Olaf Scholz ist Vizekanzler und Finanzminister Deutschlands.

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Berlin – Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz soll für die SPD als Kanzlerkandidat 2021 in den Bundestagswahlkampf ziehen. Auf Vorschlag der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans hätten ihn Präsidium und Vorstand nominiert, teilte Scholz am Montag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Auch die beiden SPD-Vorsitzenden erklärten auf Twitter, dass Scholz der Kanzlerkandidat der SPD ist. Mit dem Satz "Olaf hat den Kanzler-#Wumms" spielten Esken und Walter-Borjans auf einen Sager von Scholz an. Der Finanzminister hatte das Konjunkturpaket der Bundesregierung als "Wumms" für die deutsche Wirtschaft bezeichnet.

Ehemalige Konkurrenten

Die Personalie war lange vermutet worden, galt in der Partei aber zugleich als extrem umstritten. "Wir wissen, dass diese Entscheidung für einige eine unerwartete Wendung darstellt", erklärten die Parteichefs daher. "Wir bitten um Vertrauen in unseren Weg. Wir sind entschieden, diesen Weg gemeinsam zu gehen."

Vor knapp einem Jahr waren die drei Politiker noch Konkurrenten. Im August 2019 kandidierte Scholz gemeinsam mit Klara Geywitz für den Parteivorsitz. In einer Stichwahl verlor das Duo aber gegen die derzeitigen Parteivorsitzenden Esken und Walter-Borjans. Seitdem habe es aber einen "engen Schulterschluss" und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von Parteispitze, Fraktionsführung und den sozialdemokratischen Ministern gegeben, erklärten die Parteichefs.

Beliebtester SPD-Politiker

Scholz ist bei der deutschen Bevölkerung Umfragen zufolge der beliebteste SPD-Politiker und hatte sich in der Corona.-Krise mit beherztem Handeln und dem Schnüren milliardenschwerer Hilfspakete profiliert. In der SPD selbst ist er allerdings umstritten – vor allem beim linken Flügel. Zuletzt hatten sich vor allem Mitglieder der Bundestagsfraktion und andere SPD-Minister für ihn als Kanzlerkandidaten ausgesprochen.

In Umfragen ist die SPD derzeit drittstärkste Kraft hinter Union und Grünen. Die Union hat in der sogenannten Sonntagsfrage im ARD-DeutschlandTrend zuletzt 38 Prozent erreicht. Die Grünen kommen danach auf 18 und die SPD auf 15 Prozent. (agr, 10.8.2020)