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Die taiwanesischen Gastgeber können es kaum fassen: US-Minister Alex Azar ist gelandet. Für Taipeh ist dieser Besuch ein großer diplomatischer Erfolg, von einem "historischen Besuch" ist die Rede.

Foto: AP/Chiang Ying-ying

Taipeh – Als ranghöchstes Mitglied einer US-Regierung seit mehr als 40 Jahren ist Gesundheitsminister Alex Azar am Sonntag zu einem Besuch in Taiwan eingetroffen. Azar will sich unter anderem über die Erfolge der ostasiatischen Inselrepublik im Kampf gegen die Corona-Pandemie informieren. Seine Maschine landete am Nachmittag auf dem Flughafen Songshan, wie die Nachrichtenagentur CNA berichtete. Peking ist darüber sehr verärgert. Für Taipeh ist dieser Besuch ein großer diplomatischer Erfolg.

Doppelte Brüskierung

Die kommunistische Führung Chinas sieht die demokratische Insel als Teil der Volksrepublik an, obwohl sie nie zu ihr gehört hat. China droht seit langem damit, eine "Wiedervereinigung" mit Taiwan notfalls mit Gewalt zu erzwingen, falls die Regierung in Taipeh die Unabhängigkeit ausrufen sollte.

Außenamtssprecher Wang Wenbin sagte, die USA sollten jeden offiziellen Austausch mit Taiwan stoppen, um die Beziehungen zu Peking nicht ernsthaft zu schädigen. Das "Ein-China-Prinzip" sei "politische Grundlage" der Beziehungen. Azar hatte gleichwohl hervorgehoben, die Kooperation mit Taiwan ausbauen zu wollen. Freie und demokratische Gesellschaften seien das "beste Modell, um die Gesundheit zu schützen und zu fördern".

Ein Tiefschlag für Peking ist der Besuch auch deshalb, weil China sich in der Weltöffentlichkeit als die Nation darstellt, deren System im Gegensatz zu dem westlicher Demokratien am besten dafür geeignet ist, gegen das Coronavirus erfolgreich vorzugehen. Entsprechend scharf war am Mittwoch die Reaktion aus Peking: "Taiwan ist das wichtigste und sensibelste Thema in den chinesisch-amerikanischen Beziehungen", sagte Wang Wenbin.

Taiwan gilt als Corona-Musterschüler

Azar soll am Montag mit Präsidentin Tsai Ing-wen, Außenminister Joseph Wu und Gesundheitsminister Chen Shih-chung zusammentreffen. Das US-Außenministerium hatte Taiwan vorige Woche als "Modell für Transparenz und Kooperation im globalen Gesundheitswesen während der Covid-19-Pandemie und lange davor" gelobt. In Taiwan mit 23,8 Millionen Einwohnern gab es bisher nur 480 Coronavirus-Infektionen und sieben Tote. In den USA mit ihren 330 Millionen Einwohnern waren es laut Johns-Hopkins-Universität bisher fast fünf Millionen Infektionen und mehr als 162.000 Tote. (red, APA, dpa, 9.8.2020)