Die Social-Media-Plattform Instagram ist wegen der Löschung eines Bildes in die Kritik geraten. Es handelt es sich um ein Foto, das ein afroamerikanisches Model zeigt, wie es halbnackt posiert und seine Brust umarmt – eine Pose, die man häufig in Modezeitschriften und in sozialen Netzwerken zu sehen bekommt.

Die Entfernung sorgt für Kritik und Unverständnis unter Nutzern. Instagram wird dabei ein diskriminierendes Auswahlverfahren vorgeworfen, bei dem hellhäutige Personen in Bezug auf ihre Nacktheit bevorzugt würden. Als diesbezüglich kritische Stimmen laut wurden, erlaubte Instagram, dass die Beiträge wieder sichtbar gemacht werden.

Das ist jenes Foto, das abermals gelöscht wurde. Unterstützende versuchten es ebenfalls hochzuladen, dennoch wurde es immer wieder entfernt.

Kritik und Unterstützung

Als die schwarze Britin Nyome Nicholas-Williams ihr Foto auf der Plattform veröffentlichte, war die Reaktion der Nutzer positiv und unterstützend, bis Instagram ihren Beitrag entfernte und Nicholas-Williams vor einer Sperre ihrer Kontos warnte.

Die Löschung traf auf Unverständnis. Auf Instagram ist Nacktheit keine Seltenheit, wegen der Entfernung ihres Fotos fühlt sich Nicholas-Williams ungerecht behandelt: "Jeden Tag sind auf Instagram Millionen Bilder von sehr nackten, mageren weißen Frauen zu finden", sagte sie dem "Guardian". "Aber eine dicke schwarze Frau, die ihren Körper feiert, ist verboten? Es war schockierend für mich. Ich fühle mich zum Schweigen gebracht."

Hunderte Fans und Abonnenten stellten sich unterstützend hinter Nicholas-Williams und protestierten mit dem Hashtag #IwanttoseeNyome (Ich will Nyome sehen) gegen Instagrams Vorgehensweise. Alexandra Cameron, die Fotografin des gelöschten Bildes, kritisiert die Plattform unterdessen angesichts ihrer unterstützenden Aussagen zur Black-Lives-Matter-Bewegung und wirft ihr vor, Inhalte, in denen schwarze Nutzerinnen und Nutzer zu sehen sind, diskriminierend zu behandeln.

Kontrast zu Black-Lives-Matter-Aussagen

Bereits im Juni hatte Instagram-CEO Adam Mosseri angekündigt, das Unternehmen wolle sich mit der Möglichkeit eines "algorithmischen Bias" auseinandersetzen, nachdem Bedenken bezüglich einer Unterdrückung schwarzer Nutzer auf der Plattform laut geworden waren. "Aus diesem Grund möchten wir untersuchen, wie sich unsere Richtlinien, Tools und Prozesse auf Schwarze und andere unterrepräsentierte Gruppen auf Instagram auswirken", schrieb er in einem Blogpost.

Im Juli startete Instagram die "Share Black Stories"-Kampagne ("Teile Geschichten von Schwarzen") und versprach, ein internes Team aufzustellen, das für die Beseitigung von ungerechten Richtlinien und Systemen bei Instagram zuständig sein sollte.

Die antirassistischen Versprechen und die Funktionsweise der Plattformen passen für die Fotografin Cameron aber nicht zusammen. "Ich habe Fotos von viel mehr Frauen – weißen Frauen – gepostet, die weniger Kleidung anhatten als Nyome und die nie gemeldet oder gelöscht wurden." Es sei das erste Mal, dass ein Foto, das sie auf Instagram veröffentlicht habe, entfernt worden sei.

Unfaire Behandlung

Sie habe daher mehrmals versucht, das Bild hochzuladen, es sei aber jedes Mal gelöscht worden. Man müsse sich fragen, wie es dazu komme. "Was ist es an dem Körper einer schwarzen Frau in Übergröße, das so beleidigend und so sexualisiert ist?" Das Profil des Magazins "Playboy" sei gleichzeitig mit Fotos von "nackten weißen Models gefüllt", die nicht entfernt werden müssten.

Nicholas-Williams hat bereits für Adidas, Dove und Boots gemodelt, als Jugendliche habe sie mit Essstörungen zu kämpfen gehabt, sagte sie dem "Guardian". Es sei ein langer Prozess gewesen, bis sie begonnen habe, sich selbst zu lieben: "Es macht einen Unterschied, als dicke schwarze Frau da draußen zu sein und stolz zu sein. Immer mehr schwarze Frauen haben sich mit mir in Verbindung gesetzt, um zu sagen, dass ihnen dasselbe passiert ist. Ich weiß also, dass ich nicht alleine bin."

Erst als Gina Martin, jene Social-Media-Aktivistin, die sich erfolgreich für das "Upskirting"-Verbot in Großbritannien einsetzte, ebenfalls auf die Problematik aufmerksam machte, durften die Beiträge von Nicholas-Williams und Cameron wieder auf ihren Profilen erscheinen. "Es ist peinlich, dass eine bekannte weiße Frau darüber sprechen muss, damit Instagram etwas unternimmt. Und das ist nur ein Beispiel. Das passiert schon seit Jahren", sagte Martin. (red, 11.8.2020)