Ach, war das herzerwärmend. Vor wenigen Wochen noch wurde fleißig allabendlich in die Hände geklatscht. Der Applaus galt jenen, die es redlich verdient haben. Den Pflegekräften, den Beschäftigten im Handel, den Busfahrern, den Sicherheitskräften, den Erntehelfern, den Pädagogen, den Paketkurieren. Sie alle waren besonders zu Zeiten des Lockdowns unglaublich gefordert, viele sind es noch. Wie ernst die Lage ist, wurde manchen erst klar, als Erntehelfer und Pflegekräfte aus dem Ausland nicht mehr kommen konnten.

Vor wenigen Wochen noch wurde fleißig allabendlich für Systemerhalter in die Hände geklatscht.
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In der Krise hat man sie vor den Vorhang geholt. Wer es wissen wollte, dem war es aber auch davor schon bekannt: Oft arbeiten Frauen in den genannten Branchen. Vielfach verrichten auch Menschen aus Nachbarländern anstrengende Arbeit, die kein Österreicher zu dem kärglichen Lohn machen will. Zu Recht legen Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen immer wieder die Finger auf diese offenen Wunden einer leistungsorientierten Wohlstandsgesellschaft. Zu Recht fordern sie bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne.

Nüchtern betrachtet wird davon nicht viel übrigbleiben. Viele Betriebe stecken in der Krise. Bund und Länder geben Milliarden zur Stabilisierung aus. Viel Spielraum gibt es bei Lohnverhandlungen in den meisten Branchen nicht. So traurig es ist: Viel mehr als ein bisschen Balsam auf der Seele für die Systemerhalter wird nicht bleiben. (Regina Bruckner, 4.8.2020)