Mitarbeiter der Gruppe Sofortmaßnahmen der Stadt Wien prüfen die Einhaltung der Quarantäne.

Foto: Christian Fischer

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Heimquarantäne kann in einigen Fällen bis zu 20 Tage dauern. Wer mit Infizierten zusammenwohnt, kann unter Umständen für 20 Tage in Quarantäne geschickt werden.
  • Aktuelle Corona-Regeln in beliebten Urlaubsländern
  • Weltweit ist die Zahl der bekannten Corona-Infektionen auf über 20 Millionen gestiegen. Vor weniger als drei Wochen waren es noch 15 Millionen.
  • Das deutsche Biopharma-Unternehmen Biontech plant einen Impfstoffzulassungs-Antrag für Oktober.
  • Die SPÖ fordert Unterstützung für Kulturinstitutionen vom Bund. Nicht abgeholte Mittel aus dem 150 Millionen Euro umfassenden Paket für Tests im Tourismus sollen der Kulturbranche zur Verfügung gestellt werden.
  • Das sozialliberale Momentum-Institut fordert ein Gutscheinprogramm. Es soll sich an jene 2,6 Millionen Haushalte richten, deren Nettojahreseinkommen unter 30.000 Euro liegt.
  • In Neuseeland ist eine Seniorenwohnanlage unter Quarantäne gestellt worden. Acht Bewohner haben grippeähnliche Symptome gezeigt.
  • US-Präsident Donald Trump erwägt die Senkung der Steuer auf Kapitalgewinne und eine niedrigere Einkommensteuer für die Mittelschicht. Einem Mitarbeiter zufolge gibt es auch Überlegungen, mutmaßlich mit dem Coronavirus infizierten US-Bürgern die Heimreise aus anderen Ländern zu untersagen.
  • US-Forscher kritisieren die weltweiten Pandemie-Maßnahmen scharf. Bei guter Politik hätte die Menschheit bereits vor 15 Jahren auf die Pandemie vorbereitet sein können.

Hier finden Sie den Tagesüberblick von Montag.


Heimquarantäne kann bis zu 20 Tage dauern

Dauerte die verpflichtende Heimquarantäne ursprünglich 14 Tage, ist sie seit Anfang August auf zehn Tage reduziert. Doch wer mit einer Infizierten Person zusammenlebt, muss sich unter Umständen bis zu 20 Tage isolieren, berichtete das Ö1-"Morgenjournal" am Dienstag.

Denn wer mit einem Infizierten zusammenwohnt, ist auch während dessen Quarantäne dem Risiko ausgesetzt, sich anzustecken. Die Entscheidung, ob es tatsächlich zu einer 20-tägigen Quarantäne kommt, liegt bei den zuständigen Gesundheitsbehörden.


Bereits mehr als 20 Millionen Infektionen weltweit

Die Zahl der weltweit bekannten Corona-Infektionen ist innerhalb von weniger als drei Wochen von 15 Millionen auf über 20 Millionen gestiegen. Das ging am Montag aus Daten der Johns-Hopkins-Universität hervor. Etwa die Hälfte der bestätigten Infektionen entfallen demnach auf nur drei Länder: die USA mit mehr als fünf Millionen, Brasilien mit über drei Millionen und Indien mit gut zwei Millionen.

ORF

Weltweit sind laut der Universität bisher mehr als 730.000 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Die Zahl der Opfer stieg zuletzt unter anderem infolge besserer Behandlungsmöglichkeiten deutlich langsamer als die Zahl der Neuinfektionen.


Biontech plant Impfstoffzulassungs-Antrag für Oktober

Das Mainzer Biopharma-Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer wollen bei einem Erfolg der aktuellen klinischen Studie zu ihrem möglichen Corona-Impfstoff weiterhin im Oktober den Antrag auf Marktzulassung stellen. Die Biontech-Mitarbeiter hätten es geschafft, die Studie "in Rekordzeit zu starten", sagte Biontech-Vorstandschef Ugur Sahin am Dienstag.

Ende Juli hatte eine weltweite Studie zu dem möglichen Impfstoff mit bis zu 30.000 Teilnehmern begonnen. Für die klinische Untersuchung der Phasen II/III – mit dem Ziel einer Überprüfung der Wirksamkeit, der Bestimmung der geeigneten Dosis und schließlich dem Nachweis der Wirksamkeit – war die Kandidatvakzine BNT162b2 ausgewählt worden.

Falls der Impfstoff zugelassen wird, haben Biontech und Pfizer bereits Liefervereinbarungen mit Großbritannien, den USA, Japan und Kanada über mehr als 250 Millionen Impfstoffdosen geschlossen. Zusätzlich gibt es eine Option über weitere 500 Millionen Dosen.


SPÖ fordert Geld aus Tourismustopf für Kultur

SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda fordert, dass der Bund die Kulturinstitutionen bei den notwendigen Investitionen unterstützt, um unter Einhaltung der Corona-Regeln wieder zu starten. Um die erforderlichen Covid-19-Präventionsmaßnahmen sicherzustellen, seien oft Investitionen in Höhe von fünf- bis sechsstelligen Beträgen notwendig.

Dafür sowie für Tests von Mitarbeitern im Kulturbereich, die Kontakt zum Publikum haben, könnten Teile der Gelder, die für Corona-Tests im Tourismus veranschlagt wurden, verwendet werden, schlägt der SPÖ-Kultursprecher vor.

Zudem bekräftigte Drozda die Forderung nach einer Kompensation für den Einnahmenentgang der vergangenen Monate: "Wir haben einen Fleckerlteppich an Fonds, aber den großen Rettungsschirm für die Kultur, die Kulturmilliarde, die gibt es immer noch nicht." Nun stehe "eine neue Unsicherheit" durch die Corona-Ampel bevor, deren Folgen in Hinblick auf Kulturinstitutionen "noch völlig unklar" seien. Für Bereiche wie die Clubkultur, für die es auch im Herbst Corona-bedingt düster ausschauen dürfte, müsse dringend "ein finanzielles Auffangnetz" geschaffen werde, "sonst stirbt eine ganze Branche", warnte Drozda.


Sozialliberales Institut fordert Gutscheinprogramm

Der Privatkonsum bricht heuer laut Berechnungen des sozialliberalen Momentum-Instituts um 7,4 Milliarden Euro ein. Das wären fast zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2019. Daher brauche es ein Gutscheinprogramm für jene 2,6 Millionen Haushalte, deren Nettojahreseinkommen unter 30.000 Euro pro Jahr liegt, um gezielt Einkommensschwächere und die Konjunktur zu stützen, so das Institut. Es schlägt staatlich finanzierte Konsumgutscheine im Wert von 2,9 Milliarden Euro vor (0,72 Prozent des BIP).

Pro Haushalt sollte demnach ein Erwachsener einen Gutschein über 700 Euro bekommen, jede weitere erwachsene Person einen über 400 Euro und jedes Kind einen über 300 Euro. Damit ließen sich eine Wertschöpfung von 1,1 Milliarden Euro und 11.000 neue Arbeitsplätze realisieren, rechnet das Institut vor. Die Hälfte der Gutscheine könnten als klimafreundliche Ökogutscheine im Wert von 1,45 Milliarden Euro (0,36 Prozent des BIP) verteilt werden. Das Institut wurde von Ex-ÖH-Chefin Barbara Blaha, die früher SPÖ-Mitglied war, gegründet.


Seniorenwohnanlage in Neuseeland unter Quarantäne

Eine Seniorenwohnanlage in Neuseeland ist unter Quarantäne gestellt worden, nachdem bei acht Bewohnern grippeähnliche Symptome diagnostiziert worden waren. Das berichtet die Zeitung "New Zealand Herald". Ob die Erkrankungen in Zusammenhang mit Corona-Infektionen stehen, war noch unklar. Bisher handle es sich um normale Vorsichtsmaßnahmen, die bei allen Atemwegserkrankungen getroffen würden, sagte ein Sprecher der Anlage.

Neuseeland ist sehr erfolgreich im Kampf gegen das Virus: Nach Angaben der Gesundheitsbehörden ist es in dem Pazifikstaat seit mehr als 100 Tagen nicht mehr zu einer lokalen Übertragung gekommen. Derzeit gibt es nur 22 aktive Fälle, die sich alle in Quarantäne befinden. Insgesamt hat Neuseeland seit Beginn der Pandemie 1.570 bestätigte Fälle gemeldet, 22 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben.


Trump erwägt Steuersenkung

US-Präsident Donald Trump erwägt eigenen Angaben zufolge als Corona-Hilfe eine Senkung der Steuer auf Kapitalgewinne und eine niedrigere Einkommensteuer für die Mittelschicht.

Die US-Regierung überlegt einem Mitarbeiter zufolge auch Maßnahmen, um mutmaßlich mit dem Coronavirus infizierten US-Bürgern die Heimreise aus anderen Ländern zu untersagen. Es gebe einen Entwurf für entsprechende Regelungen, diese seien aber noch nicht endgültig abgestimmt und könnten sich noch ändern, hieß es.


US-Experten: Pandemievorbereitung global katastrophal

Regierungen engagieren sich derzeit weiterhin im Herunterspielen der Covid-19-Pandemie oder rühmen sich getroffener Maßnahmen, dennoch hätte die Menschheit bei vernünftiger Politik seit mindestens 15 Jahren gut darauf vorbereitet sein können und müssen, stellen US-Experten in der Zeitschrift "Foreign Affairs" fest. Ihr Urteil ist vernichtend.

Sowohl langfristig als auch kurzfristig hätte die Welt demnach gut auf die Pandemie vorbereitet sein können. Doch statt in die Gesundheitsversorgung seien etwa in den USA viele Ressourcen in die Terrorbekämpfung geflossen. Dabei habe es an Warnungen nicht gemangelt: Sars im Jahr 2003 mit 8.098 Fällen und 774 Toten weltweit, Mers seit 2012 und dazwischen die Schweinegrippe-Pandemie (A/H1N1) von 2009/2010. Dennoch sei nichts unternommen worden, kritisieren die Autoren. (red, 11.8.2020)