Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) referiert über den Probebetrieb für die Corona-Ampel.

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Bereits am Donnerstag lagen in Deutschland die Neuinfektionen mit 1.045 Corona-Fällen erstmals wieder über der Schwelle von 1.000.

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Corona-Ampel geht nächste Woche in Österreich in den Testbetrieb. Das verkündete Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) auf einer Pressekonferenz am Freitag.
  • In Kärnten ist ein Cluster nach einer privaten Gartenparty in Villach auf acht Infizierte angewachsen.
  • Ab Montag um 0 Uhr tritt eine Reisewarnung Österreichs für das spanische Festland in Kraft. Die EU-Kommission zeigt sich wenig begeistert über die zunehmenden nationalen Alleingänge bei Einreisebeschränkungen und Grenzkontrollen.
  • In ganz Afrika gibt es mehr als eine Million verzeichnete Fälle von Infektionen mit dem Coronavirus. Nur in Ozeanien gibt es weniger erfasste Infektionsfälle.
  • Deutschland meldete am Freitag 1.147 neue Corona-Infektionen. Das ist der höchste Wert seit Anfang Mai. Zudem bereiten die Reisebeschränkungen der Wirtschaft Sorgen.
  • Indien hat mehr als zwei Millionen registrierte Corona-Infektionen. Es ist nach Brasilien und den USA das dritte Land der Erde mit einer so hohen Zahl.
  • Mexiko zählt bereits mehr als 50.000 Corona-Todesopfer.
  • Zwölf Migranten an Bord des Quarantäneschiffes GNV Azzurra, das vor Sizilien vor Anker liegt, sind positiv auf das Coronavirus getestet worden.
  • Israels Regierung lockert die Beschränkungen an Wochenenden: Geschäfte sollen wieder normal öffnen dürfen, auch das Benützen öffentlicher Spielplätze ist wieder erlaubt.
  • Australien will seine Grenzen noch "einige Monate" für Einreisende aus dem Ausland geschlossen halten.
  • Griechenland hat einen teilweisen Lockdown auf der Kleininsel Poros verfügt.
  • Wegen des Coronavirus hat der Fahrdienstvermittler Uber im zweiten Quartal einen Verlust von 1,8 Milliarden Dollar gemacht.

Corona-Ampel ab nächster Woche im Testbetrieb

Die Corona-Kommission im Gesundheitsministerium, die Empfehlungen und Leitlinien für die geplante Risiko-Ampel erstellen soll, hat am Freitag die Arbeit aufgenommen. Die erste reguläre Sitzung findet in der kommenden Woche statt, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag bei einer Pressekonferenz. Dann startet auch der Testbetrieb, Anfang September soll die erste Ampelschaltung im Realbetrieb erfolgen.

Für den Minister ist die Kommission ein "wichtiges zentrales Steuerungszentrum". Sie bestehe aus 19 stimmberechtigten Mitgliedern (Fachexperten, Vertretern aus jedem Bundesland und den zuständigen Ministerien) und werde mindestens einmal wöchentlich tagen, so Anschober. Leiter der Kommission sind Ulrich Herzog und Clemens Auer vom Gesundheitsministerium, die Sprecherin der Kommission ist Daniela Schmid von der Ages.

Die Kommission soll die entscheidenden Empfehlungen für Maßnahmen in den Bezirken geben und jene Leitlinien erstellen, die vorgeben, welche Maßnahmen bei welcher Ampelschaltung gelten sollen. Auf eine Website sollen die Informationen der Kommission veröffentlicht werden. Der Freitag soll zum "Ampel-Tag" werden, meinte Anschober: Da sollen die neuen Empfehlungen und die daraus abgeleiteten Maßnahmen verkündet werden.

Die Ampel sei nötig, weil die Infektionszahlen weltweit weiterhin steigen, erklärte Anschober. Man dürfe sich nicht darauf verlassen, in einer stabilen Region zu leben. Das Bild könne sich schnell wenden. "Wir wollen mit aller Kraft eine zweite Welle vermeiden", sagte Anschober. Neben der Einrichtung der Kommission und der Ampel gelte es, möglichst flächendeckend das Risikobewusstsein wiederherzustellen, "wie es im Frühjahr war". Und es gehe darum, viele Tests und möglichst gutes Kontaktpersonenmanagement umzusetzen. Mit dem Herbst beginne die Phase vier im Kampf gegen die Pandemie, in der es mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Fälle geben werde und das Risiko einer Infektion größer sei, weil "wir uns mehr indoor aufhalten". Auch der Schulstart im September sei eine Herausforderung. Anschober teilte mit, dass es zuletzt in Österreich 141 Sars-CoV-2-Neuinfektionen binnen eines Tages gegeben habe.

Lateinamerika und Karibik mit meisten Todesfällen weltweit

Lateinamerika und die Karibik haben weltweit die meisten Todesfälle durch das Coronavirus zu verzeichnen. Wie eine Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf der Grundlage von Behördenangaben ergab, lösten die lateinamerikanischen Staaten und die Karibik am Freitag Europa als am stärksten betroffene Region ab. Insgesamt wurden dort 213.120 Todesfälle registriert – und damit 460 mehr als in Europa.

In der vergangenen Woche entfielen 44 Prozent der weltweit insgesamt 41.500 Corona-Todesfälle auf Lateinamerika und die Karibik. Die Region hat mit 5,3 Millionen Fällen auch die meisten Corona-Infektionen weltweit.

Cluster in Villach wächst

In Kärnten ist ein Cluster nach einer privaten Gartenparty in Villach auf acht Infizierte angewachsen. Wie der Landespressedienst am Freitagnachmittag in einer Aussendung mitteilte, wurden weitere drei Teilnehmer an dem Fest – zwei Frauen und ein Mann – positiv auf das Coronavirus getestet.

Die Feier hatte am vergangenen Freitag stattgefunden. Insgesamt 80 Partygäste sind in Heimquarantäne, nachdem bekannt wurde, dass auch eine infizierte Person teilgenommen hatte. Ebenfalls nach dieser Party positiv getestet wurde ein Gastronom aus Villach – Gäste seines Lokals wurden aufgerufen, ihren Gesundheitszustand zu beobachten.

Reisewarnung für weite Teile Spaniens – EU befürchtet Fleckerlteppich

Österreich hat am Donnerstag aufgrund der "epidemiologischen Entwicklungen" eine Reisewarnung für das spanische Festland ausgesprochen. Sie tritt am Montag um 0 Uhr in Kraft. Ausgenommen sind die Balearen (unter anderen Mallorca, Menorca und Ibiza) und Kanaren (unter anderen Teneriffa, Fuerteventura und Gran Canaria). Weiters betonte das Außenamt: Wer vom spanischen Festland zurückreise, müsse ebenfalls ab Montag bei der Rückkehr nach Österreich einen negativen Test auf Sars-CoV-2 vorlegen.

Die EU-Kommission zeigte sich am Freitag wenig begeistert über nationale Alleingänge bei Einreisebeschränkungen. Eine zweite Welle von unkoordinierten Maßnahmen an den Binnengrenzen der EU sei zu vermeiden, sagte eine Sprecherin Brüssel. Die EU-Vertretung ist unter anderem besorgt, dass die unkoordinierten Reisebeschränkungen negative Auswirkungen auf den EU-Binnenmarkt haben könnten.

Apropos Spanien: Die nordspanische Gemeinde Aranda de Duero ist am Freitag von der Außenwelt abgeriegelt worden. Für mindestens die nächsten beiden Wochen gilt für die rund 32.000 Einwohner des mitten in einem Weinanbaugebiet gelegenen Orts eine strikte Quarantäne. Den in der Region Kastilien-León gelegenen Ort verlassen dürfen die Einwohner nur mit triftigen Gründen. An den Zufahrten wurden Polizeikontrollen eingerichtet.

Mehr als eine Million verzeichnete Fälle in Afrika

In Afrika gibt es inzwischen mehr als eine Million verzeichnete Fälle von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus. Bis Donnerstagabend (MESZ) wurden auf dem Kontinent insgesamt 1.000.054 Ansteckungsfälle gezählt, wie eine auf Behördenangaben beruhende Statistik der Nachrichtenagentur AFP ergab. Dennoch ist Afrika weiterhin deutlich weniger von der Pandemie betroffen als andere Kontinente.

Nur in Ozeanien gibt es weniger erfasste Infektionsfälle. Die am schlimmsten von der Pandemie heimgesuchten Länder des afrikanischen Kontinents sind Südafrika, Ägypten und Nigeria. In Südafrika sind mehr als die Hälfte aller auf dem Kontinent verzeichneten Ansteckungsfälle aufgetreten. In dem Land gab es bis Donnerstagabend rund 538.000 Infektionen und etwa 9.600 Todesopfer. In der weltweiten Statistik der Infektionsfälle liegt Südafrika an fünfter Stelle hinter den USA, Brasilien, Indien und Russland.

Deutschland: Erneut über 1.000 Neuinfektionen, Reisebeschränkungen besorgt Wirtschaft

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am Freitag 1.147 neue Corona-Infektionen in Deutschland gemeldet – die höchste Zahl seit Anfang Mai. Insgesamt haben sich damit mindestens 214.214 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert. Seit Juli kämpft Österreichs Nachbarland wieder mit steigenden Infektionszahlen.

Ein anderer Sorgenpunkt: Die weltweiten Reisebeschränkungen machen der exportorientierten Wirtschaft, die auch an Geschäftsreisen hängt, zunehmend zu schaffen. In einer Umfrage der Außenhandelskammern (AHK World Business Outlook) vom Juli gaben 63 Prozent der deutschen Unternehmen im Ausland an, davon betroffen zu sein. In den USA seien es sogar 69 Prozent, sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). "Diese Zahlen sind besonders besorgniserregend, denn mit Exporten in einem Wert von annähernd 119 Milliarden Euro im Jahr 2019 sind die USA Deutschlands wichtigster Exportmarkt. Zudem sind die USA einer der wichtigsten Investitionsstandorte."

Indien hat mehr als zwei Millionen Fälle

Indien hat als drittes Land der Erde mehr als zwei Millionen registrierte Corona-Infektionen. Wie Daten der Johns Hopkins Universität in Baltimore zeigen, stieg die Zahl der bekannten Infektionen mit SARS-CoV-2 in nur knapp drei Wochen von einer auf zwei Millionen Fälle. In Indien nehmen die bekannten Neuinfektionen damit schneller zu als in anderen Ländern der Erde.

Dieser Anstieg in Indien ist schneller als in Brasilien oder den USA. Trotzdem lockert das Land seine Schutzmaßnahmen immer mehr. Wegen des anfangs sehr strikten Lockdowns verloren Millionen Tagelöhner ihre Arbeit und drohten zu verhungern. Mit mehr als 41.000 Toten durch die Krankheit Covid-19 ist die offizielle Sterberate in Indien aber deutlich niedriger als in vielen anderen Ländern. Zwar gehen Experten davon aus, dass die Zahlen zu niedrig sind. Allerdings ist in Indien der Anteil junger Menschen an der Gesamtbevölkerung sehr hoch. Bei jungen Menschen geht die Infektion oft ohne Symptome oder nur mit leichten Beschwerden einher.

Mehr als 50.000 Corona-Todesopfer in Mexiko

Mexiko hat als drittes Land der Welt die Marke von 50.000 registrierten Todesfällen im Zusammenhang mit Covid-19 überschritten. Die Zahl stieg nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Donnerstag (Ortszeit) im Vergleich zum Vortag um 819 auf 50.517.

Knapp eine Woche zuvor hatte Mexiko Großbritannien überholt und war weltweit auf die dritte Stelle vorgerückt. Auf Platz eins bei den Todesopfern stehen nach Statistiken der Johns-Hopkins-Universität die USA mit mehr als 160.000 Opfern, gefolgt von Brasilien mit mehr als 98.000 Toten.

Die offizielle Zahl der bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus liegt in Mexiko inzwischen bei 462.690 – laut Johns-Hopkins-Universität liegt das Land damit international an sechster Stelle. Die Sterblichkeitsrate relativ zur Zahl der Infektionen ist demnach mit 10,9 Prozent die siebenthöchste der Welt. Pro 100.000 Einwohner belegt der 130-Millionen-Einwohner-Staat demnach mit 39,38 Todesopfern den 13. Platz. Mexiko testet im internationalen Vergleich äußerst wenig auf den Erreger Sars-CoV-2.

12 Migranten auf Quarantäneschiff vor Sizilien positiv getestet

Zwölf Migranten an Bord des Quarantäneschiffes GNV Azzurra, das vor Sizilien vor Anker liegt, sind positiv auf das Coronavirus getestet worden. Sie werden isoliert. Das Schiff soll demnächst in Richtung Lampedusa abfahren und dort weitere 350 Migranten an Bord nehmen. Zuletzt hatten hunderte Migranten auf Sizilien Flüchtlingsunterkünfte verlassen, wo sie ihre Quarantäne hätten verbringen sollen. Das hatte Bewohner besorgt. Daher wurde das Quarantäneschiff als Alternative für die Isolierung eingetroffener Migranten eingerichtet.

Israels Regierung lockert Beschränkungen an Wochenenden

Nach einem leichten Abflachen der Corona-Infektionen hat die israelische Regierung eine Lockerung von Einschränkungen an Wochenenden beschlossen. Wie das Kabinett am späten Donnerstagabend mitteilte, sollen Geschäfte an Wochenenden wieder normal öffnen dürfen. Auch das Benutzen öffentlicher Spielplätze ist dann wieder erlaubt.

Zuvor hatten bestimmte Geschäfte vom Freitagnachmittag bis Sonntagfrüh zusperren müssen. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist in Israel nach einem starken Anstieg seit Ende Mai zuletzt leicht zurückgegangen.

Australien lässt die Grenzen vorerst zu

Australien will seine Grenzen vorläufig weiter geschlossen halten. Es werde noch "einige Monate" dauern, bis wieder Ausländer einreisen dürften, sagte Premierminister Scott Morrison am Freitag. Er hoffe aber, dass die Regeln "irgendwann in der Zukunft" geändert werde könnten.

Das Einreiseverbot für internationale Besucher gilt seit März, als Australien etwa 700 Fälle verzeichnete. Mittlerweile hat das Land insgesamt mehr als 20.000 Infektionen registriert, 266 Menschen sind in Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Nur Australier und Menschen mit permanentem Wohnsitz dürfen seither noch ins Land. Zudem gilt auch ein Ausreiseverbot für Australier.

Während die meisten Teilstaaten und Territorien Australiens derzeit recht erfolgreich im Kampf gegen das Virus sind, gilt Victoria mit der Millionenmetropole Melbourne als Hotspot. In dem Staat im Südosten des Landes gibt es derzeit rund 7.000 aktive Fälle. Die Regierung von Victoria hatte am Wochenende den Katastrophenzustand erklärt und in Melbourne eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Die Menschen sollen im Homeoffice arbeiten, zudem sind nur noch Supermärkte, Apotheken, Postämter und Tankstellen geöffnet. Die strengen Regeln sollen bis mindestens Mitte September gelten.

Teilweiser Lockdown auf griechischer Kleininsel Poros

Die griechische Regierung hat erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie umfangreiche Einschränkungen auf einer Insel angeordnet. Nachdem auf der kleinen Urlaubsinsel Poros rund ein Dutzend Menschen positiv auf das Virus getestet worden sind, gilt eine Maskenpflicht für alle Einrichtungen, sowohl in überdachten als auch im Freien, teilte der griechische Zivilschutz am Freitag mit.

Demnach müssen alle Geschäfte inklusive Bars, Tanzlokalen und Tavernen um 23 Uhr schließen. Versammlungen von mehr als neun Personen sind nicht mehr erlaubt. Partys, religiöse Feiern sowie Wochenmärkte wurden abgesagt. In Tavernen und Restaurants sowie Bars dürfen höchstens vier Menschen an einem Tisch sitzen. Diese Maßnahmen gelten zunächst bis zum 17. August.

Uber mit tiefroten Zahlen

Der weltgrößte Fahrdienstvermittler Uber hat inmitten der Corona-Krise einen weiteren hohen Verlust erlitten. Im zweiten Quartal fiel unterm Strich ein Minus von 1,8 Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro) an, wie der Taxikonkurrent am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Wegen hoher Kosten für den großen Börsengang hatte das Unternehmen vor einem Jahr sogar noch deutlich mehr Miese gemacht. Dennoch war das Quartal alles andere als positiv.

Die Pandemie bremste das Fahrdienstgeschäft kräftig aus, insgesamt sanken die Erlöse um 29 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar. Der Essensbringdienst Uber Eats verbuchte dank hoher Nachfrage während des Lockdowns zwar weiter starkes Wachstum, das konnte die Bilanz aber nicht retten. Im Großen und Ganzen fielen die Ergebnisse wesentlich schlechter aus als von Analysten erwartet. Die Aktie geriet nachbörslich zunächst mit mehr als drei Prozent ins Minus. (red, APA, 7.8.2020)