"Sehr geehrte Fluggäste, willkommen an Bord der Air Globuli, mein Name ist Christian Swami Kreil. Ich bin ihr achtsamer Begleiter im Cockpit, das autoritäre Wort 'Kapitän' lehnen wir ab. Wir sind mit einer zweistrahligen Hahnemann C-100 unterwegs bei unserem Retreat in großer Höhe mit den bewährten Schüsslersalz-Triebwerken. Es ist mein erster Flug, aber keine Angst, ich habe mir das Flugwissen an fünf langen Wochenenden in der Flugpraktikerschule nach Dr. Waldorf angeeignet. Und außerdem haben wir kinesiologisch ausgetestet, ob das Flugzeug zu mir passt. Was bei mir alles ausgeschlagen hat, als ich mich auf das Höhenruder gelegt habe, fragen Sie nicht! Bei mir hier vorne im Cockpit ist alles ein wenig aufgeräumt, es ist eine sehr bewusste Abkehr von der kalten Schul- und Apparatenavigation mit den vielen grellen Lämpchen und den sterilen Digitalanzeigen, die haben wir abgeschaltet. Sicherheit gibt mir und Ihnen die Schamanentrommel zwischen meinen Beinen, die ersetzt den Steuerknüppel und dessen polarisierende und dichotome Rauf-und-Runter-Systematik aus der alten Zeit. Neben mir sitzt mein Flugpraktikerkollege mit seinem Biotensor, mit der Rute aus Edelmetall ist er für die Navigation zuständig. Er ist ein ziemlich geerdeter Typ, haha, auch in der Luft.

Ich sehe gerade, das Pendel schlägt schon wieder ein wenig aus.

Da will wohl jemand in der Welt der Lichtwesen, dass wir die Donau nicht in einem exakt rechten Winkel überfliegen. Ich trommle schnell ein wenig nach rechts. Tja, es ist immer wieder beeindruckend, wie sensibel unsere Geräte reagieren. Und jetzt zeigt die Rute gerade an, dass wir unsere gefühlte Reiseflughöhe erreicht haben. Wir schalten jetzt dann die Motoren ab, das müssen wir auch. Wir haben gar nicht mehr von dem sogenannten Treibstoff geladen. Es ist das eine bewusst gewählte Entscheidung und sie richtet sich gegen eine Erdölindustrie und deren Milliardenumsätze mit längst nicht mehr nötigen Tankfüllungen. Ja, das ist durchaus als Kampfansage an Big Petrol zu verstehen und an deren Dogmen. Schade, dass sich die Physik in den Fragen von Mindestfluggeschwindigkeit, Auftrieb und Strömungslehre derart in die Hände der Milliardenkonzerne begeben hat. Wir sagen immer: Feinstoff statt Treibstoff! Und ich darf Sie daran erinnern: Die großen Flugzeugunglücke der letzten Jahrzehnte passierten allesamt mit Flugzeugen, die sich blind auf die Schulphysik verlassen hatten und auf Tanks voll angeblicher Treibstoffe. Und schon beim Wort 'Unglück' sollten wir hellhörig werden. Es gibt weder Glück noch Unglück, wenn karmische Reinigung geschieht. Dass alles soll davon ablenken, dass auch Sie als Passagier das Fortkommen des Fliegers bestimmen. Das müssen wir wieder lernen in großer Höhe. 

Wir müssen wieder in die Selbstverantwortung kommen als Passagiere!

Wir wissen doch: Wenn unser Inneres nicht bereit ist zu fliegen, dann wird auch die äußere Hülle nicht sicher landen. So, vielleicht merken Sie jetzt auch schon ein wenig ein Ruckeln. Das kommt von den Tragflächen. Die Schulphysiker nennen das Strömungsabriss. Wir wissen: Das ist eine ganz normale Reaktion, eine Art Erstverschlimmerung, ein Signal, mit dem die feinstoffliche Welt im wahrsten Sinne des Wortes an unserer grobstofflichen Existenz rüttelt. Ich werde sie jetzt dann gleich auf ein gemeinsam gebrummtes 'Ohm' einladen, ich werde das langsam eintrommeln. Mit unserer positiven Frequenz werden wir die ganz natürlichen Turbulenzen, mit denen uns die Lichtwesen auf die Schulter klopfen, zu neutralisieren versuchen. Das gelingt in der Regel ganz gut. Naja, heute ruckelt es aber schon ganz ordentlich. Ich sage es gleich: Wer fliegt, hat Recht, aber wenn wir uns wirklich gemeinsam dafür entscheiden sollten, dass unser Flugzeug die Erde unsanft berührt, dann können wir nur noch hoffen: und zwar darauf, dass unsere Hinterbliebenen die Schuld einfach dem Bodenpersonal zuschieben, dass unser Flieger wieder mal nicht ausreichend aufgetankt hat. So, und jetzt schnell: 'Ohm...'"

Bereit für den Abflug?
Foto: REUTERS/Valentyn Ogirenko

Eine Erwachen aus dem bösen Traum

Spätestens jetzt würden Sie hoffen, dass Sie aufwachen aus dem Traum vom Flug mit der dystopischen Globuli-Airline. Im Flugzeug vertrauen wir dann doch eher der exakten Wissenschaft und nicht den Schwurblern. Wenn es um unsere Gesundheit geht, sind wir - oder zumindest viele unserer Mitmenschen - toleranter. Jeder von uns kennt Personen, die hie und da auf Homöopathie, Bachblüten, Bioresonanz oder ähnlichen Schmafu setzen. Das ist so lange kein Problem, so lange uns nur "ein Schas druckt". Wir werden in diesen Fällen ohnehin wieder gesund, unabhängig davon, ob wir gar nichts einnehmen, Leopardenurin-Globuli einwerfen oder scharfen Senf rituell am Fensterbrett verschmieren. Manche von Ihnen kennen aber vermutlich auch Fälle, in denen Personen  - metaphorisch gesehen - tatsächlich mit der Globuli-Airline unterwegs waren - und abgestürzt sind. (Christian Kreil, 10.9.2020)

Hinweis: Die Stiftung Gurutest sucht für das Buchprojekt "Fauler Zauber" (Arbeitstitel) Fallbeispiele für "alternativmedizinische" Fehlbehandlungen und zu deren Folgen: Fälle, in denen echte Therapien verzögert oder verweigert wurden zu Gunsten von Humbug und Scharlatanerie. Selbstverständlich können sich sowohl Informanten als auch Opfer auf 100-prozentige Diskretion verlassen. Kontakt unter: gurutest@klartext-kreil.at

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