Ich bin in den vergangenen Monaten dazu übergegangen, Steaks nicht im Ganzen zu grillen/braten, sondern asiatisch in Streifen zu schneiden. Das war zugeben zunächst einmal die Lösung für ein dringliches Problem: Meine Frau ist schwanger und soll kein Medium Rare Steak essen. Bei einem prächtig dick geschnittenen Steak bringe ich es schlicht nicht übers Herz, es durchzugaren – in dünne Streifen geschnitten aber leidet es erfreulich wenig unter der Durchgar-Misshandlung.

Sicher, die Saftigkeit ist ein wenig dahin, dafür wird man aber dank viel größerem Oberflächen-zu-Volumen-Verhältnis mit einem Haufen Röstaromen belohnt. Und die Japaner, Koreaner oder Thais, die das mit ihrem Steak immer schon so machen, haben eine ganze Reihe wunderbarer Saucen für ihre Steakstreifen entwickelt, die den Esser vor exzessiver Trockenheit bewahren.

Foto: Tobias Müller

Es hat aber auch für Nicht-Schwangere ein paar Vorteile: erstens können so auch etwas weniger weiche, aber umso geschmacksintensivere Teile kurz gebraten genossen werden: Ein Flank- oder Hangersteak etwa bietet sich dafür an, ich habe aber auch schon die wunderbar fetten Teile des Beinfleischs zwischen den Rippen so genossen. Zweitens verkürzt sich die Zubereitungszeit ungemein, sodass gerösteter Rindfleischgenuss auch als schneller Lunch möglich wird. Und drittens wird alles, was man in kleine Teile schneidet, ergiebiger – ein Steak, das ich sonst leicht allein verdrücke, reicht so für zwei.

Rotkraut-Grapefruit-Salat als winterliche Begleitung.
Foto: Tobias Müller

Zwar lässt sich das Streifensteak auch wunderbar mit Erdäpfeln servieren, ich bevorzuge meistens aber trotzdem Reis, einfach, weil er besser zu einer Sauce auf Sojasauce-Basis passt. Mein liebster Salat dazu kommt ein wenig auf die Jahreszeit an. Im Herbst und Winter macht sich ein Rotkraut-Grapefruit-Salat mit Fischsauce hervorragend, im Sommer ist ein klassisch chinesischer Gurkensalat, ergänzt mit reifen Paradeisern, eine sehr gute Wahl. Das Streifensteak ist damit gut als kleine praktische Pause in der "Asiatischen Zutaten-Serie" geeignet. Die wird bei Gelegenheit wieder fortgesetzt.

Und es hindert Sie natürlich niemand daran, auch die Steakstreifen nur Medium zu braten. Macht sie zugegeben noch einmal besser.

Steakstreifen auf Reis

Reis zubereiten (Wäre vielleicht noch einmal einen eigenen Beitrag wert)

3 EL helle Sojasauce, 2 EL Wasser, 1 EL Essig, etwas Zucker und bei Lust und Laune einen Hauch Sesamöl in einer Schüssel mischen.

Sehr geschmacksintensives Fleisch (vom Ribeye übers Hangar bis hin zu den gut marmorierten Beinfleischteilen) in etwa 2 mm dicke Streifen schneiden. Pfanne sehr heiß werden lassen und Steakstreifen auf beiden Seiten braten, bis sie ordentlich Farbe genommen haben. Herausheben und auf einem Teller im Rohr bei 120 Grad warmhalten bzw. gar ziehen lassen. Pfanne mit der Sojasaucemischung deglacieren, bissl einkochen lassen und über die Steakstreifen gießen.

Foto: Tobias Müller

Steak auf Reis in Schüsseln arrangieren und mit Sauce übergießen. Auch ein rohes Eigelb auf dem heißen Reis macht sich sehr, sehr gut.

Smashed Gurkensalat (mit oder ohne Paradeiser)

Weil Tomaten in China als Obst gelten, würden sie dort nie mit in einem Salat landen. Ich finde aber, sie passen durchaus dazu. Halten Sie das, wie Sie wollen. Der Salat fehlt übrigens auf den Bildern, sorry.

1-2 Gurken

3 Paradeiser (optional)

Für die Marinade

3 El helle **Sojasauce

2 El Essig (Original: Chinkiang. Bei mir oft: Apfelessig)

Chiliflocken nach Geschmack

1 nicht zu große, geriebene Knoblauchzehe

1 TL geröstete Sesampaste oder Sesamöl

Etwas Zucker

Alle Marinadenzutaten in einer Tasse gut mischen.

Ein, zwei Gurken mit der Breitseite eines Beils oder einem Teller schlagen, sodass sie etwas angequetscht sind und an manchen Stellen aufspringen. Das vergrößert ihre Oberfläche und erlaubt dem Dressing, seinen Job noch besser zu tun (ganz so wie bei gerissenen statt geschnittenen Knödeln).

Gurken und eventuell Paradeiser in mundgerechte Stücke schneiden. Mit dem Dressing übergießen, gehackten Koriander untermischen und alles fünf Minuten marinieren lassen. Mit oder ohne Streifensteak genießen.

(Tobias Müller, 16.8.2020)