Leer: das Arthur-Ashe-Stadion.

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New York – So mancher Tennisstar übt sich derzeit in einem neuen Metier: Geduld. Rafael Nadal wollte aber nicht mehr zuwarten. Der Titelverteidiger hat für die diesjährigen US Open, die trotz der gerade in den USA nach wie vor nicht abflachenden Kurve an Coronavirus-Fallzahlen durchgepeitscht werden sollen, abgesagt. Neben dem rekonvaleszenten Roger Federer fehlen damit zwei der "big three" der Herren.

Denn Novak Djokovic bereitet sich auf die am 31. August beginnenden US Open in New York vor und hat sich sogar einige US-Open-Bälle zum Training bestellt. Dabei hatte sich Djokovic, der sich bei einem von ihm organisierten Schauturnier in Serbien selbst mit dem Coronavirus infiziert hatte, noch vor einigen Wochen skeptisch bezüglich der Austragung der US Open gezeigt.

Der ewige Kampf um den inoffiziellen Titel des "Größten aller Zeiten" (GOAT) spielt da vielleicht auch eine Rolle: Gemessen wird dies gerne an der Anzahl der bisherigen Grand-Slam-Titel, und da liegt aktuell noch Federer mit 20 Titeln vor Nadal (19) und Djokovic (17) voran. Der Serbe könnte also zu dem Spanier aufschließen. Geht es nach der Statistik, dann hat er beste Chancen: Die vergangenen 13 Major-Titel gingen an einen Spieler aus diesem Trio.

Federer selbst wird am Sonntag 39 Jahre alt, er wird, wenn überhaupt, nicht mehr viele Major-Titel seinem Konto hinzufügen können. Und erstmals überhaupt seit 1999 (US Open) fehlen Federer UND Nadal bei einem Grand-Slam-Turnier.

Doch ob das größte der vier Major-Turniere im New Yorker Stadtteil Queens tatsächlich über die Bühne gehen wird? Absagen kann man freilich immer noch, und so mancher Star wird dies vielleicht auch noch tun.

Stan Wawrinka, Nick Kyrgios oder die Weltranglisten-Erste der Damen, Ashleigh Barty, hatten ihren New-York-Trip schon vor Nadal gecancelt. Und dies auch mit wenig Risiko, denn es bleibt ja wegen einer Sonderregelung der ATP (und auch WTA) das bessere Turnier bei doppeltem Antreten 2019 und 2020 stehen. Will heißen: Nadal ist Titelverteidiger und verliert vorerst keinen Punkt. Dominic Thiem zum Beispiel hat im Vorjahr in Runde eins verloren, er kann in New York nur dazugewinnen.

Der Australian-Open-Finalist aus Lichtenwörth hat von den Top-Ten-Spielern wohl die meiste Spielpraxis und wäre der schärfste Herausforderer von Djokovic – während sich Nadal in Europa wohl ganz auf die ebenfalls noch keinesfalls hundertprozentig gesicherten French Open konzentriert. Erst am Dienstag wurde das Vorbereitungsprogramm des Sandplatzkönigs empfindlich gekürzt: Das Masters-1000-Event in Madrid kann wegen der Corona-Krise beziehungsweise der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nicht stattfinden. (APA, 5.8.2020)