Laut einer Unternehmenssprecherin soll durch die Corona-Pandemie der Entsorgungsbereich besonders im Gewerbe schwer getroffen worden sein.

Foto: Christian Jungwirth

Feldkirchen bei Graz – In der Belegschaft von Saubermacher mit Hauptsitz in Feldkirchen südlich von Graz rumort es offenbar: 38 Mitarbeiter – rund vier Prozent – wurden gekündigt. Saubermacher ist im Bereich Abfallentsorgung und -verwertung tätig. Manche im Unternehmen sind mit der Maßnahme, die von der Geschäftsleitung mit Umsatzrückgängen in Folge der Corona-Pandemie begründet wurde, offenbar sehr unzufrieden. Wie der APA zugetragen wurde, sollen die Mitarbeiter enttäuscht sein.

"Geduldig haben alle Mitarbeiter die Kurzarbeit mitgetragen, eine Betriebsvereinbarung war ausreichend und niemand bestand auf Einzelvereinbarungen", hieß es in einem der APA vorliegenden Brief eines Mitarbeiters, der selbst nicht zu den Gekündigten gehöre. Dann habe man "am ersten Tag nach der Kurzarbeit das wahre Gesicht zu sehen" bekommen: Die 38 Mitarbeiter seien zur Kündigung beim AMS angemeldet worden. Es handle sich zwar um vier Prozent der Belegschaft, aber es seien über zehn Prozent der Angestellten – "langjährige Mitarbeiter, zum Teil über 55 Jahre und 60 Jahre" alt.

Mehr Angestellte als Arbeiter gekündigt

Auf APA-Nachfrage hieß es seitens Saubermacher, dass nur fünf der Gekündigten älter als 60 Jahre seien: "Davon sind bereits drei Personen in Pension. Sie haben sich etwas dazuverdient. Aufgrund der Voranmelderegeln mussten wir aber auch diese auf die AMS-Liste nehmen. Den anderen zwei Personen wurde Altersteilzeit angeboten. Ein Kollege hat diese auch angenommen."

Zwei weitere der 38 gekündigten Kollegen seien zwischen 55 und 60 Jahre alt. Diesen wurde – wie allen über 50 Jahren – eine erweiterte Outplacementberatung angeboten. "Die Auswahl (der gekündigten Mitarbeiter, Anm.) wurde anhand der geschäftlichen Anforderungen und der Marktentwicklung sehr verantwortungsvoll getroffen", betonte Sprecherin Bernadette Triebl-Wurzenberger. Außerdem seien deswegen mehr Angestellte als Arbeiter gekündigt worden, weil bei den Arbeitern zunächst auf Leiharbeiter verzichtet wurde.

Kündigungen in allen Ländern

In dem Brief wird weiters infrage gestellt, ob die Kündigungen wirtschaftlich notwendig waren. Laut Triebl-Wurzenberger hat das Unternehmen durch die Corona-Pandemie einen Umsatzeinbruch von bis zu 30 Prozent zu verkraften – je nach Geschäftsfeld zwischen minus 4 und minus 72 Prozent. Der Entsorgungsbereich sei schwer getroffen, nicht im Haushaltsbereich, sondern bei Gewerbe und Industrie. Eine Rückkehr auf das Vor-Corona-Niveau sei in nächster Zeit nicht zu erwarten.

Der Mitarbeiter kritisiert auch, dass der Vorstand Fehlentscheidungen getroffen habe. Im Brief genannt werden etwa der Kauf eines nicht funktionierenden Unternehmens, Verluste bei einer anderen Tochterfirma und ein "künstlich hochgepuschtes Unternehmen, das man verkaufte und teilweise aufgrund Erfolglosigkeit zurückkaufen musste". In diesen genannten Einheiten sei es allerdings zu keinem Personalabbau gekommen. Diesen Vorwurf ließ die Sprecherin nicht gelten: "Diese Aussagen sind falsch und weisen wir entschieden zurück. Wir haben in sämtlichen Ländern Kündigungen gehabt, nur in Österreich muss man das eben beim AMS voranmelden. Corona hat die Situation jetzt noch verschärft."

Prämien trotz schlechter Lage ausgezahlt

Triebl-Wurzenberger erklärte weiter, dass bei etwa einem Drittel der gekündigten Mitarbeiter eine Lösung gefunden worden sei – entweder Altersteilzeit, Stundenreduktion oder der Wechsel in ein anderes Tochterunternehmen. Saubermacher hat 70 Beteiligungen in sieben Ländern. Ende Juni waren 3.290 Mitarbeiter im Konzernverbund beschäftigt. Im Vorjahr waren es noch 3.350 Personen. Heuer wurden zudem 23 Leiharbeiter nicht weiter unter Vertrag genommen.

Die Sprecherin trat auch der Kritik des Briefabsenders entgegen, wonach gewisse Mitarbeiter trotz der schlechten Zeiten Prämien bekommen hätten: "Auch in schwierigeren Zeiten werden besondere Einzelleistungen von Mitarbeitern bei Saubermacher honoriert. Gleichzeitig haben auch Vorstand und Eigentümer auf einen Teil ihres Gehalts bzw. Einkommens verzichtet und freiwillig in den hausinternen Corona-Fonds einbezahlt. Damit wurde zum Beispiel Mitarbeitern geholfen, die während der Kurzarbeit in finanzielle Probleme kamen." In dem Fonds sei eine hohe fünfstellige Euro-Summe einbezahlt worden – gespeist durch mindestens 30 Prozent Gehaltsverzicht des Vorstands, Aufsichtsrats und der Eigentümer, so die Auskunft von Saubermacher.

Ein weiterer Vorwurf des Absender bezog sich auf eben diese insgesamt vier Vorstände und sechs Direktoren: "Ob es wirklich in einem angeblich wirtschaftlich so angeschlagenen Unternehmen diese überbordende Managementstruktur bedarf, ist eine Frage, die offiziell nicht gestellt werden darf." Triebl-Wurzenberger konterte: "Für 70 Beteiligungen in sieben Ländern sind wir schlank aufgestellt." (APA, 12.8.2020)