Ein Dreivierteljahrhundert ist es her, aber es wird immer noch diskutiert, ob die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki eine notwendige Kriegshandlung waren oder doch vielleicht ein Verbrechen.

Japan gedenkt des Atombombenabwurfs auf Hiroshima vor 75 Jahren.
Foto: imago/Kyodo News

Abseits von allerlei Verschwörungstheorien stehen ein paar Dinge fest: Den Krieg hat das japanische Militärregime unter Zustimmung des Kaisers begonnen. Kriegsverbrechen mit Millionen Toten und ungeheurer Grausamkeit sind den Japanern in Ostasien zur Last zu legen. Die "konventionellen" amerikanischen Bombenangriffe auf japanische Städte hatten bereits enorme Opfer unter der Zivilbevölkerung gefordert, aber Japan kämpfte weiter. Der Punkt ist, ob Japan ohne die Atombomben so schnell kapituliert hätte. Die Antwort ist: nein.

Das Land war im Griff einer fanatischen Militärclique, die weiterkämpfen wollte. Erst drei Tage nach dem Abwurf in Hiroshima begann der Oberste Kriegsrat überhaupt, die Kapitulation zu diskutieren. Als sich der Kaiser dann auf die Seite der Kapitulationswilligen stellte, kam es im Palast zu einem blutigen Putschversuch von Offizieren.

Die Aussicht, dass die Japaner bei einer Invasion der Hauptinseln wie schon in Okinawa und Iwojima bis zum letzten Mann kämpfen würden und exorbitante Verluste bei den US-Streitkräften zu erwarten gewesen wären, gab letztlich den Ausschlag für den Einsatz der Bombe. Aber die moralischen Zweifel bleiben auf ewig. (Hans Rauscher, 6.8.2020)