Hitze und Trockenheit setzen den heimischen Bäumen insbesondere in den Hochlagen zu.

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Wien/Purkersdorf – Bäume sind grundsätzlich recht robuste Lebenwesen, aber auch sie stoßen bei großer Hitze und langfristiger Trockenheit auf ihre Toleranzgrenze. In Österreich lässt sich die klimatische Entwicklung der vergangenen Jahren bereits deutlich an den Wäldern insbesonderen in höheren Lagen ablesen. Das belegen neue Erkenntnisse zu Dürreeffekten vom Forschungsstandort Zöbelboden (Bezirk Steyr-Land), der gemeinsam vom Umweltbundesamt, den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) und dem Nationalpark Kalkalpen betrieben wird.

Lange Trockenperioden haben demnach in den feuchten Gebirgswäldern Österreichs Auswirkungen auf Baumwachstum und Kohlenstoffbindung. Und das, obwohl dort selbst in Dürrejahren so viel Niederschlag fällt, wie in anderen Regionen Österreichs in einem durchschnittlichen Jahr. "Leidet der Wald an Wassermangel, kann er seine Klimaschutzfunktion nur mehr eingeschränkt erfüllen. Lange Trockenperioden, die durch den Klimawandel zunehmen, schwächen die Bäume und machen sie anfälliger für Schädlinge. Sie führen zu Trockenstress", berichtete ÖBf-Vorstand Rudolf Freidhager.

Schleichender Prozess

Die Folgen sind nicht sofort sichtbar, wie Auswertungen des Umweltbundesamtes zu den Auswirkungen von Dürre auf einen Fichten-Buchen-Gebirgswald der Bundesforste belegen. Einzelne Trockenjahre verringern den jährlichen Stammzuwachs einzelner Bäume nur minimal. "Ein schleichender Prozess, der aber messbar ist und die Kohlenstoffbindung im Wald beeinträchtigt", so Monika Mörth, Geschäftsführerin des Umweltbundesamtes. Die Auswirkungen lassen sich laut Mörth erst mit zeitlicher Verzögerung messen, denn Stressschäden an Wurzeln und Wasserkanälen im Stamm benötigen Zeit zur Reparatur: "Mit einer dem Standort angepassten Baumartenmischung kann aber gegengesteuert werden."

Der Vergleich von Trockenjahren mit Jahren mit durchschnittlichem Niederschlag zeigt, wie sich wiederholte Dürreperioden im Wachstum auswirken. Hinweise darauf liefern Messungen des Stammumfangs mit Hilfe von sehr sensiblen Baumumfangssensoren, sogenannten Dendrometern. Sie können Umfangsänderungen eines Baumes im Millimeterbereich ermitteln. Denn bei Trockenheit nimmt der Stammumfang ab, der Baum zieht sich förmlich zusammen und dehnt sich erst wieder aus, wenn der Flüssigkeitshaushalt wiederhergestellt ist. Die Messergebnisse zeigen, dass die Bäume am Zöbelboden im Trockenjahr 2018 viel häufiger unter Trockenstress standen als im feuchteren Jahr 2019. Über den Untersuchungszeitraum von zwanzig Jahren verringerte sich das jährliche Stammwachstum von 3.080 Kilogramm pro Hektar aufgrund von Dürren auf 2.760 Kilogramm pro Hektar. Das entspricht einem Einbruch um zehn Prozent.

Weniger Klimaschutzleistung

Mit dem Abnehmen des Stammwachstums verringert sich auch die Klimaschutzleistung, da weniger Kohlenstoff im Baum gebunden werden kann. Umgerechnet wurden in den vergangenen 20 Jahren am Zöbelboden um rund 1,6 Tonnen weniger Kohlenstoff pro Hektar im Stammholz gebunden. Das ist in etwa so viel, wie der Wald am Zöbelboden in einem Jahr an Kohlenstoff bindet. Dazu kommen weitere Effekte von Trockenheit und Hitze, die die Klimaschutzleistung des Waldes verringern. So konnten die Experten des Umweltbundesamtes nachweisen, dass es durch hohe Bodentemperaturen in Trockenjahren zu einer stärkeren Bodenatmung kommt, d.h. durch Abbauvorgänge im Boden wie Zersetzung und Humusbildung wird mehr Kohlenstoff freigesetzt.

Die Bundesforste haben bereits damit begonnen, die Wälder an den Klimawandel anzupassen und umzubauen. Der Wald der Zukunft wird ein artenreicher, bunter Mischwald sein, da sich Mischwälder als widerstandsfähiger gegen Umwelteinflüsse erwiesen haben als Monokulturen. Baumarten, die mit längeren Trockenperioden besser umgehen können, werden zunehmen, die Fichte, Österreichs häufigste Baumart, hingegen abnehmen. Sie wird sich aus Lagen unter 600 Meter Seehöhe langfristig zurückziehen. (red, APA, 15.8.2020)