Es gilt zu klären, wie die Sicherheit von recycelten Lebensmittelverpackungen garantiert werden kann.

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Bis 2030 sollen sämtliche Kunststoffverpackungen in Europa wiederverwendbar sein. So steht das in der Recyclingstrategie, die die EU-Kommission 2018 vorgestellt hat. Damit soll ein Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft gesetzt werden – das ist Teil des europäischen Grünen Deals, mit dem die EU in dreißig Jahren klimaneutral werden will.

Für die Verpackungsbranche bedeutet das ein ambitioniertes Ziel. Bisher ist die Forschung noch nicht so weit, um die Strategie tatsächlich umzusetzen. Es gilt etwa zu klären, wie die Sicherheit von recycelten Lebensmittelverpackungen garantiert werden kann. Eine Antwort darauf sucht ein Forscherteam der FH Wien Campus Wien und prüft derzeit vorhandene Recyclingmethoden. "Wir wollen sicherstellen, dass Verpackungen, die heute noch nicht recycelt werden, bald ohne Bedenken für Lebensmittel eingesetzt werden können", sagt Elisabeth Pinter, Leiterin des Projekts Polycycle.

Bisher ist wenig darüber bekannt, welche Substanzen im Recyclingstrom ihren Weg in den Kunststoffmix finden könnten. Das betrifft einerseits den Verarbeitungsprozess und andererseits Stoffe, die von Konsumenten hinzugefügt werden könnten. "Wenn man aus einer PET-Flasche trinkt, muss man sich absolut keine Sorgen machen, dass ein schädlicher Stoff drin ist. Genauso soll es mit allen anderen Verpackungen sein", sagt Pinter. Vor allem müsse ausgeschlossen werden, dass potenziell krebserregende Stoffe in den Produkten landen. Das gilt zwar als sehr unwahrscheinlich, aber es gebe bisher nicht genug wissenschaftliche Belege, sagt Pinter. Diese Lücke wollen die Forscher schließen.

Kunststoff mit Limonenaroma

Gleichzeitig will das Team ein wahrscheinlicheres – und ungemein unbedenklicheres – Szenario vermeiden: nämlich dass Recyclingverpackungen unerwartete Geschmäcker haben. Wenn etwa die Substanz Limonen in einer Verpackung vorkommt, könnte die Trinkflasche nach Zitrone schmecken. "Das wäre unproblematisch, aber doch ein bisschen komisch", sagt Pinter.

Das Forschungsprojekt wird in Kooperation mit Ecoplus Kunststoffcluster Niederösterreich, dem Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackungen im deutschen Freising, dem Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) und der Industrievereinigung für Lebensmitteltechnologie und Verpackung (IVLV) durchgeführt. Finanziert wird das Projekt unter anderem durch die Agentur FFG. Das Projekt läuft seit Anfang des Jahres, und bislang sind keine bedenklichen Substanzen identifiziert worden, so Pinter. "Wir gehen davon aus, dass das so bleiben wird."

Noch bis Ende 2021 werden Recyclingmethoden weitergetestet. "Ich will mir eine Welt ohne Kunststoff nicht vorstellen", sagt Pinter: "Aber so, wie er jetzt eingesetzt wird, ist es eine unnötige Verschwendung. Kunststoff hat viel Potenzial, immer wieder eingesetzt zu werden." Das Ziel müsse die Kreislaufwirtschaft sein. Mit dem Anstoß der EU-Kommission rücke diese in greifbare Nähe. (Alicia Prager, 15.8.2020)