Bittere Pillen für die Krankenversicherung: Die finanziellen Prognosen sind düster – und gegen Jahresende könnte sich erst das wahre Ausmaß der Misere offenbaren.

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Über Monate sorgte die Causa für Streit und Spekulationen, nun liegen konkrete Zahlen vor: Laut Prognose soll das Defizit der fünf gesetzlichen Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherungen heuer bei insgesamt 619 Millionen Euro liegen. Das Gros entfällt mit 558 Millionen auf die mit einem Gesamtbudget von 20,2 Milliarden ausgestatteten Krankenversicherungen. Bis 2024 soll sich deren Minus kumuliert gerechnet auf 3,3 Milliarden auswachsen – allerdings gemäß einer "sehr vorsichtigen" Planung, wie der Dachverband der Sozialversicherungen betont.

Eine Erklärung dafür bietet die Corona-Pandemie. Wegen der massiv gestiegenen Arbeitslosigkeit werden die Einnahmen aus den Pflichtbeiträgen der Werktätigen statt um die vor der Krise prognostizierten 4,1 Prozent heuer nur um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen, was auf einen Entfall von rund 512 Millionen Euro hinausläuft. Doch auch manche Ausgaben verursachen in den Kassen Sorgen: Die Kosten für Medikamente sollen um 4,7 Prozent anwachsen.

Rettung soll am Mittwoch starten

Überdies sind die Prognosen mit einem Fragezeichen versehen. Die Versicherung hat angeschlagenen Unternehmen Stundungen – sprich Zahlungsaufschub – gewährt. Gegen Jahresende wird sich zeigen, wie viele die Rechnung begleichen können – oder pleitegehen.

Die SPÖ ruft angesichts der Zahlen nach einer Ausfallhaftung durch den Bund – was der ÖVP-Kassenfunktionär Peter Lehner prompt als "Panikmache" und "Effekthascherei" abtat. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) gibt sich da verbindlicher. Er hat längst für die laufende Woche Gespräche, wie sie die SPÖ fordert, angesetzt. Am Mittwoch soll es losgehen, um bis Ende September eine Lösung zu schaffen. (Gerald John, 17.8.2020)