In Wien gab es zuletzt 131 Neuinfektionen.

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Bundeskanzler Sebastian Kurz ist über den Anstieg der Corona-Neuinfektionen besorgt.

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Das Wichtigste im Überblick:

  • Am Samstag wurden in Österreich 303 Neuinfektionen binnen 24 Stunden registriert. Es ist die höchste Zuwachsrate seit Anfang April.
  • In den USA ist die Zahl der positiven Tests erneut um deutlich über 50.000 gestiegen.
  • Die Tiroler Behörden warnen mit einem Aufruf wegen eines Falles in Axams.
  • Kroatiens Innenminister wies in einer Reaktion auf die österreichische Reisewarnung daraufhin, dass nur einzelne Regionen von steigenden Infektionszahlen betroffen seien
  • 20 Soldaten verstärken die Hotline des Außenministeriums
  • Bundeskanzler Sebastian Kurz fordert strengere Kontrollen an den Grenzen für Rückkehrer und kritisiert die Gesundheitsbehörden
  • Kärnten startet ab dem 20. August ein Coronavirus-Screeningprogramm für mobile Pflegedienste
  • Mehr als 5.000 Corona-Neuinfektionen in Russland, auch Dänemark führt nun in den Öffentlichen Verkehrsmitteln die Maskenpflicht ein.

Mehr als 300 Neuinfektionen österreichweit binnen 24 Stunden

Am Samstag wurden in Österreich 303 Neuinfektionen mit dem Coronavirus registriert. Das hat das Innenministerium am Samstagvormittag bekanntgegeben. Es ist die höchste tägliche Zuwachsrate seit Anfang April. Der Anstieg hat noch einmal jenen von Donnerstag auf Freitag übertroffen, den Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) als besorgniserregend bezeichnet hatte.

Von den Neuinfektionen fallen 131 auf Wien. Es handle sich dabei größtenteils um Kontaktpersonen, die bei der Testung bereits isoliert waren, erklärte ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). In Wien werden alle Kontaktpersonen der Stufe 1 getestet – egal, ob sie Symptome haben oder nicht. Andernfalls wären im August bisher 489 Fälle unentdeckt geblieben, hieß es in einer Aussendung am Samstag. Einen Höchstwert gab es unter den Neuinfektionen zudem bei den positiv getesteten Reiserückkehrern.

Bemerkenswert erscheinen auch 51 Neuinfektionen in Oberösterreich, 37 in Tirol und 33 in Kärnten. Bei den Fällen in Tirol haben zumindest zehn Infektionen einen Bezug zu Balkan-Rückkehrern, allein acht davon haben einen Kroatien-Bezug, erklärte Elmar Rizzoli vom Einsatzstab. Bei neun Erkrankungen gebe es aller Voraussicht nach eine Verbindung zur somalischen Community." Rizzoli wies zudem darauf hin, dass es in Tirol ab sofort für alle Kroatien-Rückkehrer der letzten 14 Tage die Möglichkeit gibt, einen Corona-Test zu machen.

Bei rund einem Drittel der Neuinfizierten in Österreich handelt es sich um Reiserückkehrer, großteils aus Kroatien.

USA: 57.000 Menschen positiv getestet

Die Zahl der Coronavirus-Neuinfektionen in den USA verharrt auf hohem Niveau. Nach Angaben der Seuchenschutz-Behörde CDC wurden zuletzt binnen 24 Stunden knapp 57.000 Menschen positiv auf Covid-19 gestestet. Am Freitag hatte es rund 52.800 neue Fälle gegeben, am Donnerstag rund 56.000.

Insgesamt stieg die Zahl damit auf knapp 5,3 Millionen. Die Zahl der Toten legte zuletzt um 1229 zu. Damit sind nach Angaben der CDC bisher 166.317 Menschen in den USA an dem Virus gestorben.

Tirol startete Aufruf nach Fall in Axams

Für eine in Axams (BezIRK Innsbruck-Land) wohnhafte Person liegt seit Samstag ein positives Covid-19-Testergebnis vor. Da sich beim Contact-Tracing herausgestellt hat, dass die bzw. der Betroffene zwischen Montag und Mittwoch auf mehreren alpinen Schutzhütten eingekehrt war, hat die Tiroler Gesundheitsbehörde vorsorglich einen Aufruf gestartet, um möglicherweise angesteckte Personen zu warnen.

Die von der Gesundheitsbehörde abgesonderte Person hatte sich am Montag (10. August) zwischen 12.00 und 14.00 Uhr auf der Saigisalm sowie anschließend auf der Potsdamer Hütte aufgehalten, am Dienstag (11. August) zwischen 10.00 und 11.00 Uhr auf der Umbrüggeler Alm bei Innsbruck sowie am Mittwoch (12. August 2020) zwischen 13.30 und 15.00 Uhr beim Kirchenwirt in Absam. Die Person gab an, sich nur im Freien bzw. im Gastgarten aufgehalten zu haben. Personen, die an den genannten Tagen die Hütten und das Restaurant besucht hatten, wurden aufgefordert, ihren Gesundheitszustand zu beobachten:

Beim Auftreten von Symptomen sollen sich Betroffene umgehend an die Gesundheitshotline 1450 oder telefonisch an den Hausarzt wenden.


Kritik aus Kroatien an österreichischer Reisewarnung

Der kroatische Innenminister Davor Bozinovic verwies am Freitag als Reaktion auf die Reisewarnung Österreichs darauf, dass nur einzelne Regionen und nicht das ganze Land von steigenden Infektionszahlen betroffen seien. "In den Regionen, wo sich die meisten Touristen aus Österreich befinden, gibt es eine günstige epidemiologische Situation", sagte Bozinovic bei einer Pressekonferenz des nationalen Corona-Krisenstabs.

Es bestehe eine intensive Kommunikation mit den österreichischen Behörden, um auf die spezifische Situation in einzelnen Regionen hinzuweisen, so der Innenminister. Die Maßnahmen der österreichischen Regierung sah er als "Teil der Vorgehensweise von Ländern, die sich für den Herbst eine möglichst gute epidemiologische Lage wünschen".

Als "überraschend und nicht nachvollziehbar" bezeichnete auch der kroatische Botschafter Daniel Glunčić am Freitag die Reisewarnung im Gespräch mit dem "Kurier".

20 Soldaten verstärken Hotline des Außenministeriums

Seit Samstag verstärken 20 Soldaten des Kommandos Streitkräftebasis die Corona-Hotline des Außenministeriums. Aufgrund der ab Montag geltenden Reisewarnung für Kroatien wird mit einem erhöhten Informationsbedarf gerechnet. Der Einsatz wird bis auf Weiteres andauern.

Angesichts der derzeit steigenden Infektionszahlen sicherte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) grundsätzlich jegliche Unterstützung durch das Bundesheer zu: "Unser Heer verfügt über Ressourcen und Personal, die jederzeit angefordert werden können, um den Gesundheitsbehörden zu helfen. Sollten die Behörden unser Heer also zur Unterstützung brauchen, so werden sie diese auch bekommen."

Aktuell sind rund 160 Soldaten im Assistenzeinsatz zur Unterstützung von Gesundheitsbehörden in den Bundesländern Burgenland, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich abgestellt. Seit vergangenem Donnerstag assistieren in Tirol außerdem acht Soldaten bei den gesundheitsbehördlichen Einreisekontrollen an der österreichisch-italienischen Grenze.

Kurz will strengere Kontrollen an den Grenzen und schnellere Tests

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) fordert strengere Kontrollen von Rückkehrern an den Grenzen. "Hier muss strenger kontrolliert werden. Es ist dringend notwendig, dass die Gesundheitsbehörden sicherstellen, dass hier flächendeckender kontrolliert wird als bisher", sagt Kurz in der Samstag-Ausgabe der Tageszeitung "Österreich".

Und er hält es auch für sinnvoll, dass Corona-Tests für Rückkehrer direkt an der Grenze durchgeführt werden. An den Gesundheitsbehörden übt der Bundeskanzler Kritik: "Die Gesundheitsbehörden müssen besser werden in ihrer Arbeit. Das betrifft das Durchführen von Testungen. Es dauert noch immer zu lange, bis die Betroffenen die Ergebnisse bekommen. Aber auch die Quarantäne-Maßnahmen müssen schneller umgesetzt werden."

Ebenso wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bereitet der aktuelle Anstieg der Neuinfektionen auch dem Bundeskanzler Sorgen: "Es war absehbar, dass durch die Reisebewegungen in der Ferienzeit die Zahl der Neuinfektionen steigt. Aber ja, ich mache mir Sorgen: Die aktuellen Zahlen sind besorgniserregend."

In Kärnten startet Screening für mobile Pflegedienste

Bei den mobilen Diensten in Kärnten startet in der kommenden Woche ein umfassendes Coronavirus-Screeningprogramm der AGES (Agentur für Gesundheits und Ernährungssicherheit). Wie der Landespressedienst am Samstag mitteilte, sollen alle rund 1.700 Mitarbeiter mobiler Pflegedienste ab dem 20. August getestet werden.

Die PCR-Tests seien eine Präventionsmaßnahme, mit der die AGES einen besseren Einblick in die tatsächliche Infektionslage unter den Mitarbeitern der mobilen Dienste zu erhalten, hieß es auf Anfrage der APA seitens des Landespressedienstes. Die Teilnahme sei grundsätzlich freiwillig. Die Kontaktaufnahme mit den 13 Trägervereinen zur Vereinbarung der konkreten Termine habe bereits begonnen.

In den Kärntner Altenwohn- und Pflegeheimen wurden bereits alle Bewohner und Mitarbeiter in einer Screeningreihe des Landes Kärnten getestet, erinnerte Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ).

Mehr als 5.000 Corona-Neuinfektionen in Russland

In Russland sind binnen 24 Stunden weitere 5.061 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Damit stieg die Gesamtzahl auf 917.884. Das ist das vierthöchste Niveau weltweit. Die Zahl der Toten, die mit dem Coronavirus in Verbindung gebracht werden, kletterte am Samstag auf 15.617. Unterdessen wurde mit der Produktion des neuen russischen Impfstoffs gegen das Coronavirus begonnen. Nach früheren offiziellen Angaben soll der Impfstoff als weltweit erster überhaupt bis zum Monatsende auf dem Markt gebracht werden.

Dänemark führt Maskenpflicht in Öffis ein

Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, führt Dänemark ab 22. August eine Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr ein. Die Regelung werde für Reisende ab dem Alter von zwölf Jahren sowie die Fahrer und Angestellten der öffentlichen Verkehrsbetriebe gelten, sagte der dänische Verkehrsminister Benny Engelbrecht. Die Maskenpflicht könnte auch noch auf weitere öffentliche Bereiche wie Supermärkte ausgeweitet werden. Dänemark registrierte bisher nach Angaben von Gesundheitsbehörden rund 15.400 Infektionen. Mehr als 620 Menschen starben mit oder an den Folgen des Coronavirus.

Am späten Freitagabend hatte Dänemarks Regierung die umstrittene Sechs-Tages-Regel für Reisende abgeschafft. Damit müssen Touristen künftig nicht mehr nachweisen, dass sie mindestens sechs Übernachtungen im Land gebucht haben. (APA, red, 15.8.2020)