Manche Passagiere ließen sich auf das Angebot ein und buchten um. Andere warten heute noch auf das Geld, das ihnen für einen abgesagten Flug zusteht.

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Noch ist von den Millionenhilfen, mit denen Türkis-Grün das Grounding der AUA verhindert hat, nichts geflossen. Voraussetzung dafür, dass die Lufthansa-Tochter die 450 Millionen Euro (300 Millionen als staatlich garantierten Kredit und 150 Millionen nichtrückzahlbaren Zuschuss) erhält, ist das Okay des deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Selbiges ist nun zumindest eingetroffen, Geld soll Ende August fließen.

Erstattung für Tickets

In Geduld üben müssen sich auch viele, denen die AUA Geld für ausgefallene Flüge schuldet: Die Ticketrückerstattung geht Monate, nachdem die ersten Flüge gecancelt wurden, zäh voran. Wer einschlägige Foren in Social Media abgrast, erfährt viel über Frust und Zorn hingehaltener Passagiere. Nicht immer geht es nur um ein paar Hundert Euro, die so mancher Fluggast fünf Monate nach dem Storno endlich auf seinem Konto sehen würde. So manches Unternehmen wartet auf Summen jenseits der 10.000 Euro.

AUA-Chef Alexis van Hoensbroech hatte in der Bilanzpressekonferenz vor rund zwei Wochen in Aussicht gestellt, dass die Erstattungen Ende August erledigt sein würden. Mit Juli seien drei Viertel der Fälle abgearbeitet, rund 50 Millionen Euro an Kunden zurückgezahlt worden, im August werde es ein zweistelliger Millionenbetrag sein, so van Hoensbroech. Man arbeite auf Hochtouren, lautete die wie ein Mantra vorgetragene Botschaft.

Diese und andere Informationen gab es auch für die AUA-Mitarbeiter in der hausinternen Infoveranstaltung "Red Hour". Da wurde vor den Beschäftigten über den Stand der Dinge referiert. Von den historisch schlechten Quartalszahlen – der operative Verlust belief sich auf 99 Millionen Euro – war die Rede und davon, dass weitere Verluste zu erwarten seien. Auch, dass es ein weiter Weg sein werde, ehe Normalität einkehren wird, wurde erwähnt. Das meiste, womit die AUA-Beschäftigten, die derzeit zum Großteil in Kurzarbeit sind, konfrontiert worden sind, war bekannt.

Prämien für Topmanagement

Eine Neuigkeit gab es aber doch, die vielen sauer aufgestoßen ist. Nicht nur dem Vorstand, auch den rund 200 Führungskräften wurden Boni-Zahlungen für das Geschäftsjahr 2019 genehmigt und ausbezahlt. Ende Juli – und mit Verspätung. Macht trotzdem keinen schlanken Fuß, findet der Vorsitzende des Bord-Betriebsrats, Rainer Stratberger. "Dass sich das Topmanagement Boni ausbezahlt und gleichzeitig viele Passagiere auf die Ticketrückerstattung warten, da verstehe ich die Verhältnismäßigkeit nicht." Üblicherweise werden diese variablen gehaltsabhängigen Bestandteile für das abgelaufene Jahr im Frühling ausbezahlt. Corona-bedingt, und weil da auch klar geworden war, dass sich die AUA um Staatshilfe anstellen wird, lag die Auszahlung auf Eis. Anders als ein mögliches Dividendenverbot bei Inanspruchnahme von Staatshilfe wurde ein potenzielles Boni-Verbot wesentlich zurückhaltender debattiert. Summen werden bei der AUA ohnehin nicht genannt, aber allein bei den drei Vorständen dürfte es sich um eine Größenordnung von rund eine Million Euro handeln.

So manchem in der AUA-Belegschaft soll es dafür an Verständnis fehlen, passe das doch ganz und gar nicht zur dramatischen, aktuellen Situation. "Wie kann es sein, dass einerseits hunderte Steuermillionen zur Stützung der AUA für das Geschäftsjahr 2020 fließen, und andererseits Bonuszahlungen für das Jahr 2019 ausbezahlt werden?", kritisieren AUA-Mitarbeiter. Und das, wo tausende Mitarbeiter nicht nur in Kurzarbeit feststecken, sondern – wenn die Staatshilfen geflossen sein werden – zudem einer ungewissen Zukunft entgegensehen.

Schulden begleichen

Die AUA will das eine nicht gegen das andere aufgerechnet wissen. In Sachen Ticketrückerstattung steige man aufs Gas, das Sparprogramm treffe auch die Führungsmannschaft hart. Bei den nun ausbezahlten Prämien handle es sich sozusagen um "Schulden" bei den Führungskräften, die die AUA nun begleiche, so Sprecherin Tanja Gruber. Praktisch alle Führungskräfte erhielten Teile ihres Gehalts abhängig vom wirtschaftlichen Erfolg. Das sei vertraglich so vereinbart. Immerhin hätte die AUA 2019 keinen Verlust erwirtschaftet. Zur Erinnerung: Entgegen allen Befürchtungen hat die AUA 2019 mit einem kleinen Plus von 19 Millionen Euro abgeschlossen. Im Übrigen gebe es bei Verlusten keine Prämienzahlungen. Davon sei heuer auszugehen. (Regina Bruckner, 18.8.2020)