Was macht Samsungs Galaxy-Note-Reihe aus? Die erste Antwort darauf ist einfach: der Stift. Doch danach wird es schon etwas schwieriger. Angesichts der immer größeren Nähe zu den S20-Modellen hat so mancher Kommentator zuletzt bereits die Sinnhaftigkeit der Note-Serie infrage gestellt. Mit dem Galaxy Note 20 Ultra gibt es nun nominell das neueste Spitzengerät von Samsung. Ob es mehr ist als ein S20 Ultra mit Stift, ist eine der Fragen, denen im folgenden Test nachgespürt werden soll.

Nichts für kleine Hände

Es ist eine Feststellung, um die wohl kein Test des Galaxy Note 20 Ultra herumkommt: Samsungs Smartphone ist groß, sehr groß sogar. Und das ist zwar an sich richtig, die gerne gepflegte Erzählung von immer größer werdenden Smartphones lässt sich damit aber trotzdem nicht unterfüttern. Denn mit seinen 164,8 x 77,2 x 8,1 mm ist das Note 20 Ultra fraglos nichts für kleine Hände, von solchen Monstern wie dem 2014 veröffentlichten Nexus 6, das noch mal sechs Millimeter breiter war, sind wir damit aber trotzdem noch immer ein gutes Stück entfernt. In Wirklichkeit hat sich an den Abmessungen der Note-Reihe eigentlich in den vergangenen Jahren recht wenig getan. Es sind lediglich die Displays, die einen immer größeren Teil der Vorderseite einnehmen – und dabei auch länger geworden sind.

Das Galaxy Note 20 Ultra.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Das Note 20 Ultra ist für diesen Trend ein gutes Beispiel: Ober- und unterhalb des Displays ist nur mehr ein kleiner Rahmen zu sehen, links und rechts biegt sich der Bildschirm ohnehin über den Rand. Wobei dieses "Edge" genannte Design allerdings in die Kategorie "Geschmackssache" fällt. Der Tester bevorzugt etwa lieber eine flache Front, so wie es beim regulären Galaxy Note 20 der Fall ist.

Ersteindruck

Wenn wir schon bei den Äußerlichkeiten sind: Das Galaxy Note 20 Ultra gibt es in den Farben Schwarz, Weiß und Bronze – die letzte scheint die von Samsung favorisierte sein, weshalb auch sämtliche Tester Leihgeräte in dieser Variante erhalten haben. An der Verarbeitung gibt es, wie von Samsung gewohnt, nichts auszusetzen, erfreulich ist dabei vor allem, dass die Rückseite weniger rutschig ist als bei früheren Geräten der Firma. Im Unterschied zu vielen anderen aktuellen Smartphones hat sich Samsung zu einem recht kantigen Design entschieden, die Ecken sind also nur dezent abgerundet. Sonst gibt es äußerlich wenig zu sagen, außer vielleicht, dass die rechts angebrachten Power- und Lautstärke-Buttons hervorragend verarbeitet sind.

Und dann wäre da noch eine Kleinigkeit, die in Wirklichkeit alles andere als eine solche ist: Aus der Rückseite ragt nämlich das Kameramodul des Geräts heraus. Wer gemeint hat, dieses wäre schon beim S20 Ultra wenig dezent ausgefallen, der sollte sich das Note 20 Ultra lieber gleich gar nicht ansehen. Hier steht das Kameramodul nämlich noch ein Stück weiter heraus, und da es auch noch ein paar Millimeter schmäler ausfällt, hat dies unerfreuliche Konsequenzen: Am Tisch liegend ist das neue Samsung-Smartphone praktisch unbenutzbar, da es bei jeder Berührung kippt. Zumindest wurde das Kameramodul optisch im Vergleich zum S20-Pendant aufgewertet, der Look wirkt nun auch so, als hätte sich ein Designer das Ganze vor der Veröffentlichung angesehen. Ein wichtiger Wert muss noch nachgereicht werden: Mit 208 Gramm ist das Smartphone alles andere als leicht.

Das Note 20 Ultra ist zweifellos groß, aber nur zur Erinnerung: Links im Bild Googles Nexus 6 aus dem Jahr 2014, das sechs Millimeter breiter war.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Der Bildschirm

Mit 6,9 Zoll bei einem Seitenverhältnis von 19,3:9 schrammt das Display des Galaxy Note 20 Ultra nur mehr haarscharf an der 7-Zoll-Grenze vorbei, was natürlich heißt, dass es sich für Medienkonsum sehr gut eignet. Die Auflösung des AMOLED-Bildschirms liegt bei 1.440 x 3.088 Pixel, was einer Pixeldichte von 496 PPI entspricht. Also zumindest theoretisch, denn in der Praxis wird das kaum jemand nutzen. Das liegt an einem anderen Umstand, hat das Note 20 Ultra doch ein 120-Hz-Display, und entgegen ersten Berichten lässt sich diese hohe Darstellungsfrequenz wieder nicht mit der vollen Auflösung kombinieren. Hier liegt das Maximum dann bei 2.316 x 1.080 Pixel. Und da der 120-Hz-Modus im Alltag den größeren Unterschied ausmacht – alle Animationen sind weicher, die Stifteingabe flotter –, wird die volle Display-Auflösung wohl bei den meisten brachliegen.

Doch zurück zum 120-Hz-Modus, hier gibt es nämlich eine echte Premiere: Das Note 20 Ultra kommt als erstes Smartphone mit einem "Variable Refresh Rate"-Display. Das bedeutet, dass der Bildschirm nicht nur zwischen zwei Festwerten wechseln kann, sondern wirklich dynamisch die Frequenz zwischen 10 und 120 Hz anpassen kann – je nach Bedarf. In der Praxis ist aber auch das noch ein theoretisches Versprechen, weder Android selbst noch die verwendeten Grafiktreiber unterstützen derzeit eine solche stufenlose Änderung. Der Weg ist aber zumindest schon einmal vorgezeichnet. Beim Note 20 Ultra gibt es nun eine Art Zwischenlösung, bei der die Frequenz je nach Inhalt automatisch zwischen 10, 30, 60 und 120 Hz gewechselt wird. So kann dann etwa beim Bilderbetrachten mit 10 Hz Strom gespart werden, während Apps, die intensiv von Scrolling Gebrauch machen, von den vollen 120 Hz profitieren.

Ansonsten kann man zum Display, wie von Samsung gewohnt, nur das Beste sagen: Die Darstellungsqualität ist hervorragend, die maximale Helligkeit auch. Es gibt HDR10+-Support, und mit dem neuen Gorilla Glass 7 soll es noch besser gegen Beschädigungen geschützt sein als seine Vorgänger, auch wenn solche Versprechungen bei zu großen Teilen aus Glas bestehenden Geräten natürlich relativ sind. Ganz besonders bei Devices mit seitlich abgerundetem Display und einer Rückseite, die ebenfalls aus Glas ist.

Der S-Pen ist das entscheidende Merkmal des Note 20 Ultra.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Der Stift

Kurz wurde er schon erwähnt: Der S-Pen bekommt mit dem Note 20 Ultra ein entscheidendes Speed-Upgrade. Die Latenz wurde von den 42 ms beim Vorgänger auf 9 ms reduziert. Und das merkt man auch: Das Schreiben fühlt sich schon fast wie auf echtem Papier an. Also zumindest, wenn man den erwähnten 120-Hz-Modus aktiviert hat, sonst wächst die Latenz nämlich auf 26 ms. Und da der Stift immerhin das bestimmende Merkmal dieser Reihe ist, wäre es spätestens hier komplett widersinnig, lieber die maximale Auflösung zu nutzen. Insofern hätte Samsung eigentlich gleich "nur" ein FHD+-Display verbauen können.

Zu den weiteren Verbesserungen bei der Stifteingabe gehört der automatische Abgleich der damit erstellten Notizen zwischen mehreren Geräten. Noch wichtiger ist aber die Verbesserung der Handschriftenerkennung. Den Autor wird man trotzdem nicht mehr dazu bringen, wieder handschriftliche Notizen anzulegen.

Prozessor mit Schwächen

Die erste große Enttäuschung gibt es dann bei einem Blick auf den Prozessor des Galaxy Note 20 Ultra. Der Exynos 990 mag der derzeit schnellste Chip aus Samsungs eigener Fertigung sein, aber das ist nur ein schwacher Trost. Besagter SoC ist nämlich nicht nur langsamer als jener Snapdragon 865+, der in der US-Version des Note 20 verbaut wird, er verbraucht auch mehr Strom und neigt bekanntermaßen zu Hitzeproblemen. Dieser Effekt zeigt sich denn auch im Test schnell: Schon beim Einrichten des Geräts wird dieses – zugegeben an einem heißen Tag – ziemlich warm. Im Benchmark von 3DMark wird das Gehäuse bei mehreren Durchläufen dann gar dermaßen heiß, dass es beim Halten richtig unangenehm wird. Zwar bricht die Performance weniger dramatisch ein, als es noch beim S20 Ultra mit demselben Chip der Fall war, trotzdem: Von einem Gerät in dieser Preisklasse sollte man eigentlich erwarten können, dass der Hersteller die Hitzeentwicklung besser im Griff hat.

Der S-Pen kann jetzt auch zur Systemsteuerung genutzt werden, was in der Praxis in etwa so mühsam ist, wie es klingt. Googles Nearby Sharing profitiert vom Ultra-Wide-Band-Support. In Benchmarks schlägt sich das Note 20 Ultra gut, aber auch nicht so gut wie andere aktuelle Topgeräte.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

In Benchmarks liefert das Note 20 Ultra – wie zu erwarten – Werte leicht unter jenen anderer aktueller Top-Smartphones. Geht es um die Alltagsperformance, muss man sich trotzdem keine Sorgen machen. Im Test erwies sich das Samsung-Gerät als durchgehend flink, der 120-Hz-Modus verstärkt diesen Eindruck natürlich noch einmal. Eine interessante Entscheidung gibt es an anderer Stelle: Sämtliche Varianten des Note 20 Ultra werden mit 12 GB RAM geliefert. Ein Modell mit 16 GB – beim S20 Ultra gab es noch ein solches – wird hingegen nicht angeboten. Das ist aber, ehrlich gesagt, auch wirklich nicht notwendig, die 12 GB reichen allemal aus.

Ein kleines Kamera-Upgrade

Die Ähnlichkeiten zum S20 Ultra setzen sich bei der Kamera fort, kommt doch hier die exakt selbe 108-Megapixel zum Einsatz. Insofern nur der Schnelldurchlauf: Von Haus aus werden dabei 3x3 Bildpunkte zu einem fertigen Pixel in der Aufnahme kombiniert, wodurch 12-Megapixel-Bilder entstehen. Dieser Aufbau verspricht vor allem eine starke Lichtempfindlichkeit am Abend, während tagsüber mehr Details eingefangen werden können – so zumindest die Theorie. Generell ist der verwendete Sensor mit 1/1.33 Zoll sehr groß, die Blende liegt bei f/1.8.

Bei gutem Licht liefert die Kamera gute Fotos. Auch wenn sie dazu neigt, die Aufnahmen etwas zu dramatisieren.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Bei Kunstlicht wird es schon schwieriger, der Aufnahme fehlt es an Schärfe und Details.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Bevor hier ein Missverständnis entsteht, gleich vorab: Mit dieser Kamera lassen sich zum Teil wirklich sehr gute Aufnahmen erzielen – vor allem bei guten Lichtverhältnissen. Das gilt freilich nicht für fast alle aktuellen Top-Smartphones, sondern auch für einige, die erheblich günstiger sind. Der Blick ins Detail offenbart dann aber leider auch wieder die gewohnten Samsung-Schwächen. Dazu gehört die Neigung, Details wie gemalt wirken zu lassen, was sich mit geringer werdendem Umgebungslicht immer stärker zeigt. Überhaupt ist es mit dem Note 20 Ultra dank des lichtstarken Sensors zwar möglich – für ein Smartphone –, sehr schöne Abendaufnahmen zu schießen, aber das klappt eben leider nicht immer. Mangelnde Konsistenz und somit Zuverlässigkeit bleibt insofern weiterhin ein strukturelles Problem der Samsung-Kamerasoftware.

Abendaufnahme mit automatischer Szenenoptimierung für "Nacht" also längerer Belichtungszeit. Dieses Bild ist gut gelungen und vor allem erfreulich scharf, einige anderer Schnappschüsse am Abend sind hingegen viel zu hell oder auch verschwommen geworden.
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Positiv ist hingegen anzurechnen, dass Samsung eines der größten Probleme mit der Kamera des S20 Ultra ausräumt. Dank einem Laser-Autofokus funktioniert das Scharfstellen nun wesentlich flotter und zuverlässiger. Die Aufnahme dieser zusätzlichen Komponente ist freilich auch ein Eingeständnis von Samsung, dass dem Unternehmen bei der Kamera des S20 Ultra ein schwerer Fehler unterlaufen ist. Und zwar einer, den man nicht so ohne weiteres mit Software-Updates bereinigen kann, wie das Unternehmen bisher standhaft behauptet hat.

Weitwinkel

Die Ultraweitwinkelkamera ist überhaupt vollständig deckungsgleich mit jener des S20 Ultra. Es gibt also einen 12-Megapixel-Sensor mit 1,4 μm Pixelgröße, f/2.2 und vor allem: einem Blickfeld von 120 Grad. In Summe ist dies damit der beste Teil des gesamten Kameraaufbaus des Note 20 Ultra – und auch derzeit wohl die beste Weitwinkelkamera, die in einem Smartphone zu finden sind. Im direkten Vergleich etwa zu einem P40 Pro+ von Huawei gefällt vor allem das deutlich größere Blickfeld.

Die Ultraweitwinkelkamera schlägt sich hervorragend.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Kleines Telefoto-Update

Die Telefotokamera wurde hingegen neu gestaltet: Es gibt jetzt einen 12-Megapixel-Sensor mit einer Blende von f/3.0 und 1,0μm. Vor allem aber wurde die Periskoplinse neu gestaltet, woraus jetzt ein nativer Vergrößerungsfaktor von 5x statt 4x resultiert. Hybrid verspricht Samsung nun angesichts der vielen spöttischen Worte über den 100x "Space Zoom" des S20 Ultra lieber nur mehr 50x. Was heißt all das in der Praxis? Zur Klärung dieser Frage wurden im Test Fotos mit den Vergrößerungsstufen, 2x, 3x, 4x, 5x, 6x, 7x, 8x, 10x, 20x und 50x sowohl mit Galaxy Note 20 Ultra als auch mit dem S20 Ultra gemacht. Das Ergebnis: Das neuere Smartphone schlägt sich zwar in Summe besser – aber auch nicht immer. Im Endeffekt gibt es Vergrößerungsfaktoren, bei denen das S20 Ultra gewinnt. Das ist auch nicht verwunderlich, immerhin ist 4x der native Faktor dieses Smartphones, während das Note 20 Ultra hier hybrid berechnen muss. Und natürlich läuft es genau umgekehrt bei 5x.

Generell fällt wieder einmal auf, dass die für die Kombination von optischem und digitalem Zoom genutzte Software von Samsung zum Teil erschreckend schlecht ist. Ein zum Vergleich herangezogenes Pixel 4 liefert bis zu 4x – trotz deutlich schwächerer Hardware – durchgängig die besseren Fotos als das Note 20 Ultra. Erst ab 5x setzt sich das Samsung-Gerät ab – dies dafür dann aber auch deutlich. Die Software von Samsung vernichtet Details gerade bei kleinen Vergrößerungsstufen zum Teil komplett, was sich etwa bei Blättern besonders eindrücklich zeigt. Und auch hier zeigen sich all diese Effekte bei weniger Licht immer stärker. Eine Aufnahme in der Nacht mit einem Vergrößerungsfaktor von 4x ist kaum mehr von einem Smartphone mit einem guten digitalen Zoom zu unterscheiden. Und das ist angesichts der Hardwarevorteile doch einigermaßen verblüffend.

Bei Vergrößerungsfaktor 2 versagt die Kamera des Note 20 Ultra grob. Ob Blätter oder Strukturen im Hintergrund, alles wirkt komplett künstlich.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Bei Faktor 5 sieht es dann schon viel besser aus. Das ist allerdings auch keine große Überraschung, das ist der native Faktor der Kamera.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Bei Faktor 10 liefert das Note 20 Ultra noch immer sehr gute Bilder.
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Zwei Bemerkungen noch zu den Telefotoaufnahmen beim Note 20 Ultra: Im Vergleich zum S20 Ultra sind diese meist ausgeglichener, und weniger übertrieben "dramatisch". Und der erwähnte 50x-Modus ist zwar selbst bei optimalen Lichtverhältnissen noch immer komplett sinnlos, aber die dabei zusammengewürfelten Pixelhaufen fallen wenigsten etwas weniger zufällig aus als beim S20 Ultra.

Einen Tiefensensor gibt es für die Note-Reihe nicht mehr. In der Praxis wird er aber ohnehin niemandem abgehen. Bisher gibt es kaum sinnvolle Belege dafür, dass dieser wirklich eine bessere Qualität bei Porträtbildern liefert, wie in Marketingmaterialien diverser Hersteller so lange versprochen wurde.

Selfies und Videos

Dann wäre da noch die Frontkamera – also jene für Selfies halt. Dabei handelt es sich wiederum um das exakt gleiche Modell wie beim S20 Ultra (10 Megapixel, 1,22 μm, 80 Grad, f/2.2), und das ist in diesem Fall eine gute Nachricht: Sie liefert nämlich an sich sehr gute Bilder. Man könnte sie sogar hervorragend nennen, wäre da nicht – erneut – die Neigung der Samsung-Software Aufnahmen immer wieder viel zu stark weichzuzeichnen.

Im Pro-Video-Modus kann gezielt zwischen den Mikrofonen gewechselt werden.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Zu den unumstrittenen Stärken von Samsung-Smartphones gehören die Videofähigkeiten. Der neue 8K-Modus (mit bis zu 24 Bildern pro Sekunde) bleibt zwar weiter ein eher sinnfreies Gimmick, aber in 1080p und 4K kann das Note 20 Ultra voll und ganz überzeugen. Die Stabilisierung verrichtet hervorragende Arbeit, die Bildqualität ist – für ein Smartphone – wirklich gut. In dieser Hinsicht gibt es beim Note zwei interessante Softwareneuerungen: So kann nun gezielt im Pro-Video-Modus zwischen verschiedenen Mikrofonen gewechselt werden. Außerdem ist es möglich, Videos in 120 FPS aufzunehmen – und zwar nicht als Zeitlupenaufnahme, sondern in Echtzeit.

Fingerprint: Meh

Zur biometrischen Autorisierung bietet Samsung wieder den gleichen Ultraschall-Fingerprint-Sensor unter dem Display an, der schon bei der S20-Reihe verbaut wurde. Wer hier auf eine Vergrößerung der Erkennungsfläche gehofft hat, wird also enttäuscht. Generell ist dieser Sensor zwar sicherer als die In-Display-Lösungen vieler anderer Hersteller, er ist aber auch weniger zuverlässig und langsamer.

Nur ein mittelmäßiger Akku

Der Akku ist mit 4.500 mAh spezifiziert, was einer leichten Steigerung gegenüber dem Vorgänger (dem Note 10+ mit 4.300 mAh) entspricht. Im Vergleich zum S20 Ultra ist dies trotzdem deutlich weniger, dieses hat einen 5.000-mAh-Akku. Den Unterschied macht hier der Stift aus, der so seinen Platz im Gehäuse braucht. Die Akkulaufzeit erwies sich angesichts dieser Eckdaten im Test mit fünf bis sechs Stunden Screen On Time allerdings als etwas enttäuschend. Gleichzeitig kommt dieses Ergebnis nicht komplett überraschend. Schon die in Europa verkaufte Variante des S20 Ultra zeigte eine für die Größe des Akkus relative schwache Laufzeit. Hier zeigen sich also die Defizite des Exynos-Chips erneut deutlich.

Im Akku-Benchmark von PCMark, der auf realistische Lasten ausgelegt ist, kommt das Note 20 Ultra gar nur auf einen sehr enttäuschenden Wert von 9:08 Stunden. Dies bei aktiviertem 120-Hz-Modus, was aber hier auch die Default-Einstellung ist. Zum Vergleich: Das Oneplus 8 Pro – ebenfalls im 120-Hz-Modus – erzielt hier 10:25 Stunden. Geräte mit 60 Hz-Darstellung wie Googles neues Pixel 4a kommen sogar auf mehr als zwölf Stunden. Damit wird eines klar: Wer eine lange Akkulaufzeit will, muss auch hier den 120-Hz-Modus abschalten. Typischerweise lassen sich dann noch mal so um die 30 Prozent mehr herausholen – wobei das natürlich massiv vom eigenen Nutzungsverhalten abhängt. Zudem zeigt sich aber auch, dass die dynamische Frequenzregelung des Displays noch nicht so viel bringt, wie zu erhoffen war.

Geladen wird über den USB-C-Anschluss oder drahtlos.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Eine etwas überraschende Änderung gibt es beim Laden: Hatte das S20 Ultra noch Schnellladen mit 45 Watt unterstützt, gibt es hier nun "nur" mehr 25 Watt. In der Praxis heißt dies trotzdem noch immer, dass der Akku im Test nach zehn Minuten schon wieder bei 21 Prozent Ladung war, eine volle Ladung war dann nach etwas mehr als einer Stunde erreicht. Drahtloses Laden gibt es ebenfalls, und zwar mit 15 Watt.

Wer über Akkus spricht, muss auch über zweifelhafte Stromsparmaßnahmen der Hersteller reden: Zu solchen greift auch Samsung, wenn man auch zumindest bei der Einrichtung des Geräts darüber kurz informiert. So werden dann Apps, die länger als drei Tage nicht genutzt wurden, auf inaktiv gestellt, was zu allerlei Problemen führen kann. Im Vergleich zu so manch anderem Hersteller ist das allerdings noch immer eher dezent, und zumindest lässt es sich komplett deaktivieren.

5G und WLAN 6

Bei den Netzwerkkomponenten spielt Samsung wieder seine Hardwarestärken aus: Es gibt also neben WLAN 6 auch 5G-Support sowie LTE Cat 20 und Bluetooth 5.0. Zudem gibt es Dual-SIM-Support plus noch eine fix verbaute eSIM. Besonders interessant ist die "Ultra Wide Band"-Unterstützung, die auch gleich für besonders schnelle Datentransfers zu anderen Smartphones mit Googles neuem Nearby Share genutzt wird.

Lautsprecher gibt es auch noch, und derer sogar zwei – also Stereo-Sound. Dieser fällt auch unzweifelhaft sehr laut aus, gleichzeitig klingt das Ergebnis blechern. Die Lautsprecher des S20 Ultra waren im direkten Vergleich besser. Der lokale Speicherplatz liegt je nach Modell bei 256 oder 512 GByte, auf ein 128-GByte-Modell verzichtet man angesichts der Bewerbung von 8K-Videos zu Recht. Wem das noch zu wenig ist, der kann den Speicherplatz auch noch mit einer Micro-SD-Karte erweitern. Ebenfalls wieder mit dabei ist eine IP68-Zertifizierung, das Note 20 Ultra ist also vor Wasser und Staub geschützt, baden gehen sollte man damit aber trotzdem nicht.

Android 10

Als Software läuft auf dem Note 20 Ultra OneUI 2.5 auf Basis von Android 10. Im Vergleich zu dem bei anderen Samsung-Smartphones aktuellen OneUI 2.1 halten sich dessen Neuerungen im kaum merklichen Bereich. Generell würde Samsung wieder einmal ein Aufräumen seines Systems anstehen. Dies zeigt sich an all den mittlerweile verwaisten Gimmicks oder veralteten Funktionalitäten, die mittlerweile die Software zumüllen. So wird etwa neben dem neuen Nearby Share auch noch Samsungs altes Quick Share sowie sogar Android Beam angeboten – drei Tools für exakt dieselbe Aufgabe.

Samsung installiert reichlich Apps vor, viele lassen sich entfernen. Manch zweifelhafte Beigabe ist hingegen versteckt. Rechts im Bild: Der 120-Hz-Modus arbeitet weiter nicht mit der vollen Auflösung zusammen.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Die Vorinstallation von Apps fällt ähnlich exzessiv aus, neben den vorgeschriebenen Programmen von Google finden sich noch jede Menge Apps aus Samsungs eigener Entwicklung auf dem Smartphone. Und auch die Microsoft-Präsenz wächst weiter stetig. Garniert wird dies dann noch mit so sinnlosen, weil ohnehin jedem bekannten Beigaben wie Facebook, Netflix oder Spotify. Allerdings gibt es in dieser Hinsicht auch eine gute Nachricht: Immerhin 21 dieser vorinstallierten Apps lassen sich wirklich restlos entfernen, darunter zum ersten Mal auch Facebook. Wer jetzt in Freude ausbricht, sei aber gleich wieder gebremst: Denn versteckt befinden sich am System noch drei andere Apps von Facebook, von denen eine sogar nach Belieben weitere Programme nachinstallieren kann. Genau für dieses Verhalten kam gerade erst Oneplus in Kritik, fairerweise sei also erwähnt, dass Samsung das Gleiche tut. Zumal man diese Services zwar über die Systemeinstellungen deaktivieren kann, sie aber nach Updates zum Teil wieder aktiviert werden. Gerade für ein Smartphone, dass mehr als 1.000 Euro kostet, ist solch ein Verhalten schlicht eine Frechheit. Ebenso wie der Umstand, dass Samsung zunehmend dazu neigt, den Nutzern Werbung auf ihre Geräte zu pushen.

Updates!

Wesentlich positiver ist da schon eine andere Nachricht: Mit der Vorstellung des Note 20 ging nämlich eine Ausweitung des Update-Versprechens von Samsung einher. Künftig (und auch schon für einige bestehende Geräte zurück zum S10) sollen nämlich alle High-End-Geräte drei Jahre lang große Versions-Update und Sicherheitsaktualisierungen bekommen – womit man erstmals mit Googles eigenem Versprechen mithalten kann. Genau genommen übertrifft man es sogar, da Samsung in der Praxis oftmals sogar vier Jahre lange Sicherheitsaktualisierungen liefert.

Jetzt könnte man natürlich anmerken, dass der Veröffentlichungszeitpunkt des Note 20 in dieser Hinsicht nicht optimal ist, immerhin kommt mit Android 11 in wenigen Wochen eine neue Android-Generation, die da schon als erstes Update zählt. Womit dann beim Note 20 mit Android 13 Schluss sein sollte, während das bald folgende Pixel 5 und auch das Pixel 4a 5G zumindest noch Android 14 erhalten werden. Aber wer will schon so kleinlich sein? Die Entwicklung ist erfreulich, und das zählt.

Wie weit steht das Kameramodul heraus? Sehr weit.
Foto: Proschofsky / STANDARD

DeX

Zu den großen Spezialitäten der Samsung-Software gehört der Desktop-Modus DeX. Dieser erfährt beim Note 20 einige kleinere Verbesserungen, etwa eine bessere Drag-&-Drop-Integration mit Windows. Die zentrale Neuerung nennt sich aber "Wireless DeX": Der Desktop-Modus kann nun via Miracast kabellos an SmartTVs übertragen werden. Das funktioniert tatsächlich, ob es wirklich sinnvoll ist, ist wieder eine ganz andere Frage. So wird dabei der Touchscreen des Smartphones zum Touchpad, über das der Mauszeiger gesteuert wird. Das ist in der Praxis genauso mühsam wie es klingt. Trotzdem gibt es dafür sicherlich eine Zielgruppe, etwa wenn man eine Präsentation am Smartphone mithat. Hier hilft dann auch, dass man den S-Pen als Klicker zur Steuerung der Slides verwenden kann. Zudem besteht natürlich weiter die Möglichkeit, Maus oder Tastatur via Bluetooth zu pairen. Wer so weit ist, könnte dann freilich gleich wieder das HDMI-USB-C-Kabel mitnehmen, mit dem DeX auch deutlich flotter agiert.

Viel Aufsehen hat Samsung bei der Präsentation um seine Partnerschaft mit Microsoft und im Speziellen die Integration des neuen Spielestreamingdienstes xCloud gemacht. Dieser Schritt ist zweifellos interessant, in der aktuellen Softwareversion ließ sich dies aber noch nicht testen – also kann dazu auch nichts Brauchbares gesagt werden.

Verfügbarkeit

Bleibt noch der Preis, bei dem man sich je nach Modell zwischen sauteuer und sauteuer entscheiden kann. Die Ausführung mit 256 GB gibt es um einen Listenpreis von 1.299 Euro, für das Modell mit 512 GB gilt es dann noch einmal 100 Euro mehr zu bezahlen. Zumindest ist das eine Spur günstiger als die Preise des S20 Ultra – auch schon was. Und wer jetzt noch schnell vorbestellt (bis zum 20. August), bekommt wahlweise einmal die Galaxy Buds Live oder ein Xbox Game Pass Bundle gratis dazu. Der offizielle Verkauf startet dann am 21. August.

Fazit

Was bleibt? Ein fraglos in vielerlei Hinsicht hervorragendes Smartphone: Vor allem die Verbesserungen am Autofokus der Kamera, aber auch am 120-Hz-Modus stechen positiv hervor. Das Display ist generell weiter eine der großen Stärken der Samsung-Geräte. Für Freunde der Stiftsteuerung ist wiederum der sehr viel flottere S-Pen ein echter Gewinn.

Sehr gutes Smartphone, aber auch sehr teuer. Und nicht ohne Fehl.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Gleichzeitig wirkt das Ganze aber auch wie eine Art Bugfix-Release für das S20 Ultra, die Unterschiede zwischen den beiden Modellen halten sich in engen Grenzen. Und dann gibt es noch ein paar echte Defizite: Die Akkulaufzeit ist gerade für ein Gerät dieser Größe enttäuschend, und bei der Kamera steht die Samsung-Software – schon wieder – der unzweifelhaft beeindruckenden Hardware im Weg. Sie ist noch immer sehr gut, aber eben auch nicht so gut, wie sie sein könnte.

Trotzdem: Das Note 20 Ultra wird fraglos seine Abnehmer finden – und das durchaus zu Recht. Es ist ein sehr gutes Smartphone für all jene, bei denen das Budget keine sonderliche Rolle spielt – oder für jene, die unbedingt einen Stift benötigen. Gleichzeitig drängt sich gerade angesichts der hervorragenden Mittelklasse-Smartphones des Jahres 2020 – allen voran Oneplus Nord, Pixel 4a und das neue iPhone SE – immer stärker die Frage auf, ob es wirklich sinnvoll ist, dermaßen viel Geld für ein neues Smartphone auszugeben. Immerhin zahlt man hier das Dreifache im Vergleich zu den zuvor erwähnten Geräten, um den Preis mal in Relationen zu setzen. (Andreas Proschofsky, 18.8.2020)