Greenpeace-Aktion gegen Verpackungsmüll vor einer Lidl-Filiale in Salzburg.

foto: thomas neuhold

Das von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) Anfang des Sommers wieder in Diskussion gebrachte Einwegpfand für Plastikflaschen hat nun auch die Umweltorganisation Greenpeace auf den Plan gerufen. Mit einer vier Meter hohen Flaschen-Installation vor einer Lidl-Filiale in der Stadt Salzburg protestierten Greenpeace-Aktivisten am Mittwoch gegen die Plastikflut bei den Diskontern.

Dass Lidl in die Kritik von Greenpeace geraten ist, begründet Greenpeace-Konsumexpertin Lisa Panhuber mit seiner Verkaufspraxis: Der Disconter lasse seinen Kunden und Kundinnen nicht einmal die Wahl, er habe überhaupt nur Einwegverpackungen im Regal.

3,2 Milliarden PET-Flaschen im Jahr

Auch in Deutschland und der Schweiz verkaufe Lidl Getränke flächendeckend nur in Einwegplastik, Aludose oder Einwegglas. Die Mehrwegsystem-Tests in einzelnen Filialen bezeichnet Panhuber als "halbherzig". Lidl müsse endlich Bier, Wasser, Limonaden, Milch auch in Mehrweggebinden anbieten.

Zur Lidl-Gruppe gehöre auch der Getränkehersteller Mittteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH, der jährlich rund 3,2 Milliarden Getränke in Einweg-Plastikflaschen abfülle. "Das sind doppelt so viele PET-Flaschen wie die Österreicher pro Jahr insgesamt verbrauchen", heißt es vonseiten der Umweltorganisation.

Das von Gewessler vorgeschlagenen Einwegpfand ist für Greenpeace nur die zweitbeste Lösung. Sollte es kommen, müsse es deutlich über dem Mehrwegpfand liegen, um die Kunden durch den scheinbar höheren Preis der Einwegprodukte sanft zum Mehrweggebinde zu lenken.

Lidl wartet auf Politik

Der kritisierte Diskonter Lidl spielt den Ball an die Regierung weiter: Derzeit evaluieren man die Mehrweg-Lösung, um "eine möglichst informierte Entscheidung" treffen zu können. Gleichzeitig müsse Lidl die politische Willensbildung zum Einwegpfand abwarten. Bevor keine Entscheidung gefallen sei, "werden wir keine strategischen Entscheidungen zu Mehrweg-Lösungen treffen". (Thomas Neuhold, 6.8.2020)