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Dominic Thiem ist sicher bereit, New York wahrscheinlich.

Foto: REUTERS/Hannibal Hanschke

Dominic Thiem ist fit wie ein Tennisschuh, er trainiert in Wien, die Schläge passen, er harrt der Dinge. Österreichs mit Abstand bester Tennisprofi geht davon aus, dass die US Open am 31. August in Flushing Meadow beginnen. Die Veranstalter des Grand-Slam-Turniers, der nationale Verband, teilten mit, dass man ungeachtet der aktuellen Entwicklungen in der Corona-Pandemie von einer Durchführung ausgehe. Der Gesundheits- und Sicherheitsplan sei auf Schiene. Auch die von Cincinnati in den Big Apple verlegte Generalprobe (20. bis 28. August) sei mehr oder weniger gesichert.

Herwig Straka, Thiems Manager, schränkt freilich ein. "Es kann sich jeden Tag etwas ändern." Flugtickets seien noch keine gebucht. "Wir werden fünf oder sechs Tage davor in die USA fliegen." Wir ist relativ, Straka bleibt nämlich daheim, Spielerinnen und Spieler müssen den Stab klein halten. "Es ist wichtig, dass ein Zeichen gesetzt wird. Der Fußball hatte eine Vorreiterfunktion. Man muss froh sein, dass sich Veranstalter finden, die ein Turnier ohne Zuschauer und mit finanziellen Einbußen abwickeln."

Wobei einige Profis den US Open wohl fernbleiben. Die australische Weltranglistenerste Ashleigh Barty hat bereits abgesagt. "Mir ist das Risiko zu hoch." Ihr Landsmann Nicholas Kyrgios folgte. Seine Begründung: "Ich verzichte für meine Aussies, für die Hunderttausenden Amerikaner, die ihr Leben verloren haben, für euch alle."

In einem anderen Land

Es ist übrigens recht wahrscheinlich, dass Topstar Rafael Nadal den US-Trip auslässt. Thiem denkt nicht daran. Straka: "Er hat keine Angst, will Matches." Er wird sich in einer Blase aufhalten und diese auch nicht verlassen. Hotel, Tennisstadion, Hotel, Tennisstadion. Straka: "Es ist fast so, als wäre man gar nicht in Amerika." Der deutsche Alexander Zverev hat Zweifel. "Ich würde es lieber haben, wenn die US Open nicht stattfinden. Aber wenn sie stattfinden, was sollen wir Spieler machen? Es geht ja auch um Ranglistenpunkte", sagte der 23-Jährige, der einige Probleme auf die Veranstalter zukommen sieht. "Es müssen alle Spieler irgendwie dahin kommen. Ich weiß zum Beispiel, dass Russland und Brasilien komplett zu sind. Das ist wohl das Schwierige."

Auch müssten einige Regeln geändert werden. "Zum Beispiel, dass nur eine Person mit auf die Anlage kommen darf", sagte Zverev. Wenn man dann bei der extremen Hitze über fünf Sätze spiele, "ist es extrem schwer, wenn nur der Trainer da ist und kein Physio. Das ist für den Körper gefährlich, was Verletzungen angeht. Davor habe ich mehr Angst."

Doch er hat auch Hoffnung: "Ich denke, wenn wir in New York sind und die Regeln eingehalten werden, könnte das schon funktionieren. Wir werden ja dann wie in der NBA wie in einer Bubble sein, halt nur im Hotel oder auf dem Tennisplatz." Es sei aber selbst dann nicht einfach: "Wir haben 600 Spieler. Es ist schwierig, alle Spieler im Käfig zu halten. Ich denke nicht, dass das alle einhalten werden." Thiem wird im Käfig bleiben.

Die Damen-Tour hat in dieser Woche den Betrieb aufgenommen, das Turnier in Palermo begann leider erwartungsgemäß. Eine Spielerin wurde positiv auf Corona getestet, sie befindet sich in Quarantäne. Dem Masters in Madrid, das unmittelbar nach den US Open stattfinden soll, droht die Absage. Corona-Experte Antonio Zapatero, in Madrid Sekräter für öffentliche Gesundheit, hält eine Durchführung "für zu riskant".

Ab 27. September stehen die French Open in Paris, der Sandplatzklassiker, auf dem Programm. Straka: "Vorerst dürften sie fix sein."

Ein Nutznießer dieser Unwägbarkeiten könnte das ATP-Turnier in Kitzbühel sein. Es wird während der zweiten Woche der US Open abgewickelt. Jene, die auf New York pfeifen, könnten in Tirol antreten. Allerdings dürfen sie nicht den Top Ten angehören. Sollte einer aber in New York früh scheitern, könnte er einsteigen. Der Weltranglistendritte Thiem wird laut Straka nicht dazugehören. "Er ist in Form, kann bei den US Open sehr weit kommen." (Christian Hackl, 4.8.2020)