Heinz Faßmann will flächendeckende Schulschließungen im Herbst unbedingt vermeiden.

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Bildungsminister Heinz Faßmann hält nichts von einer generellen Maskenpflicht in den Schulen für Lehrer und Schüler ab Herbst, wie sie Pflichtschullehrergewerkschaftschef Paul Kimberger unlängst in der Gratiszeitung Heute gefordert hat. Faßmann erteilte Kimbergers umfassendem Mund-Nasen-Schutz-Begehr am Dienstag via Kronen Zeitung eine Absage.

Im STANDARD-Gespräch präzisierte der Minister seine Position: "Eine Maske im Unterricht ist absurd und Kindern nicht zumutbar. Aber im Ampelsystem, mit dem wir auch in den Schulen arbeiten werden, wird die Maske auch eine Rolle spielen, etwa im Eingangsbereich."

"Normaler Schulstart mit erhöhter Sensibilität"

Zuvor hatte das Ministerium bereits wissen lassen, dass man nach derzeitigem Stand von einem "völlig normalen Schulstart" im Herbst ausgehe – allerdings "mit erhöhter Sensibilität", zumal seit der Wiederaufnahme des Schulbetriebs am 16. Mai nur 100 Schüler (von insgesamt 1,3 Millionen) und 15 Pädagogen (von 130.000) positiv auf das Coronavirus getestet wurden.

Derzeit arbeite man an Varianten, um trotz Pandemie einen Schulbetrieb so lange wie möglich zu garantieren.

Uno warnt vor "Katastrophe für eine ganze Generation"

Auch die Uno warnte am Dienstag wegen der Schulschließungen im Kampf gegen Corona vor einer "Katastrophe für eine ganze Generation". Oberste Priorität müsse die sichere Rückkehr der Schüler in den Unterricht haben, sagte UN-Generalsekretär Antonio Gutérres.

Die Organisation des kommenden Schuljahrs in Österreich soll auch mit dem vom Gesundheitsministerium geplanten Ampelsystem geschehen.

Schule je nach Ampelphase

Das Ministerium richtet seine Planungen zwischen den Polen Grün und Rot aus: "Rot heißt aber nicht Stillstand", betont Faßmann: "Das gilt im Verkehr, aber nicht für die Schulen. Rot heißt für uns, dass wir immer Notbetrieb und Homeschooling sicherstellen werden. Grün steht für geringes oder kein Risiko. Dann gelten nur die sowieso überall notwendigen Hygienevorschriften und die erhöhte Aufmerksamkeit."

Flächendeckende Schulschließungen will Faßmann also vermeiden. Selbst wenn die Ampel auf Rot gestellt werden sollte, soll es nur regionale Schließungen geben – mit Notbetrieb und Homeschooling. Es könnten auch nur einzelne Schulen oder Klassen geschlossen oder Kinder aus einzelnen Klassen in Quarantäne geschickt werden.

Kriterienkatalog kommt bis Herbst

Je nach Ampelphase wären auch Masken an den Ein- und Ausgängen sowie in den Gängen, Turnen im Freien oder Musikunterricht ohne Singen mögliche Varianten. Ein genauer Kriterienkatalog soll bis Schulbeginn ausgearbeitet werden.

Ziel sei jedenfalls, allen mehr Sicherheit zu geben. Das Ministerium setzt dazu auch auf eine Ausweitung der Tests mit der Gurgelwassermethode. Dann würden Proben mehrerer Schüler zu "Pools" zusammengefasst, und nur wenn dieser Test positiv ist, würden die einzelnen Proben durchanalysiert. (Lisa Nimmervoll, 4.8.2020)