Marie Luise Marjan feiert den 80. Geburtstag.

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Köln – Als "Mutter Beimer" aus der "Lindenstraße" kennt sie wohl fast jeder: Die Rolle der Helga, die sie mehr als 34 Jahre lang spielte, machte Marie-Luise Marjan bekannt. Im März lief die letzte Folge der Kultserie. Am Sonntag (9. August) feiert Marjan nun ihren 80. Geburtstag.

Das Ende der "Lindenstraße" war lange vorher angekündigt – und für die Schauspieler dann doch in gewisser Weise abrupt: Das geplante Abschiedsfest musste ausfallen, unmittelbar vorher hatte der Coronalockdown begonnen. "Das ist wirklich sehr traurig. Wir konnten uns gar nicht alle richtig voneinander verabschieden", sagt Marjan.

Drehbücher am Bett

Ganz abgeschlossen hat sie mit der "Lindenstraße" aber noch nicht. "Um mein Bett herum stehen immer noch Drehbücher, an der Wand hängen noch die Stablisten", erzählt sie. "Eigentlich merke ich erst jetzt, mit ein paar Monaten Abstand, wie viel mir fehlt."

Langweilig sei es ihr seitdem jedoch nicht geworden. "Ich genieße es, mir den Tag selbst einzuteilen und zu strukturieren", sagt Marjan. "Ich räume in der Wohnung auf, gehe spazieren und fahre gerne Rad". Während der Coronazeit habe ihr am meisten der regelmäßige Schwimmbadbesuch gefehlt.

Fit bleiben

Ihr früherer "Lindenstraße"-Kollege Joachim Hermann Luger, der den Hans Beimer mimte, beschreibt Marjan als "sehr aktive, lebenslustige Frau". "Ich wünsche ihr von Herzen, dass sie noch lange so fit bleibt", sagt der 79-Jährige, der 2018 aus der Serie ausgestiegen war und nach eigenen Angaben auch heute noch guten Kontakt zu Marjan hat. "Wir beide kennen uns schon unglaublich lange, haben schon lange vor den Anfängen der "Lindenstraße" zusammen Theater gespielt."

Marjan wollte schon als Kind Schauspielerin werden. Nach dem Besuch der Staatlichen Musikhochschule Hamburg arbeitete sie gut 20 Jahre am Theater und spielte in einer Reihe von TV-Filmen mit – hauptsächlich Mutterrollen, etwa als Elvira Rykalla in Wolfgang Petersens "Smog" (1973). Die Helga Beimer, die sie seit 1985 mimte, war bereits ihre 25. Mutterrolle.

Aufgewachsen ist Marjan bei Adoptiveltern – "sehr bürgerlich", wie sie sagt. "Man gab nie mehr aus als man hatte. Das habe ich verinnerlicht." Später lernte sie auch ihre leibliche Mutter kennen. Erst 2007 erfuhr sie durch eine TV-Sendung, wer ihr leiblicher Vater war und dass sie noch einen Halbbruder hat. "Ich habe einen engen Kontakt zu ihm. Einmal im Jahr machen wir ein großes Familientreffen in Würzburg, mit Weinprobe in der Residenz."

Amerikakreuzfahrt abgesagt

Eine für September geplante Amerikakreuzfahrt hat sie abgesagt: "Dass man da womöglich irgendwo in Quarantäne muss, das ist mir zu riskant." Insgesamt habe sie sich aber durch die Coronamaßnahmen der vergangenen Monate nicht sonderlich eingeschränkt oder einsam gefühlt. "Ich habe einen großen, sehr guten Freundeskreis. Wir haben viel telefoniert."

Die kinderlose Marjan engagiert sich seit 30 Jahren für die Kinderhilfswerke Unicef und Plan International sowie für die Malteser. Für ihre ehrenamtliche Arbeit wurde sie unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Beruflich lagen mögliche Engagements in den vergangenen Monaten wegen Corona brach. "Das macht aber nichts, ich möchte sowieso erst einmal Zeit für mich haben", sagt Marjan. Zur Ruhe setzen will sie sich aber nicht. Auf jeden Fall möchte sie wieder Lesungen machen. "Ich habe Angebote von mehrere Theatern, und auch beim Fernsehen ist etwas in Aussicht." Spruchreif sei allerdings noch nichts, momentan sei eben auch wenig planbar. (APA, 3.8.2020)