORF-Politikmagazin Report, etwa unterwegs in Gemeinden in ganz Österreich für Regionalstorys. Seit 2013 arbeitet sie im Innenpolitikressort der ZiB und moderiert auch die Pressestunde.

Was können die – bisher bis zu gut eine Million – Zuschauerinnen und Zuschauer erwarten? "Im besten Fall erfährt man Dinge, die man noch nicht gehört hat", sagte Stribl: "Also tiefere Einblicke und Überraschungen, das ist der Anspruch an ein Sommergespräch. Ob es gelingt, hängt von mir und vom Politiker ab."

Es wird nicht jeder und jede frank und frei so tief blicken lassen wie Stribls erster Live-Interviewpartner im ORF-TV: "Nein, dann lass’ ma’s", grantelte Richard Lugner Simone Stribl 2016 am Abend der Präsidentenwahl an, als sie ihn beim Abspulen seiner Wahlkampfstehsätze unterbrach.

Was Stribl ab Montag bieten will, gelang Christoph Grissemann und Dirk Stermann über sie: Die Journalistin lädt gern zu Verkleidungspartys, erfuhr man in Willkommen Österreich Dinge, "die man noch nicht gehört hat". Als Prinzessin war sie da schon kostümiert oder als frühe Britney Spears.

In der Satireshow verriet Stribl auch die Minimalanforderung an die Sommergespräche: "Die Zuschauer sollen nicht einschlafen" – wie ihre Eltern das beim Fernsehen ganz gern täten. (Harald Fidler, 3.8.2020)