Sandra Maischerger ist aus der Sommerpause zurück.

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Charmantes Timing: Während sich die meisten Talkformate unter Sonnenschirmen in Schweigen hüllen, ist Sandra Maischberger (ARD) bereits zurück aus der Hitzepause. Das Sommerloch ist ja voller Themen: Wird Trump die US-Wahlergebnisse anerkennen oder eine Art juristischen Bürgerkrieg riskieren? Wer wird Kanzlerkandidat der CDU/CSU? Diskutant und Journalist Günter Wallraff ist über sich selbst fassungslos, er findet Markus Söder gut, den bayerischen Ministerpräsidenten.

Wallraff tut dies "gegen seine Überzeugung". Der Umgang mit Corona habe Söder allerdings Format verliehen, findet Wallraff. Jener Mann, der etwas an den jungen Wolfgang Schüssel erinnert (auch ohne Mascherl!), äußert sich dazu nicht.

Sehr wohl aber zu Corona: Karl Lauterbach, SPDler und Mediziner, sagt zur Urlaubsfrage Sätze wie "Alle, die zu Hause geblieben sind, haben uns einen Gefallen getan". Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (ein Grüner) hält noch still. Lauterbach ist jedoch ein Dauermahner, der nicht nur meint, Corona würde uns "noch eineinhalb Jahre beschäftigen". Er vermutet auch, in wenigen Wochen könnte Deutschland zahlenmäßig dort sein, wo "wir im März waren". Überhaupt sieht er den Beginn einer zweiten Welle. Da reicht es Palmer. Das alles könnte sein, sei aber nicht sicher. Er fühlt sich demoralisiert, ihm ist der SPDler zu apodiktisch, "zu apokalyptisch". Lauterbach, verärgert, sieht sich hingegen auf dem Boden von Fakten stehend. War interessant.

Maischberger lässt den Disput denn auch elegant laufen. Gut, dass sie zurück ist. Es gibt Redebedarf und keinen Grund für eine Talk-Sommerpause. (Ljubiša Tošic, 6.8.2020)