Wien – Mit dem Eisbärenweibchen Finja und der Elefantendame Kibali sind im Tiergarten Schönbrunn im vergangenen Jahr zwei Besucherlieblinge der Extraklasse zur Welt gekommen. Doch natürlich gibt es im ältesten Zoo der Welt auch heuer regelmäßig Nachwuchs. Mit Pfoten, mit Flossen, mit Flügeln – alles ist dabei.

Bei rund 8.000 Tieren fällt es auch den Angestellten oft nicht leicht, den Überblick zu behalten. "Bei welchen Tierarten Nachwuchs ansteht, wissen wir meist nicht. Die Tiere überraschen uns", sagt eine Sprecherin zum STANDARD. Zum regelmäßigen Nachwuchs seien heuer noch ein paar besondere Jungtiere dazugekommen. Hier ein Überblick:

Geparde

Die durchschnittliche Spitzengeschwindigkeit des Gepards beim Sprint beträgt 53 km/h. So schnell dürfen Mopeds gar nicht fahren.
Foto: APA/DANIEL ZUPANC

Das Gepardenweibchen Afra hat Mitte Juni Nachwuchs bekommen. Sie stammt aus einer Zuchtstation in Südafrika und lebt seit 2013 in Wien. Zum Nachwuchsglück hat bisher das passende Männchen gefehlt. Das kam im März dieses Jahres in Gestalt von Ghalib aus dem Zoo Erfurt, dort ist er bereits Vater von zwei Würfen. Wie in der Wildbahn ist Ghalib an der Aufzucht nicht beteiligt. Afra sei jedoch eine fürsorgliche Gepardenmama. Der letzte Nachwuchs bei den schnellsten Katzen der Welt liegt sechs Jahre zurück.

Nasenbären

Schau hi, schau her, a Nasenbär.
Foto: APA/DANIEL ZUPANC

Im April 2019 ist das Nasenbärenmännchen Fernando in Schönbrunn eingezogen, Anfang Juni gab es dann Zwillinge bei den Weißrüssel-Nasenbären. Bei der Geburt sind Nasenbären blind und taub und messen von der Nasenspitze bis zum Po etwa zehn Zentimeter. Sie werden in den ersten Wochen in einem Nest versorgt. Mittlerweile lässt sich eines der Jungen bei Ausflügen im Gehege fotografieren.

Robbe

Wenn Robben hinter Robben robben, robben Robben Robben nach.
Foto: APA/DANIEL ZUPANC

Grau, faltig und sehr herzig: Anfang Juli freute sich der Zoo über ein Jungtier bei den Mähnenrobben. In den ersten Tagen befanden sich Mutter und Jungtier im Backstagebereich, nun ist die Babyrobbe für Besucher zu sehen. Es ist der erste Nachwuchs für das junge Robbenweibchen Peaches, das 2016 aus dem Münchner Tierpark Hellabrunn in den 13. Bezirk übersiedelt ist. Peaches und ihr Nachwuchs bewohnen den eigens dafür eingerichteten Flachwasserbereich der Robbenanlage.

Luchs

Das Junge hat Ohren wie ein Luchs – liegt wohl auch daran, dass es einer ist.
Foto: APA/NORBERT POTENSKY

In den heimischen Wäldern ist die Lage für die größte Katzenart Europas nicht erfreulich, aber in Schönbrunn haben die Eurasischen Luchse Ende Mai Nachwuchs bekommen. Das Jungtier ist meist morgens und abends aktiv. Bei den Luchsen gab es mit Ausnahme von 2019 seit 2015 jedes Jahr Nachwuchs. Seit den 1970er-Jahren wird der einst in Österreich ausgerottete Luchs wiederangesiedelt. Derzeit leben laut Informationen des Tiergartens aber nur maximal 39 Tiere in kleinen, voneinander isolierten Populationen in den heimischen Wäldern.

Schwarzschwanz-Präriehunde

Schwarzschwanz-Präriehunde sind tagaktiv und leben sehr gesellig in Familienverbänden.
Foto: APA/DANIEL ZUPANC

Im April gab es bei den Schwarzschwanz-Präriehunden gleich sechsfachen Nachwuchs. Die etwa 30 Zentimeter großen Schwarzschwanz-Präriehunde sind in der nordamerikanischen Steppe heimisch und bewohnen heute nur noch rund zwei Prozent ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets. Die Bestände der Präriehunde sind derzeit noch nicht gefährdet, doch ihr Lebensraum schwindet durch die zunehmende Landnutzung für Ackerbau und Viehzucht.

Zwergseidenaffen

Zwergseidenaffen sind bei der Geburt winzig, werden ausgewachsen aber auch keine Riesen.
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Ein Zwergseidenäffchen kam Anfang April in Schönbrunn zur Welt. Die Tiere werden nur etwa 15 Zentimeter groß und sind die kleinsten Affen der Welt. Bei der Geburt war das Jungtier nur so groß wie ein Daumen. Es kam nach viereinhalb Monaten Tragzeit zur Welt. Die Eltern Timida und Goliath kümmern sich gemeinsam um ihren Nachwuchs. Heimisch sind Zwergseidenaffen in den Regenwäldern Südamerikas. Sie ernähren sich vorwiegend von Baumsäften, dazu nagen sie kleine Löcher in die Rinde. Außerdem fressen sie Insekten, die von den Baumsäften angelockt werden.

Felsenpinguine

Am 25. April ist der Welt-Pinguin-Tag.
Foto: APA/DANIEL ZUPANC

Im April sind bei den Felsenpinguinen zehn Küken geschlüpft. Der Tiergarten Schönbrunn ist eigenen Angaben zufolge der einzige Zoo weltweit, der Felsenpinguine züchtet. Die erste Zeit werden sie von ihren Eltern versorgt. Vater und Mutter wärmen die Küken abwechselnd und füttern sie mit vorverdautem Fischbrei. Später nehmen die Tierpfleger sie in ihre Obhut und ziehen sie hinter den Kulissen groß. Sie füttern die Küken und wiegen sie, um ihre Gewichtszunahme zu kontrollieren.

Rentiere

Rudolf war gestern.
Foto: APA/DANIEL ZUPANC

Anfang Mai erblickten zwei männliche Rentierbabys das Licht der Welt. Die beiden Jungtiere wurden Snorre und Sippo getauft. Der letzte Nachwuchs bei diesen Tieren liegt bereits fünf Jahre zurück, was damit zusammenhängt, dass es eine Zeitlang kein Männchen gab. Im Frühjahr 2018 hat der Zoo zwar eines bekommen, doch es ist im Oktober vergangenen Jahres gestorben.

Flamingos

Geschichte vom hässlichen Flamingolein gibt es keine, doch sie verfärben sich auch noch.
Foto: APA/DANIEL ZUPANC

Bei den Rosa Flamingos schlüpften Anfang April ein Dutzend Küken. Vorerst tragen sie noch ein graues Dunenkleid, erst im Alter von etwa drei Jahren werden sie ihrem Namen gerecht, und es verfärbt sich rosa. Mit einer Größe von bis zu 1,40 Metern ist der Rosa Flamingo die größte aller Flamingoarten. Für sein rosa Gefieder sorgen Farbstoffe in den Krebsen, die er aus den Seen, Flüssen und Lagunen filtert. Im Zoo gibt es dafür ein spezielles Futter. Nachwuchs gibt es hier jedes Jahr.

Kattas

Beim Sonnenbaden entfalten sich Kattas am besten. Wortwörtlich.
Foto: APA/DANIEL ZUPANC

Während des Lockdowns Ende März gab es bei den Kattas Nachwuchs. Das Kleine wog bei der Geburt nur rund 70 Gramm und hat sich seither prächtig entwickelt. Katta-Jungtiere werden etwa ein halbes Jahr lang gesäugt. Bereits im Alter von etwa einem Monat beginnen sie, Obst und Gemüse zu fressen. Heimisch sind Kattas ausschließlich auf der Insel Madagaskar. Sie stehen als "stark gefährdet" auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation (IUCN). Kattas sind als Sonnenanbeter bekannt. Um sich aufzuwärmen, strecken sie ihre Brust mit ausgebreiteten Armen und Beinen der Sonne entgegen und verharren in dieser Position.

Trauriger Verlust von Katze Lilly

R.I.P., Lilly.
Foto: Tiergarten Schönbrunn/Hannah Schleicher

Wie bereits Mufasa seinem Sohn Simba im "König der Löwen" erklärte, gehört der Tod eben auch zum Kreislauf des Lebens. Der Tiergarten Schönbrunn bedauerte Anfang Juni den Tod der Katze Lilly. Sie war vor vielen Jahren als Mäusejägerin in den Elefantenpark eingezogen und hat nicht nur viele Mäuse gefangen, sondern war bei den Besuchern fast so beliebt wie die Elefanten, heißt es in Schönbrunn. Sie musste im Alter von 14 Jahren wegen eines Tumors eingeschläfert werden. Eine Katze und ein Kater treten das Erbe an. Die drei Jahre alte Frida und der ein Jahr jüngere Pablo stammen aus dem Wiener Tierquartier. Sie waren im Mai in Favoriten mit zehn Katzenbabys in einer Reisetasche zwischen Autos ausgesetzt worden. (and, 6.8.2020)