Der urtümliche Meerengel, eine Haiart, lauert am Meeresgrund seiner Beute auf. Dementsprechend hat der Fisch im Lauf der Zeit eine auffällige flache Körperform entwickelt, die eher an Rochen als an Haie erinnert. Einer Analyse von Wiener Forschern im Fachmagazin "Scientific Reports" zufolge hat diese besondere Anpassung die Meerengel jedoch in eine Art evolutionäre Engstelle geführt. Verantwortlich dafür ist vor allem ihre Schädelform.

Skelett eines fossilen Meerengels, der vor rund 155 Millionen Jahren im heutigen Baden-Württemberg lebte.
Foto: J. Kriwet

Die Meerengel gibt es schon seit zumindest 160 Millionen Jahren, wie Fossilfunde zeigen. Forscher vermuten, dass die Tiere ihre Jagdstrategie schon seit Urzeiten verfolgen: Sie graben sich am Meeresgrund ein und überraschen ihre ahnungslose Beute dann von unten.

Geringe Vielfalt

Meerengel sind heute auf der ganzen Welt von den gemäßigten bis zu den tropischen Meeren verbreitet – die meisten Arten sind bedroht. Was zu ihrer heutigen geringen Vielfalt führte und welche möglichen Konsequenzen sich aus ihrer besonderen Anatomie ergeben, erforschte nun ein internationales Team um Faviel A. Lopez-Romero und Jürgen Kriwet von der Universität Wien. In den Analysen zeigte sich, dass schon die ersten bekannten Vertreter die flache Körperform ausgebildet hatten.

Die Wissenschafter schließen daraus, dass sich schon diese frühen Meerengel-Arten ähnlich auf die Lauer legten wie ihre heutigen Nachfahren – ihre Strategie also schon sehr lange erfolgreich ist. Allerdings waren diese Haifische einst in deutlich mehr Körperform-Varianten anzutreffen als heute. "Viele der lebenden Arten sind anhand ihrer Skelettanatomie und Form schwer zu identifizieren, was bei der Artzuordnung problematisch sein könnte", so Lopez-Romero.

Ungünstige Umweltbedingungen

Den Schlüssel für die vielen Übereinstimmungen fand das Team in den Köpfen der Meerengel: Diese sind nämlich heutzutage so aufgebaut, "dass verschiedene Bereiche des Schädels in einzelne, stark voneinander abhängige Module integriert werden", sagte Kriwet. Das erhöhe die Fähigkeit, sich erfolgreich an spezielle Umweltbegebenheiten anzupassen, begrenzte aber dafür die Fähigkeit, sich in verschiedenen Formen zu entwickeln, so der Forscher.

Letzteres ist jedoch notwendig, wenn sich Umweltbedingungen verändern. Im Fall der Meerengel ist daher laut den Studienautoren anzunehmen, dass ihre besonders erfolgreiche Anpassung ihr Aussterberisiko erhöht. (red, APA, 5.8.2020)