Auf einem Campingplatz in Lügde hatten zwei Männer jahrelang 32 Kinder schwer sexuell missbraucht.

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Bei den Ermittlungen zum hundertfachen Missbrauch auf einem Campingplatz in Lügde im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen sind die Fahnder auf einen weiteren mutmaßlichen Täter gestoßen. Der 48-jährige Bekannte der Lügde-Täter sei wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs und Besitzes von Kinderpornografie angeklagt worden, teilte die Staatsanwaltschaft Göttingen am Dienstag mit.

Zu den Taten soll es nicht auf dem Campingplatz, sondern an anderen Orten gekommen sein. Der Mann aus dem südniedersächsischen Kreis Northeim soll sieben Kinder und Jugendliche missbraucht und sich mit weiteren Tätern ausgetauscht haben. Zu den Vorwürfen äußerte er sich bisher nicht. Ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe.

32 Kinder jahrelang schwer sexuell missbraucht

Im Zuge der Ermittlungen gegen den 48-Jährigen seien gegen 130 weitere Personen Ermittlungsverfahren wegen Missbrauchs und Vergewaltigung von Kindern sowie Besitzes von Kinderpornografie eingeleitet worden. 32 Beschuldigte hätten inzwischen identifiziert werden können. Dabei handle es sich überwiegend um professionell agierende Täter, die sich mit Pseudonymen oder Fake-Identitäten im Internet bewegt hätten, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Bei einer Hausdurchsuchung bei dem 48-Jährigen stießen die Fahnder im März auf 43 Datenträger. Videos und Bilder erhärteten laut Staatsanwaltschaft den Verdacht gegen den Beschuldigten, mehrere Kinder und Jugendliche missbraucht zu haben. Videobefragungen der Opfer, die von speziell geschultem Personal vorgenommen wurden, ergaben zudem weitere Anhaltspunkte für regelmäßige sexuelle Übergriffe.

Im Missbrauchsfall Lügde waren im Herbst 2019 am Landgericht Detmold zwei Männer zu langjährigen Haftstrafen und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Sie hatten auf dem Campingplatz an der Landesgrenze zu Niedersachsen 32 Kinder jahrelang schwer sexuell missbraucht. Unter den Opfern war auch eine Pflegetochter des Haupttäters. Der Düsseldorfer Landtag beschäftigt sich im Rahmen eines Untersuchungsausschusses mit der Rolle von Polizei und Behörden in dem Fall. (APA, 4.8.2020)