Strache hält eine autofreie Wiener Innenstadt für eine Katastrophe.

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Wien – Heinz-Christian Strache erhofft sich ein politisches "Erdbeben", sollte seine neue Liste mit ihm an der Spitze in den Wiener Landtag einziehen. Schon jetzt habe das Team HC Strache genug Unterstützungserklärungen in nahezu allen Bezirken, sagte er in einem Interview mit der APA. Als Wahlziel für den 11. Oktober nannte er Zweistelligkeit. Danach solle die Partei auch österreichweit aufgebaut werden.

Für ein "typisches Sommerlochthema" hält Strache die Diskussion über seinen Hauptwohnsitz, die ihm Anzeigen bei der Wahlbehörde eingebracht hat. "Seit dem Jahr 2005 habe ich immer in Wien eine Wohnung gehabt", bekräftigt er. "Und dann einen Nebenwohnsitz zusätzlich in Klosterneuburg, wo ich dann in der Zeit der Vizekanzlerschaft auch mehrheitlich in Weidling gewesen bin." Nicht in einer Villa, wie er betont, sondern "in einer Mietwohnung mit Garten".

Da Straches Mutter krankheitsbedingt im März in ein Pflegeheim übersiedeln musste, sei die Wohnung, wo dieser seit seiner Geburt auch seinen Hauptwohnsitz gemeldet hatte, von ihm übernommen worden, auch als Folge der Entscheidung, in die Politik zurückzukehren. "Wenn du im Wahlkampf bist von der Früh bis nach Mitternacht, dann kommst du natürlich in die Wohnung zum Schlafen und möchtest nicht eine Situation haben, wo deine Familie weiter aufgewühlt ist."

"Ich war die FPÖ"

Der ehemalige FPÖ-Chef sieht sich weiter als einzigen Vertreter blauer Politik. "Ich war ja die FPÖ", sagte er. An seinen einstigen Weggefährten lässt er kein gutes Haar: FPÖ-Chef Norbert Hofer wirft er Anbiederung an die ÖVP vor, Herbert Kickl sei empathielos. Und Johann Gudenus traut er weiterhin nicht über den Weg, schließt aber ein Treffen nicht aus.

Durch und durch freiheitlich – "dunkles Meeresblau" ist ja auch die Parteifarbe – ist Straches Programm für die Wien-Wahl. Eine autofreie Innenstadt wäre eine "Katastrophe" und "verrückt", stattdessen gehöre die Bundeshauptstadt in drei Zonen mit kostenlosem Parkpickerl aufgeteilt. "Wir haben ein massives Kulturproblem in Wien", meint er zu den Ausschreitungen bei den Demonstrationen in Favoriten. Scharfe Kritik übt Strache auch daran, dass in Wien 35.000 Wohnungen leerstünden.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Corona-Politik in Bund und Stadt. Das Wegfallen der Ausfallhaftung führe zu dramatischen Entwicklungen bei Unternehmen, die allesamt in Stich gelassen worden seien. Zum Tragen von Schutzmasken meint Strache: "Ich kann damit leben." Wichtig sei aber auch Aufklärung über die richtige Handhabung und Hygiene. Eine generelle Tragepflicht hält er nicht für sinnvoll.

Zum Ibiza-Video selbst sagt Strache, der nach wie vor kein Vergehen seinerseits sieht: "Natürlich erinnere ich mich an den Abend, und ich weiß, dass man eine Stunde lang versucht hat, mich dort offenbar als Antisemiten zu überführen, und das nicht gelungen ist." Die vermeintliche Oligarchin habe auch "mehrere 100.000 Euro angeboten" – was Strache laut eigener Aussage mehrfach zurückgewiesen hat. "Und dass der Herr Haselsteiner nie mein Freund war, das ist auch heute so. Ich mag ihn bis heute nicht." (APA 6.8.2020)