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Wien – Die Wiener Linien wollen schon Anfang September mit dem Betrieb der Citybikes beginnen – und zwar aller bestehenden Stationen. Das betrifft nicht nur die derzeit gesperrten Standorte innerhalb des Gürtels, sondern auch jene in den Außenbezirken, die jetzt noch von der Gewista geführt werden, sagte eine Sprecherin auf APA-Anfrage. Ab 2022 soll dann das Leihradsystem komplett neu aufgestellt werden.

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hatte in der Vorwoche verkündet, dass die Verkehrsbetriebe die bisher vom privaten Unternehmen Gewista betriebenen Citybikes übernehmen werden. Er entzog damit gewissermaßen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) die Agenden in der Angelegenheit. Die Gewista hatte zuvor rund 60 – und damit die Hälfte – der Stationen vor allem im innerstädtischen Bereich geschlossen. Das Unternehmen hatte zuvor gegenüber Hebein auf Zuschüsse seitens der Stadt gedrängt, da der Betrieb nicht mehr kostendeckend zu führen sei.

Hebein erteilte dem Begehr eine Abfuhr und wollte den Betrieb gänzlich neu ausschreiben. Sie brachte die Wiener Linien als Zwischenbetreiber ins Spiel. Die Gewista sperrte daraufhin die zentralen Ausleihstandorte zu. Die etwa 60 Stationen außerhalb des Gürtels liefen weiter, weil hier die Stadt von Anfang an die Finanzierung übernahm. Ludwig begründete sein Eingreifen rund zweieinhalb Monate vor der Wien-Wahl damit, dass seine Vize keine Lösung erreicht habe. Laut Grünen hatte der Stadtchef zu diesem Zeitpunkt Hebeins Wiener-Linien-Vorschlag schon zwei Wochen am Tisch.

Wiener Linien übernehmen alle 120 Standorte

Nun stecken die Wiener Linien also mitten in den Vorbereitungen für ihre Zusatzaufgabe. Laut Sprecherin wandern im Zuge der Übernahme gleich sämtliche rund 120 Standorte in die Verantwortung der Öffi-Betriebe. Wie die Übernahme vertraglich geregelt wird, sei noch offen, hieß es. Fest steht inzwischen allerdings, dass mit der konkreten Abwicklung ein Partnerunternehmen an Bord geholt wird. "Wir werden mit einem Subauftragnehmer arbeiten, der den operativen Betrieb im Auftrag der Wiener Linien macht", kündigte die Sprecherin an. Wer das sein wird bzw. ob es dafür eine Ausschreibung geben wird, sei noch offen.

Für die Räder-User wird sich zumindest vorerst so gut wie nichts ändern. Die Ausleihgebühr wird ebenso gleich bleiben wie die Ausleihmodalitäten. Allerdings nur für eine gewisse Übergangszeit. Denn geplant ist, das komplette System ab etwa Anfang 2022 schrittweise gänzlich neu zu organisieren, stellte die Wiener-Linien-Sprecherin in Aussicht.

Moderne Flotte, Ausbau der Stationen

Was ist darunter zu verstehen? Einerseits soll die Flotte modernisiert werden – eventuell auch um E-Bikes und Lastenräder ergänzt werden. Andererseits geht es um einen deutlichen Ausbau der Entlehnstationen. Denn Ludwig hatte angekündigt, eine Citybike-Ausweitung in Stadtrandgebieten vertraglich festschreiben zu wollen. Das kommt den Wiener Linien gelegen. Denn sie wollen das Leihradnetz so modifizieren, dass die Bikes optimal zum Zurücklegen der "letzten Meile" genutzt werden können. Soll heißen: In Stadtrandgebieten, wo das Öffi-Netz nicht mehr allzu engmaschig ist, sollen Nutzer von U-Bahn, Bus oder Straßenbahn von ihrer jeweiligen Station unkompliziert per Rad zu ihrem Endziel kommen und umgekehrt.

Wie viele Standorte es dafür braucht, kann man bei den Wiener Linien noch nicht sagen. Auch die jährlichen Kosten werden erst erhoben. Ludwig hatte jedenfalls bereits zugesichert, dass die notwendigen Investitionen von der Stadt getragen werden. (APA, 4.8.2020)