Maskenpflicht außerhalb der Klasse gilt bei gelber Ampelphase.

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Bildungsminister Heinz Faßmann kündigte auch eine Corona-Hotline für Bildungsfragen an.

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Lange wurde darauf gewartet, jetzt liegt es vor: das Corona-Konzept von Bildungsminister Heinz Faßmann. "Ich will ab Herbst einen normalen Regelbetrieb an den Schulen", sagte er Montagvormittag bei der Präsentation. Unterricht und Betreuung in sicherer Umgebung. Und über allem ein Ziel, über das es "selten so viel Einigkeit" gegeben habe, meinte der Minister: "Vermeiden wir großflächige Schließungen von Schulen und Kindergärten." Acht Punkte sollen dabei helfen:

  • Kein Schichtbetrieb, keine halben Klassen. Die Eltern könnten "aufatmen", sagte Faßmann zu dem Punkt, der keinen Betreuungsbedarf für schulfreie Zeiten oder Tage auslösen soll. Aber: Damit das funktioniert, brauche es auch die "Mithilfe" der Eltern, die ihre Kinder auf Hygieneregeln hinweisen und nicht mit Krankheitssymptomen in die Schule schicken sollen. Ein mehrsprachiger Elternbrief ist geplant.
  • Gut vorbereitete Schulen Die Schulerhalter (Gemeinden für Pflicht-, Bund für Bundesschulen) hätten die Schulgebäude im Sommer gereinigt und Hygienemittelvorräte angeschafft, er selbst werde auch an die Schulleitungen schreiben und das überarbeitete Hygienehandbuch übermitteln mit Hinweisen etwa zur Gestaltung der Eingangsbereiche oder Gänge, zum Pausenmanagement oder der Frage "Was tun bei Verdachtsfällen?". Es gilt: Bei einem Verdachtsfall in der Klasse wird das betroffene Kind abgesondert und die Gesundheitsbehörde informiert. Diese entscheidet über eine Abklärung vor Ort und über Testungen von Kontaktpersonen.
  • Sicherer Schulalltag Dazu nannte Faßmann vier Punkte: regelmäßig lüften, alle zwanzig Minuten fünf Minuten lang, und im Herbst? "Na, dann nimmt man halt den Anorak mit." So viel wie möglich Unterricht im Freien, nicht nur Turnen und Musik, man könne auch im Freien über Aufsätze diskutieren. "Wichtig ist auch der Mund-Nasen-Schutz", sagte Faßmann, meint damit aber vor allem den Eingangsbereich und die Gänge, wo Abstand halten nicht gut möglich ist. "In der Klasse kann der Mund-Nasen-Schutz abgenommen werden." Außerdem sollen Klassen als Klassengemeinschaft im Sinne einer epidemiologischen Einheit betrachtet werden. Durchmischung mit anderen sei "abträglich", weil sie die Infektionsgefahr erhöhe.
  • Corona-Ampel Das Ampelsystem des Gesundheitsministers nannte Faßmann ein "brauchbares Transparenzinstrument". Auf die Schulen heruntergebrochen heißt das:

- Grün heißt "Normalbetrieb", aber immer vorbereitet für den "Ernstfall". Das heißt, Krisenteams und Kommunikationswege stehen, es gibt einheitliche Lernplattformen für Distance-Learning-Phasen.

- Gelb signalisiert Maskenpflicht für alle außerhalb der Klasse, Singen ist nur noch im Freien erlaubt, drinnen spielt es "The Masked Singer". Sport muss outdoor sein. "Kontaktsportarten sind problematisch."

- Orange bedeutet das Aus für Schulveranstaltungen, Singen ist nur noch draußen erlaubt, Lehrerkonferenzen gibt es ausschließlich online. In der Sekundarstufe II (ab 9. Schulstufe, wo sich das Betreuungsproblem nicht mehr so akut stellt), "kann die Schule optional auf flexibles Distance-Learning umsteigen".

- Rot ist das gefürchtete Signal für Homeschooling in allen Schulen des betroffenen Bezirks, der in einen allgemeinen Lockdown geschickt wird. Dann schließen die Gesundheitsbehörden auch die Schulen. Notbetrieb ist immer gesichert.

  • Distance-Learning Faßmann hält die Schulen für gerüstet: Seit 10. August ist der Online-Kurs "Digitales Unterrichten" aktiv, rund 3.000 Lehrerinnen und Lehrer sind mittlerweile dabei. Ein Programm, das Administration, Klassenbuch, E-Mails unter einem Dach zusammenfasst, wird noch programmiert, aber bis September startklar sein. Außerdem läuft europaweit eine Ausschreibung für die Anschaffung von 160.000 digitalen Endgeräten.
  • Fürsorgepflicht für Lehrkräfte Den Lehrerinnen und Lehrern, den "Schlüsselarbeitskräften im Bildungssystem", versprach Faßmann ein "gesundes, abgesichertes Umfeld". Wer zur Risikogruppe gehört, legt die Covid-Verordnung des Gesundheitsministers fest, psychische Belastung kann mit ärztlichem Attest zur Befreiung vom Präsenzunterricht, nicht aber vom Distance-Learning verhelfen. Außerdem werden Grippeimpfdosen "gesichert" sowie FFP2-Masken für Bundes- und Landeslehrer angeschafft.
  • Corona-Hotline Unter 0800/216595 gibt es eine Ansprechstelle für alle schulischen Fragen, für Gesundheitsaspekte gilt weiterhin 1450. 
  • Monitoring Wichtiger Baustein ist ein begleitendes Testprogramm, mit dem die regionale Verbreitung des Coronavirus erkannt werden soll. Alle drei Wochen sollen 15.000 Schüler und 1.200 Lehrer an 250 Schulen österreichweit per Gurgelwasser-Methode getestet werden.

Dieses Paket gebe ihm "Optimismus", sagte Faßmann, und dennoch: "Es wird zu Schulschließungen und Distance-Learning-Phasen kommen, zu Fehlern und Unzulänglichkeiten, aber: Wir werden einen generellen Lockdown verhindern mit all unserer Energie und Kraft." (Lisa Nimmervoll, 17.8.2020)