In einem großen Polizeieinsatz waren der kritische !Apple Daily"-Verleger Lai und andere bekannte Aktivisten festgenommen worden.

Foto: afp, ISAAC LAWRENCE

Hongkong – Aus Protest gegen die Festnahme des Medienmoguls Jimmy Lai und anderer Aktivisten haben Hongkonger am Dienstag massenhaft die Tageszeitung "Apple Daily" gekauft. Bereits am Vormittag war das pro-demokratische Blatt, das zum Konzern von Lai gehört, in einigen Geschäften ausverkauft. Vor anderen Läden bildeten sich lange Schlangen.

Die Zeitung berichtete in ihrer aktuellen Ausgabe ausführlich über die Verhaftungswelle und die Durchsuchung ihrer Räume, an der am Vortag mehr als 200 Polizisten beteiligt waren. "Apple Daily muss weiter kämpfen" war in großen Lettern auf der Titel-Seite zu lesen.

Rückenwind erlebte der Konzern Lais auch an der Börse. Der Kurs von Next Digital, der Muttergesellschaft der "Apple Daily", legte nach einem kräftigen Sprung am Montag auch am Dienstag zeitweise um mehr als 300 Prozent zu.

Zahlreiche Festnahmen

In einem großen Polizeieinsatz waren am Vortag der kritische Verleger Lai und andere bekannte Aktivisten festgenommen worden. Es war der bisher größte Schlag gegen die Hongkonger Demokratiebewegung seit Einführung eines umstrittenen Sicherheitsgesetzes durch China Ende Juni.

Neben Vertrauten und Mitarbeitern von Lai waren am Vortrag auch die bekannte Aktivistin Agnes Chow sowie ihre Mitstreiter Wilson Li und Andy Li festgenommen worden, was für heftige Kritik auch im Ausland sorgte.

China steht wegen seiner Hongkong-Politik massiv in der Kritik. Das Gesetz richtet sich gegen Aktivitäten, die China als subversiv, separatistisch oder terroristisch ansieht. Es ist der bisher weitestgehende Eingriff in Hongkongs Autonomie, und er gibt Chinas Staatssicherheit weitreichende Vollmachten. Hongkongs demokratische Opposition geht davon aus, dass das Gesetz auf sie abzielt.

Seit der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie 1997 an China wurde Hongkong autonom mit eigenen Freiheitsrechten regiert. Aus Sicht von Kritikern bedeutet das Staatssicherheitsgesetz das Ende des seither verfolgten Grundsatzes "ein Land, zwei Systeme". Auch wird es als Verstoß gegen die völkerrechtlichen Verpflichtungen Chinas bei der Rückgabe Hongkongs betrachtet. (APA, 11.8.2020)