Alle schauen, was sie in den vergangenen Monaten gelernt haben. Überall kristallisieren sich hybride Lösungen heraus, Homeoffice mit einer Teilzeit im Büro.

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Alle schauen, was sie in den vergangenen Monaten gelernt haben, und Unternehmenslenker geben dazu auch gerne Interviews. Tatsächlich geht es wohl wesentlich darum, zu sehen, wie aus der erzwungenen Umstellung der Bürogeher auf Heimarbeit Profit gezogen werden kann.

Eine Studie der Harvard Business School gemeinsam mit der New York University unter mehr als drei Millionen Arbeitenden in 21.000 Firmen in den USA, in Europa und dem Nahen Osten zeigt dazu recht deutlich, was (nicht mehr) geht und worauf sich Arbeitgeber berufen werden.

Grundsätzlich können rund 40 Prozent der Jobs in hochentwickelten Wirtschaftssystemen von zu Hause aus gemacht werden. Zum Horror vieler Eltern und auch vieler Lernenden werden dazu auch Lehrberufe gezählt. Die Produktivität während der Homeoffice-Periode wurde mit einem Plus von 47 Prozent angegeben. Und um diese Segnungen noch zu belegen, wird auch deutlich, dass sogar in regulierten Branchen wie der Finanz alles super klappt: Börsenriesen wie Goldman Sachs etwa hatten fast die ganze Belegschaft zu Hause, während diese im Lockdown die Börsen zu anhaltend steigenden Kursen handelten.

Bürowelt nach Corona

Büroflächen werden also aus wirtschaftlichen wie aus gesundheitlichen Gründen reduziert. Überall kristallisieren sich hybride Lösungen heraus, Homeoffice mit einer Teilzeit im Büro. Aber dort wird die Welt nicht mehr so aussehen wie vor Corona. Mittagsbuffets werden verschwinden, stattdessen wird in noch mehr Schutzverpackung Essen geliefert. Tratsch mit der Ersatzfamilie Kollegenschaft in der lässigen Lounge wird Signalen am Diensthandy weichen, die angeben, wer wann wohin darf. Ständige Temperaturmessungen werden der Firma Daten liefern, die wir nie hergeben wollten – über unseren Zustand bis zur Zyklusphase. Sie werden sehr viel über uns wissen.

Dass sich laut dieser Riesenstudie 45 Prozent durch erst ein paar Monate Heimarbeit ausgebrannt fühlen, wird noch gravierende Folgen haben. Dass die oberen Hierarchien mit Homeoffice gut zurechtkommen und sich zwischen Wasserrudern im Keller und Videokonferenz neu erfinden, die unteren Hierarchien aber eher leiden, lässt auch nichts Gutes ahnen. (Karin Bauer, 11.8.2020)