Vergleichen und erkennen: Krebspatienten erkranken nicht schneller an Covid als die allgemeine Bevölkerung.

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Krebspatienten, deren Immunabwehr in bestimmten Situationen durch die Therapie herabgesetzt ist, zählen in der Corona-Pandemie zu den Risikogruppen. Nun versuchen Forscher herauszufinden, wie gefährdet diese Patienten in der Hochphase der Pandemie tatsächlich waren.

Eine Studie an der Med-Uni Wien hat die Coronavirus-Infektionsraten von im Universitätsklinikum AKH Wien behandelten Krebspatienten analysiert. Dabei zeigte sich, dass diese aufgrund strikter Sicherheitsmaßnahmen im klinischen Bereich keine höheren Infektionsraten aufwiesen als die Gesamtbevölkerung. Eine Krebsbehandlung im Krankenhaus erhöhte somit nicht das Risiko für eine Ansteckung.

Krebskranke sind aufgrund ihrer Erkrankung und eines geschwächten Immunsystems generell zwar anfälliger für Infektionen – andererseits würden sie durch Fernbleiben von Ambulanzen und Kliniken im Sinne des Social Distancing wichtige Behandlungen und Untersuchungen versäumen.

Was war

Das interuniversitäre Forschungsteam unter Leitung von Matthias Preusser, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie am AKH Wien, führte im Zeitraum von 21. März bis 4. Mai 2020 insgesamt 1.688 Nasen- oder Rachenabstrich-Tests an 1.016 Patienten und Patientinnen durch. Insgesamt wurden vier positiv getestet. Die Testergebnisse wurden mit den Daten der österreichweiten Sars-CoV-2-Prävalenzstudie des Sora-Instituts sowie einer Kontrollgruppe von Nicht-Krebspatienten, die am Eingang des Universitätsklinikums AKH Wien getestet wurden, verglichen.

Die statistische Analyse zeigt, dass bei Einhaltung der strikten Sicherheitsvorkehrungen kein erhöhtes Infektionsrisiko für Krebskranke besteht. "Unsere Daten zeigen eine geringe Rate nachweisbarer Sars-CoV-2-Infektionen bei KrebspatientInnen. Diese Infektionsrate war mit jener der österreichischen Allgemeinbevölkerung vergleichbar und niedriger als die von Nicht-KrebspatientInnen, die sich in unserem Krankenhaus vorstellten", erklärt Erstautorin Anna Berghoff von der Klinischen Abteilung für Onkologie von Med-Uni Wien. Die Versorgung von Krebspatienten sei somit machbar.

Was wichtig bleibt

Preusser betonte die Wichtigkeit der Sicherheitsvorkehrung. "Unsere Ergebnisse zeigen die Notwendigkeit der Umsetzung strenger Richtlinien, um die Sicherheit von Angehörigen der Gesundheitsberufe und Patienten und Patientinnen in einer Klink mit einer hohen Fluktuation zu gewährleisten", so Preusser. Insbesondere die regelmäßige Testung zur Identifikation von asymptomatischen Infizierten sei wichtig. (red, 21.8.2020)