In der Festungsstadt Kufstein treiben seit Jahren Anhänger der Grauen Wölfe ihr Unwesen. Das sorgt nun für politische Reaktionen.

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Da staunten Kufsteins muslimische Vereine nicht schlecht, als sie am Montag Post von Vizebürgermeisterin und Integrationsreferentin Brigitta Klein (Die Parteifreien) erhielten. Denn in dem Schreiben, das dem STANDARD vorliegt, fordert sie die Adressaten auf, ihr bis 10. August schriftlich sämtliche Informationen zu den Vereinsaktivitäten und den im Verein tätigen Personen zukommen zu lassen. "Um Zweifel über die Vereinsaktivitäten" beseitigen zu können, heißt es in dem Brief.

Hintergrund des Schreibens – das wird darin auch so benannt – sind die jüngsten Medienberichte zu Aktivitäten der sogenannten Grauen Wölfe in der Festungsstadt. Diese aus der Türkei stammende rechtsextreme, paramilitärische Organisation hat offenbar Anhänger im "Türkischen Kulturverein Kufstein". Auf Social-Media-Kanälen des Vereins waren bis vor kurzem noch Bilder von Personen zu sehen, die ganz offen mit in Österreich verbotenen Symbolen der Rechtsextremisten posierten.

Extremismusforscher: Verein ist Teil der Grauen Wölfe

Die türkischen Nationalisten sind seit Jahren in Kufstein aktiv, bestätigte Extremismusforscher Thomas Rammersdorfer gegenüber dem ORF Tirol. Der besagte Kulturverein sei zudem eindeutig rechtsextrem und Teil der Grauen Wölfe. Auch der Verfassungsschutz hat diese Aktivitäten in Kufstein bereits auf dem Radar, weil die Grauen Wölfe die Integration von türkischstämmigen Zuwanderern torpedieren, indem sie ihren aggressiven türkischen Nationalismus vorantreiben.

Angesichts dieser Kenntnisse um die Zusammenhänge, übt Ahmet Demir, ehemaliger grüner Landtagsabgeordneter, heftige Kritik am Brief der Vizebürgermeisterin: "Dieses Schreiben ist einer Politikerin und Integrationsbeauftragten nicht würdig. Sie stellt damit alle muslimischen Vereine unter Generalverdacht." Vor allem die nichttürkischen muslimischen Vereine hätten mit Unverständnis reagiert.

Keine Antwort ist auch eine

Die kritisierte Klein kontert, dass dies keinesfalls ihre Absicht gewesen sei: "Das Schreiben ist ein Aufruf: Schaut genau hin, was bei euch im Verein passiert." Weil sie eine "Macherin" sei, habe sie das Schreiben mit der Antwortfrist 10. August versehen. Was passiere, sollte ein Verein bis dahin keine Rückmeldung liefern? "Dann ist das auch eine Antwort", sagt Klein. In den nächsten Wochen wolle sie nun das direkte Gespräch mit den Vereinen suchen, sagt die Politikerin.

Der Türkische Kulturverein Kufstein weist gegenüber dem STANDARD alle Vorwürfe zurück. Man habe nichts mit den Grauen Wölfen zu tun und lehne diese ab. (Steffen Arora, 7.8.2020)