Norbert Hofer sucht weiter nach einer Linie für seine neue FPÖ.

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In der FPÖ harrt man der Dinge, die da kommen mögen. Groß war in der Parteispitze, aber auch in den restlichen Bundesländern vergangenen Sommer die Empörung über die Wiener FPÖ, die sich einfach nicht von ihrem langjährigen Obmann Heinz-Christian Strache lösen konnte. Teils ging das so weit, dass vereinzelte Stimmen schon den Ausschluss der Wiener aus der "freiheitlichen Familie" forderten, wie beispielsweise der niederösterreichische Landesrat Gottfried Waldhäusl.

Auch rund um Parteichef Norbert Hofer und Klubobmann Herbert Kickl war man genervt. Die Wiener seien eine eigene Partie, hieß es da; schon Jörg Haider sei vor zwei Jahrzehnten daran gescheitert, dort groß umrühren zu wollen.

Und so kam es, dass die Wiener FPÖ von Dominik Nepp und Maximilian Krauss in die Wahl geführt wird – zwei Politikern aus dem engsten Umfeld der Ibiza-Protagonisten Strache und Johann Gudenus.

Korruptionsspekulationen

Weit nach Ibiza diskutierten Nepp, Krauss und Gudenus noch in Whatsapp-Chatgruppen über Straches Malversationen; Nepp spekulierte über weitere geheime Zahlungen – es gilt die Unschuldsvermutung. Auch der blaue "Vereinsexperte" Markus Tschank ist Teil dieser Clique, beinahe wäre er sogar Finanzreferent der Landespartei geworden, wären nicht zufällig kurz vor dem (dann wegen Corona abgesagten) Landesparteitag Ermittlungsunterlagen über die blauen Vereine an die Öffentlichkeit gespielt worden. Die Leibwächter, die für Strache Spesenbelege gesammelt haben sollen; die Assistentin, die diese umwandelte: Alle waren in der FPÖ Wien verankert.

Aber Ibiza allein reichte offenbar nicht für den großen Neuanfang. Das ist auch das Problem von Parteichef Norbert Hofer. Wenn im Oktober in Wien gewählt wird, hatte er schon knapp anderthalb Jahre Zeit, um als Parteiobmann Reformen einzuleiten. Bei der Wiener Landespartei hat er keine Muskeln spielen lassen können. Wird ihm das Ergebnis in der Hauptstadt selbst zum Verhängnis werden?

Diese Frage wird von Auskennern in der Partei verneint. Es gebe derzeit einfach keine Alternative zu Hofer, heißt es. Die durchaus beliebten Landespolitiker Manfred Haimbuchner und Mario Kunasek wollen in Oberösterreich und der Steiermark bleiben; Kickl soll selbst keine Lust auf die Rolle als Nummer eins haben.

Daher bleibt Hofer noch länger Zeit, die Partei umzubauen. Einen ersten Schritt sollen die Reformgruppen rund um Haimbuchner und den Welser Bürgermeister Andreas Rabl bieten.

Punkten will man auch mit einer "Anti Corona light"-Politik. Krasse Verschwörungstheorien bleiben dem Team Strache vorenthalten; den "Corona-Wahnsinn" rund um "die Freiheit einschränkende" Schutzmaßnahmen an sich will aber die FPÖ thematisieren, inklusive Impfungs-Njet vom Parteichef selbst. Ein weiteres Thema, das unter Hofer stärker werden soll: der Kampf gegen Umweltschutzmaßnahmen, die als überbordend wahrgenommen werden. (Fabian Schmid, 18.8.2020)