Nachweis von Antikörpern: Ob jemand eine Sars-CoV-2-Infektion durchgemacht hat, zeigt sich im Blut.

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Die Studie war mit Spannung erwartet worden. In der 6.000-Einwohner-Gemeinde Kupferzell in Baden-Württemberg hatte das Robert-Koch-Institut von 20. Mai bis 9. Juni ein lokales Corona-Monitoring durchgeführt. 2.203 Menschen nahmen freiwillig daran teil. Solche Studien in der breiten Bevölkerung sind wichtig, um herauszufinden, wie sich das Coronavirus generell verhält.

Es gibt zwei wichtige Nachweise. Zum einen die Frage, ob eine Person aktuell infiziert ist. Dafür gibt es einen PCR-Test, der das Virus quasi in flagranti erwischt. In der Gemeinde Kupferzell gab es im untersuchten Zeitraum keinen akuten Corona-Fall.

Der andere Nachweis ist der Antikörpertest. Er beantwortet die Frage, ob eine Person eine Infektion bereits durchgemacht hat, also Antikörper gegen Sars-CoV-2 gebildet hat. Das Trickreiche am neuen Coronavirus: Es macht Menschen unterschiedlich krank. Eine Infektion kann tödlich, sehr schwer oder vollkommen unbemerkt verlaufen.

Asymptomatisch verlaufen

Das Ergebnis aus Kupferzell: 7,7 Prozent der Probanden hatten einen positiven Antikörper-Nachweis gegen Sars-CoV-2 und haben demnach die Infektion durchgemacht. "Die Zahl der durch die Studie erfassten Fälle liegt deutlich über der Zahl der bisher bekannten und gemeldeten Fälle", sagte Projektleiterin Claudia Santos-Hövener. Das heißt: Auch Leute, die sich niemals krank fühlten, waren infiziert, denn sonst hätten sie ja keine Antikörper im Blut.

Die Studie kommt zum Ergebnis, dass 16,8 Prozent aller Fälle asymptomatisch verlaufen sind, also ohne die klassischen Symptome wie Fieber, Husten, Kurzatmigkeit, Halsweh oder Geruchs- und Geschmacksstörungen. Diese unbemerkten Verlaufsformen waren in Kupferzell bei Frauen häufiger als bei Männern. Das bestätigen auch allgemeine Beobachtungen, die zeigen, dass Männer häufiger durch Sars-CoV-2 schwer krank werden als Frauen.

Immunität ungeklärt

Doch Sars-CoV-2 scheint sich auch noch auf eine andere Weise unsystematisch zu verhalten. 28,2 Prozent aller Menschen, die sich nachweislich mit dem Coronavirus infiziert hatten, also einen positiven PCR-Test gemacht haben, als sie sich krank fühlten, hatten keine Antikörper im Blut. Antikörper sind deshalb wichtig, weil man davon ausgeht, dass sie vor einer neuen Infektion schützen. Doch Santos-Hövener relativierte in diesem Punkt und meinte, dass die Frage der Immunität noch nicht abschließend beantwortet werden kann.

Fazit: Durch die Studie wurden 3,9-mal mehr Infektionen nachgewiesen, als bislang in Kupferzell bekannt waren. Diese lokalen Ergebnisse ließen sich allerdings nicht eins zu eins auf andere Regionen übertragen, so die Studienleiterin. Weitere Forschungen sind notwendig. (red, 17.8.2020)