Sonnenanbeterin: Großflächige Glasfronten und Solarzellen fangen die Sonnenenergie auf.

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Offen statt abgeschottet: Die große Glasfront holt das Panorama in den Gastraum.

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Felseinlage: Der Aufstieg übers "G’hackte" verlangt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.

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An der Kante: Das Schiestlhaus steht ganz am Rande des Hochschwab-Plateaus.

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Wellig: Das Hochplateau des Hochschwab ist bei Sonne ein Genuss, bei Nebel dagegen ein Irrgarten.

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Hier geht’s lang: Durchs Seetal bei Seewiesen führt ein einfacher, aber sehr langer Anstieg zum Schiestlhaus.

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Spiel der Elemente: Das Schiestlhaus trotzt jahrein, jahraus der Witterung.

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Schnäppchen für Frühaufsteher: Sonnenaufgang auf dem Hochschwab-Gipfel, nicht weit entfernt vom Schiestlhaus.

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"Schiache Schuhschachtel" und "stylishes Architektur-Highlight" – zwischen diesen Polen pendelten die Meinungen zum neuen Schiestlhaus auf dem steirischen Hochschwab. In der Tat: Der 2005 fertiggestellte Schutzhüttenneubau des Österreichischen Touristenklubs ist gewöhnungsbedürftig. Nicht nur für Hüter der Bergsteigerorthodoxie. Dabei ist die ausgefallene Optik mit Pultdach vor allem Mittel zum Zweck, denn das neue Schiestlhaus sollte vor allem eines sein: das weltweit erste Passivhaus im Hochgebirge.

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Erfahrungen mit solch innovativen Gebäuden in luftiger Höhe gab es kaum, als der Beschluss zum Neubau fiel. Dafür Frost und wütende Schneestürme. Kein Wunder, liegt das Schiestlhaus (2.153 m) doch exponiert knapp unter dem Hochschwab-Gipfel. Also weitab vom Schuss. Das merken auch Wanderer: Unter fünf Stunden Hüttenaufstiegszeit ist kaum etwas zu holen, egal aus welcher Richtung.

Dafür tragen die Besucher heute, nach Fertigstellung des Schiestlhauses, ganz "passivhaustypisch" zur Raumheizung bei: Ihre Körperwärme wird ebenso genutzt wie die Abwärme aus der Küche. Zudem fängt die große südseitige Glasfront Sonnenstrahlen ein. Klassische Heizkörper werden dadurch (fast) überflüssig.

Das Wasser vom Dach

Warmwasser und einen Großteil des Stromes liefert ebenso die Sonne. Auf die schwankende Hüttenauslastung reagiert die flexible Raumnutzung nach dem Zwiebelprinzip: Die Räume im Kern der Hütte, wie Küche und Gaststube, werden ständig beheizt, jene rundherum nur bei Bedarf. Weil sich im knochentrockenen Karst keine Quellen in Hüttennähe finden, kommt das Wasser für den Hüttenbetrieb vom Dach: Dort wird Regenwasser aufgefangen, dann zu Trinkwasser aufbereitet. Bevor es die Hütte als Abwasser wieder verlässt, wird es in einer biologischen Kläranlage gereinigt.

So können sich die Bewohner Wiens weiterhin ein Glas reines Leitungswasser genehmigen. Das Trinkwasser für die Bundeshauptstadt stammt nämlich zu einem guten Teil vom Fuße des Hochschwabs. (Uwe Grinzinger, 20.8.2020)

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