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Ein Mann wartet in Bujumbura auf seinen Covid-19-Test.

Foto: AP Photo/Berthier Mugiraneza

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Präsident Évariste Ndayishimiye bei seiner Angelobung.

Foto: REUTERS/Evrard Ngendakumana

Barthelemy, seine Frau und sein älterer Sohn vor dem selbstgebauten Haus im Flüchtlingslager in Tansania.

Foto: Sarah Callens/ MSF

Nach dem plötzlichen Tod von Burundis Langzeitpräsident Pierre Nkurunziza versprach sein noch von ihm bestimmter Nachfolger Évariste Ndayishimiye in seiner Antrittsrede vor wenigen Wochen mehr Gerechtigkeit für das vom Bürgerkrieg gebeutelte Land. Überraschend war bereits sein Vorgehen kurz nach seinem Antritt: Ndayishimiye, der General, der als einer der engsten Vertrauten für die Fortsetzung des Weges des autoritären Nkurunziza stand, erklärte das Coronavirus zum "Feind" Burundis.

Zum ersten Mal gab es großangelegte Tests, und die Gefahr durch Covid-19 wurde von dem Staatschef anerkannt. Doch die Tests reichen weiterhin nicht. Nur 563 wurden pro eine Million Menschen durchgeführt. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es noch immer nur 395 bestätigte Fälle im Land – mit nur einem Todesopfer.

Kein Abstand

Und jenes ist laut Statistik nicht der ehemalige Präsident, der offiziell mit nur 55 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben ist, obwohl Medien von einer Covid-19-Infektion berichteten und sowohl seine Frau als auch andere Verwandte positiv getestet worden waren. Denn Nkurunziza leugnete die Gefahr durch das Virus. Im Wahlkampf setzte er auf Massenveranstaltungen und Gebete anstatt auf Abstandsregelungen und Maskenpflicht.

Doch sosehr sein 52-jähriger Nachfolger, der in einer umstrittenen Wahl Ende Mai gewählt wurde, auch mit seinem Vorgehen in Sachen Coronavirus überraschte, so sehr wird er von der Opposition kritisiert. Denn noch immer sitzen Journalisten und Menschenrechtsaktivisten in Haft.

Der Chef des gefürchteten Geheimdienstes, Gervais Ndirakobuca, wurden zum Innenminister bestellt – er trägt den Beinamen Ndakugarika, was so viel wie "Ich werde dich tot und steif aufhängen" heißt. Mitglieder der größten Oppositionspartei CNL werden noch immer verhaftet – wenn auch nicht mehr so häufig. In seiner Antrittsrede übte Ndayishimiye zudem scharfe Kritik an den hunderttausenden Menschen, die vor dem Bürgerkrieg flohen.

Bürgerkrieg 2015

Es war die dritte Amtszeit Nkurunzizas, die das Land nach nur zehn Jahren wieder in eine Gewaltspirale abwärts sendete. Obwohl verfassungswidrig, ließ er sich 2015 noch einmal zum Präsidenten machen, denn laut seiner Lesart zählte seine erste Amtsperiode nicht. Es kam zu schweren Ausschreitungen, die Nkurunziza blutig niederschlagen ließ.

Auch nach fünf Jahren befinden sich rund 400.000 Burunder auf der Flucht. Die meisten von ihnen im Nachbarstaat Tansania. Und dort wollen sie auch bleiben – obwohl der neue Präsident mehr Stabilität verspricht und in den unterfinanzierten Lagern Tansanias Nahrungsmittel knapp sind und die Regierung immer wieder mit Zwangsausweisungen droht.

Aufklärung im Camp

Einer von ihnen ist der 36-jährige Barthelemy, der im September 2015 nach einer fünftägigen Flucht auf dem Rad an der Grenze zu Tansania ankam. Er erinnert sich an bewaffnete Männer, die ihn damals in seinem Apartment in Burundi überfielen, an Schüsse und Granaten, die in der Nähe detonierten, und an das brennende Auto vor seinem Fenster.

Mit einem Rucksack und rund 80 US-Dollar in der Tasche floh der studierte Lehrer. Im ersten Lager in Tansania schlief er zweieinhalb Monate unter einer Plastikplane, ehe er in das Camp Nduta verlegt wurde und einen Schlafplatz in einem Zelt erhielt.

Mittlerweile konnte sich Barthelemy ein Haus aus Holz und Lehm bauen, das er mit seiner Freundin, die ihm 2016 nachgefolgt ist, und seinen beiden Söhnen bewohnt. Er arbeitet für die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen im Lager, was ihm die anfängliche Angst vor dem Coronavirus etwas genommen hat. Denn dadurch fühlt er sich besser auf einen möglichen Ausbruch vorbereitet – auch wenn es noch keinen positiven Fall im Lager gibt.

Auch andere Hilfsorganisationen bereiten sich auf mögliche Infektionen vor. Das Jesuit Refugee Service sendet etwa einminütige Radiospots auf einem lokalen Sender, um über das Virus aufzuklären. Barthelemy will eines Tages mit seiner Familie in ein friedliches Burundi zurückkehren – doch wann dem so ist, lässt er offen. (Bianca Blei, 7.8.2020)