Der Siegerentwurf für den Campus der Religionen stammt vom Architekturbüro Burtscher-Durig.

Visualisierung: ZOOM.VP

Herzstück ist ein Platz im Zentrum als "Ort der Begegnung".

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Wien – In der Seestadt Aspern in Wien-Donaustadt wird ein "Campus der Religionen" errichtet, nun liegt dafür auch der erste architektonische Entwurf vor. Rund um einen zentralen Platz sollen die einzelnen Sakralbauten der acht beteiligten Religionsgemeinschaften sowie das neue Gebäude der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) entstehen. Zeitplan und Kosten blieben bei der Präsentation des Siegerentwurfs am Dienstag im Wiener Rathaus aber noch offen.

10.000 Quadratmeter

Die Planungen für das Projekt im Wiener Stadtentwicklungsgebiet in der Donaustadt laufen bereits seit Jahren. Schon im ersten Masterplan für die Seestadt im Jahr 2007 war eine Fläche nördlich des Sees für eine religiöse Einrichtung vorgesehen.

Die Pressekonferenz zur Präsentation des Siegerentwurfs zum Nachschauen.
ORF

Unter Teilnahme der römisch-katholischen Kirche, der evangelischen Kirche, der griechisch-orientalischen Kirche, der israelitischen Religionsgemeinschaft, der islamischen Glaubensgemeinschaft, der buddhistischen Religionsgemeinschaft, der neuapostolischen Kirche und der Sikh-Religionsgemeinschaft ist ein Campus auf knapp 10.000 Quadratmetern vorgesehen, auf dem die Religionsgemeinschaften zwar ihren jeweils eigenen Sakralbau haben, aber zugleich "auf Augenhöhe" in Dialog treten können, wie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) erklärte.

Im ausgelobten Wettbewerb hat sich das Architekturbüro Burtscher-Durig ZT GmbH gegen rund 40 andere Einreichungen durchgesetzt. Herzstück des Konzepts ist ein von mehreren Seiten zugänglicher Platz als "Ort der Begegnung", wo neben Verweilmöglichkeiten auch Feste und Veranstaltungen stattfinden können, erläuterte Architektin Marianne Durig. Rund um diese "freie Mitte" sind die Gebäude angesiedelt – einerseits die KPH, die ihren jetzigen Standort in Strebersdorf verlässt und an den Campus zieht, andererseits die einzelnen Sakralbauten der Religionsgemeinschaften.

"Vorurteile wurden ausgeräumt"

Eine Pergola-Konstruktion über allen Baukörpern soll als verbindendes Element dienen. Dachterrassen, Bäume, begrünte Fassaden und Wasserelemente sollen dem Ort zusätzliche Qualität verleihen.

Ludwig freute sich über das "weltweit erste Projekt dieser Art und Weise". Er sprach von einer "Vision in einer Stadt des Friedens und des Miteinanders" und sei dankbar dafür, dass anfängliche Vorurteile der einzelnen Teilnehmer ausgeräumt worden seien.

Kardinal Christoph Schönborn sah ein "ganz wichtiges Signal, dass wir in Österreich und in Wien einen anderen Weg gehen als in vielen Teilen der Welt – nicht einen Weg des Spaltens und gegeneinander Ausspielens, sondern des Miteinanders". Das Architekturkonzept schaffe "ein gemeinsames Dach, ohne die Eigenständigkeit der Religionsgemeinschaften zu nivellieren", meinte Schönborn.

Noch kein Zeit- und Kostenplan vorhanden

Was die Eröffnung anbelangt, war in vorangegangenen Planungsphasen von 2022 die Rede. Am Dienstag wollte man sich allerdings weder auf einen konkreten Zeitplan noch auf einen Kostenrahmen festlegen. "Wir betreten völliges Neuland", argumentierte Harald Gnilsen, Baudirektor der Erzdiözese Wien und stellvertretender Juryvorsitzender, mit Verweis auf den Umstand, dass für die einzelnen Pavillons die Religionsgemeinschaften selbst die Bauherrenrolle übernehmen. Es werde noch eine "geraume Zeit der Vorbereitung" nötig sein.

Was die Kostenfrage anbelangt, gebe es bestimmte "Vorstellungen", die man aber noch nicht hinausposaunen wolle, so Gnilsen. Er hoffe jedenfalls auf Unterstützung von Bund, Stadt, diversen Institutionen und Privatspendern. Bürgermeister Ludwig ergänzte, er stelle sich bei der Gelegenheit gerne an die Spitze jener, die das Projekt weiter unterstützen wollen. Und er erinnerte zugleich daran, dass die Stadt bereits das Grundstück für den Campus zur Verfügung gestellt habe. (APA, red, 11.8.2020)